Wenn ein Professor an einem trüben Tag in den Unisee steigt, dient dies natürlich der wissenschaftlichen Klärung von drängenden Fragen der Zeit. Bekleidet mit einem Trockenanzug – eigentlich genutzt zum Kanufahren – und bewaffnet mit Eisblock und Spielzeugboot begab sich Justus Notholt am vergangenen Donnerstag ins Wasser. Der Professor für Umweltphysik im Fachbereich 1 Physik/Elektrotechnik an der Universität Bremen ist mit diesem Experiment der Frage nachgegangen, ob sich Eisberge von einem Schlepper ziehen lassen.
Hintergrund ist die Theorie des französischen Ingenieurs George Mougin, dass in den Eisbergen der Arktis und Antarktis gigantische Trinkwasservorkommen tiefgefroren sind. Er glaubt, dieses Trinkwasser könnte die Versorgung der gesamten Menschheit abdecken. Nur wie gelangt ein solcher Eisberg dahin, wo Menschen Trinkwasser dringend benötigten? Welch eine transporttechnische Aufgabe!
Um zu zeigen, ob dies nun wirklich realisierbar ist, wandte sich ein Team der Sendung „Planetopia“ an den Eisspezialisten Professor Heinrich Miller vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und an den Umweltphysiker Professor Notholt der Uni Bremen. Notholt kreierte dazu einen amüsant anmutenden Versuch: Als Eisberg fungierte ein 10-Liter-Eisblock und als Schlepper ein motorbetriebenes Spielzeugboot.
Um die Mittagszeit war es dann soweit: Der Eisblock wurde zu Wasser gelassen und mit einer Schnur an das motorbetriebenen Playmobil-Boot gebunden. Nun beginnt die Beobachtungsphase. Zunächst passiert nicht viel; der Eisblock dreht sich um sich selbst, kommt aber kaum von der Stelle. Trotz ins Verhältnis gesetzter Größen und Kräfte ist das Boot kaum in der Lage, den Eisblock zu ziehen.
Echte Eisberge können bis zu sieben Milliarden Tonnen wiegen. Sie versinken bis zu 9/10 im Wasser. Dieser, nicht ganz hoch wissenschaftlichen Versuch lässt aber die Vermutung zu, dass der Transport eines Eisberg aus der Arktis beispielsweise an die Nordküste Afrikas eine hoch komplexe und schwer zu lösende Aufgabe wäre.
Der Versuch wurde für die Sendung „Planetopia“ unternommen und von einem Kamerateam aufgezeichnet. Die Sendung wird frühestens Mitte Dezember ausgestrahlt, der genaue Sendetermin wird noch bekanntgegeben.
Prof. Dr. Justus Notholt
Institut für Umweltphysik
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