(AKAD01) Guillaume de Machaut - der Künstler und seine Kunst

Die Annäherung an mittelalterliche Musik ist eine große Herausforderung für uns. Zu den Schwierigkeiten gehört hier zuerst die Vorstellung von einer Musik, die von einem Dichter erschaffen wird - bevor der Beruf eines Komponisten und der Beruf eines Dichters sich voneinander trennen, sich verselbständigen: Machaut (ca. 1300-1377) war Dichter und Komponist in einer Person. Das wäre in etwa eine synkretische Kunst. Die Darbietung, die Rezeption seiner Kunst war anders als wir das kennen. Die meisten Überlieferungen sind Manuskripte mit Text, Noten und Illuminationen (=Illustrationen), die wir kaum mit der Comic-Tradition des 20. Jahrhunderts vergleichen können. Wie hat sein Publikum=Auditorium diese Kunst aufgenommen? Können wir uns das vorstellen?
Historisch gesehen beendet Machaut die Epoche der höfischen Lyrik mit alldem, was wir mit den Begriffen wie Troubadouren, Minnesänger, Ritter verbinden. Er ist der Vollender dieser Tradition, die wir trotz zahlreicher Studien doch mehr aus den historischen Romanen kennen und somit ziemlich ungenau. Wie sieht das Verhältnis Mann-Frau in seiner Welt aus?
Seine Poesie ist in Alt-Französisch. Aktuell sind einige seiner Werke in englischer Übersetzung zugänglich geworden. Das sind sicherlich Umwege, aber immerhin eine Möglichkeit an die Emblematik und Realität dieser poetischen Welt heranzukommen. Noch schwieriger ist es allerdings mit der eigentlichen Musik. Die vorliegenden Ausgaben sind supergut vorbereitet, sie orientieren sich jedoch an uns, eventuellen Interpreten des 20.-21. Jahrhunderts. Entsteht hier eine gewünschte Nähe oder eher eine historische Distanz? Wie ist es mit den so genannten authentischen Aufnahmen? Wie authentisch sind sie? Was wissen wir darüber, wie diese Musik erklingen soll?

Und last but not least wie ist diese Musik - was sind Melodien, die Mehrstimmigkeit, die Rhythmik, die Polyphonie? Können wir sie "verstehen"?

Vergessen wir nicht noch etwas weiterhin Besonderes an Machaut: Er war der erste Künstler, der es gewagt hat, stolz über seine Leistung zu sein - er hat eine Auflistung und Würdigung seines Schaffens am Ende seiner Lebenszeit zusammengestellt. So in etwa wie Petrarca seine Lorbeerkrönung als Dichter fast zu gleicher Zeit minutiös vorbereitet und inszeniert hat.

In den letzten Jahrzehnten haben insbesondere US-amerikanische Kollegen die Machaut-Forschung stark vorangebracht. Sind wir auf diesem Wege schon so weit, dass wir Machaut für uns entdecken können?
 


Dozent:    Dr. Grigori Pantijelew

Veranstaltungsart:      Online-Seminar:    
Gruppe:    AKAD01A   - dienstags,    10:00 s.t. - 11:30 Uhr (ab 15.10.2024)
Gruppe:    AKAD01C   - donnerstags,    16:30 s.t. - 18:00 Uhr (ab 17.10.2024)
Gruppe:    AKAD01D   - freitags,    11:00 s.t. - 12:30 Uhr (ab 18.10.2024)

Hinweis: bitte beachten Sie, dass sich die Uhrzeit donnerstags und freitags geändert hat.

Veranstaltungsart:      nur in Präsenz (Akademie, Raum: B 0770):
Gruppe:    AKAD01B   - mittwochs, 10:00 s.t. - 11:30 Uhr (ab 16.10.2024)

Hinweis:    Teilnehmerbegrenzung: 30 Personen, Mindestzahl: 15 Personen

Die Gruppen A, B, C und D sind inhaltlich identisch!

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