(AKAD34) Dostojewski III

Um den Dostojewski-Zyklus aus dem letzten Jahr abzuschließen, möchte ich für das kommende Semester zwei Bücher zum Lesen und Diskutieren vorschlagen:

  • „Ein Sommer in Baden-Baden“, geschrieben von Leonid Zypkin, einem russischen Arzt und Dostojewski-Forscher aus dem 20. Jahrhundert und:
  • Den Kurzroman: „Der Spieler“ von Dostojewski

Auf den Autor Zypkin war Susan Sontag (eine bekannte, amerikanische Journalistin) auf einem Flohmarkt in London gestoßen. Ein Glück für die bekennende Dostojewski Leserin, die sich für das Buch einsetzen wird. Ein Glück auch für alle, die russische Literatur lieben. Warum das Werk in der Versenkung verschwand und wer Leonid Zypkin war, darüber gibt Susan Sontag in ihrem Vorwort Auskunft.

Beide Bücher umkreisen die große Lebenskrise Dostojewskis, die ihn zuletzt ins Ausland und immer wieder in die Casinos trieb. Vorher hatte er neben seiner ersten Frau auch den Bruder und wichtigsten Mäzen verloren. Hinzu kam die Verantwortung für die junge Frau, an die er sich gebunden fühlte. Kennengelernt hatten sie sich beim Schreiben des Spielerromans. Leonid Zypkin spricht von einem Spinnennetz, an dem beide arbeiteten. Eingefädelt hatte die Bekanntschaft ein Dritter, Freund des Dichters und Stenografie-Dozent der zukünftigen Dostojewskaja.

Der Roman Der Spieler, 1866 erschienen, fällt in die Zeit zwischen Verbrechen und Strafe und Der Idiot, und zählt zu den Meisterwerken von Dostojewski. Alle Figuren darin, der russische General und sein Anhang, darunter die Stieftochter Polina und deren Verehrer Alexej, Hauslehrer und Erzähler, sind mehr oder weniger spielsüchtig. Ort des Geschehens ist das fiktive Roulettenburg, im Westen Deutschlands gelegen, Anziehungspunkt für Besucher aus ganz Europa, einschließlich Russlands. Und nicht bloß der alte Adel spielte Roulette. Ein neuer Adel präsentierte sich dort, rasch aufgestiegen und zu Geld gekommen, Männer und Frauen aus den Großstädten der Welt, die Erholung und Unterhaltung suchten.
Dostojewski beschreibt hier ein Phänomen, das erst noch am Entstehen ist, eine Entwicklung, die im Frühkapitalismus verstärkt einsetzt, das Dreieck von Liebe, Geld und Sucht ausbildet, das die Menschheit bis heute in Atem hält. Er macht nach, was vor ihm Thomas de Quincey mit den Bekenntnissen eines englischen Opiumessers gemacht hat. In Frankreich war es Charles Baudelaire, der in die Künstlichen Paradiese einführt. Was Dostojewski selbst beim Spielen erlebt und was er den Seinen damit zumutet, umkreist das Zentrum des Dostojewski-Diskurses. Die abschließende Szene des Romans spielt auf einer Parkbank, der letzten Station der Sucht. Der Rausch ist vergangen. Das Geld verspielt. Was folgt, ist ein böses Erwachen…

 

Beide Bücher sind als Taschenbücher erhältlich. Die Kombination aus Vortrag und Diskurs wird fortgesetzt.
 


Dozentin:          Dr. Marlis Thiel

Termine:           10 x mittwochs,     07.05.2025 – 09.07.2025

Zeit:                   14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr

Veranstaltungsart:       nur in Präsenz (Akademie, Raum B 0660)

Hinweise:         Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen

Entgelt als einzelne Buchung:  110,- Euro (wenn Sie diese Veranstaltungen als einzige im gesamten Sommersemester 2025 belegen)

Kontakt

Wir sind für Sie da:

Nicole Lehmkuhl
Maike Truschinski
Jaroslaw Wasik

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Zentralbereich / Raum B0670
Bibliothekstraße 2A

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