(AKAD40) Epikur - Philosophie der Freude

Zu den bedeutenden antiken philosophischen Denkschulen zählt neben der Philosophie Platons, Aristoteles’ und der Stoiker auch die Philosophie Epikurs. Sie hatte in der griechischen und römischen Antike zahlreiche Anhänger, prägt aber auch heute noch - nach ihrer Wiederentdeckung in Renaissance und früher Neuzeit – das philosophische und wissenschaftliche Weltbild. Von ihrem Begründer trennen uns nicht nur die Jahrtausende, sondern er gehört „zu den meistgeschmähten Philosophen der Antike“ (Wilhelm Weischedel). Die für alle Denkschulen übliche Kritik fällt gegen die Epikureer mitunter geradezu feindselig und grob verzerrend aus. Der Epikureismus wurde als eine Philosophie des wolllüstigen und üppigen Genusses karikiert, denn er erklärt die Lust zum höchsten Gut. Für seine heute modern und unspektakulär wirkenden Positionen zu Naturphilosophie und Religion (natürliche Entstehung der belebten Welt, Vergänglichkeit der Seele) wurde er besonders von dogmatischen Theologen scharf kritisiert.

Weit entfernt davon, ein „Wüstling“ zu sein, war Epikur eher enthaltsam und riet dies auch seinen Anhängern. Der von den Gegnern empfundene Skandal besteht darin, dass Epikur die körperlichen Genüsse nicht grundsätzlich abwertet, sondern ihren Wert anerkennt und gegen sie kein transzendentes oder religiöses Prinzip für plausibel hält. Auch das Wohlergehen der Menschen und der gerechte Umgang miteinander soll nicht nur sehr gut nach dieser Auffassung der Epikureer funktionieren, sondern es gibt ihnen zufolge auch keine andere plausible Erklärung und Theorie dafür.

In der Antike war der Epikureismus eine zeitlang überaus populär, wie sein Gegner Cicero ein wenig spöttisch berichtet, dem wir gleichwohl einige wichtige Teile der Überlieferung verdanken. Ciceros bester und von ihm hochverehrter Freund Atticus war Epikureer, und zahlreiche weitere Anhänger dieser Schule, die auch in schwierigster Lage ein moralisches Vorbild waren, waren schon in der Antike bekannt. In der römischen Dichtung wendete sich Horaz („carpe diem“) dem Epikureismus zu, und Lukrez verfasste ein berühmtes epikureisches Lehrgedicht, für das in einer modernen Ausgabe Albert Einstein ein Vorwort schrieb. Die diesseitige, aufklärerische, mit einem wissenschaftlichen Weltbild vereinbare Philosophie Epikurs hat in der Neuzeit in Kunst, Literatur und Wissenschaft viele Anklänge gefunden, etwa in der niederländischen Malerei, im französischen Materialismus bei La Mettrie und Diderot, in Autoren wie Karl Marx, Heinrich Heine und vielen anderen.

In dieser Veranstaltung wollen wir uns insbesondere mit der Ethik Epikurs beschäftigen. Wie auch bei den anderen antiken Philosophen ist Ethik die Lehre vom guten, gelungenen oder glücklichen Leben. Sie umfasst Überlegungen zur individuellen Lebensführung, zur Psychologie und zum sozialen Miteinander. Wir wollen untersuchen, wie Epikurs ethische Hauptlehrsätze im Rahmen dieser Lehre zu verstehen sind. Wir werden auch Kritikpunkte seiner Gegner aufgreifen und gemeinsam diskutieren, welche Standpunkte nach heutiger Auffassung plausibel erscheinen könnten.

 

Literatur:
Epikur, Ausgewählte Schriften, übersetzt und herausgegeben von Christoph Rapp, Kröner Verlag. (ISBN 978-3-520-21801-8).
 


Dozent:            Björn Haferkamp

Zeit:                 4 x donnerstags, 16:15 s.t. - 17:45 Uhr

Termine:         24.10. + 14.11. + 05.12.2024 + 09.01.2025

Veranstaltungsart:       hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:         Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen in Präsenz

Entgelt als einzelne Buchung:  55,- Euro (wenn Sie diese Veranstaltung als einzige im gesamten Wintersemester 2024/25 belegen)

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