(AKAD20) Das Material der modernen Kunst - Kunst- und Literaturgeschichte der Moderne (14)
In der „Ästhetischen Theorie“ Theodor W. Adornos wird Kunst als eine Art Gedächtnis der Menschheit verstanden, das sich zu erinnern vermag, wie etwas sein könnte, das nicht Wirklichkeit geworden ist: „Erinnerung […] an das Mögliche gegen das Wirkliche, das jenes verdrängte“. Die Spuren dieser Erinnerungsinhalte sind wie eine geschichtliche Matrix im Material des Kunstwerkes eingeschlossen: „Das geschichtliche Moment ist den Kunstwerken konstitutiv; die authentischen sind die, welche den geschichtlichen Stoffgehalt ihrer Zeit vorbehaltlos und ohne die Anmaßung über ihr zu sein sich überantworten. Sie sind die ihrer selbst unbewußte Geschichtsschreibung ihrer Epoche; das nicht zuletzt vermittelt sie zur Erkenntnis.“
Der geschichtliche Gehalt von Kunstwerken ist diesen also immanent, weil deren Material Momente der gesellschaftlichen Wirklichkeit enthält. Durch diese Bestimmung des Materials als gesellschaftliches wird die Auseinandersetzung des Künstlers mit ihm auch eine mit der Gesellschaft.
Das vorgefundene ästhetische Material, der jeweilige historische Materialstand der Künste, kann als eine immanente Selbstbewegung, als ein Prozess Kunst verstanden werden, der unabhängig von der Intention des Künstlers geschieht und dessen freie Verfügung über Worte, Farben, Klänge und Formen einschränkt.
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts werden in der Kunst zunehmend kunstfremde Materialien verwendet: so die Papiers collés im Kubismus, die Ready-mades von Marcel Duchamp, die Lautgedichte im Dadaismus und die Ecriture automatique im Surrealismus. Nach 1945 wird der Gebrauch neuer Materialien noch erweitert: dem Betrachter der modernen Kunst begegnen jetzt auch solche wie Zeit und Erinnerungen, rätselhafte Handlungen, leere Räume, Wanderungen, Erde, Blütenstaub, Kalklinien und immer wieder Konzepte und Ideen.
Dozent: Dr. Karl Heinz Wölke
Zeit: mittwochs, 16:00 s.t. - 17:30 Uhr (ab 16.10.2024)
Veranstaltungsart: hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme
Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz
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