(H) Seeraub in der Hansezeit: Die Vitalienbrüder in Nord- und Ostsee

Schädel vermutlich von Störtebeker
Schädel vermutlich von Störtebeker

Seeräuberei gab es seit Jahrtausenden zu allen Zeiten, sie hat das Bild der geschichtlichen Entwicklung vielfach entscheidend mitbestimmt. Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts, zur Blütezeit der Hanse, spielte in Nord- und Ostsee eine Gruppe von Seeräubern eine besondere Rolle, die in größeren, geordneten Scharen, z.T. sogar unter adeliger Führung, auftraten: die sog. Vitalienbrüder. Die Entstehung der Vitalienbrüder geht zurück auf den mecklenburgisch-dänischen Thronstreit, der nach dem Tod des dänischen Königs Waldemar IV. Atterdag im Jahr 1375 ausbrach. In dieser Auseinandersetzung um den dänischen Thron brachten die Vitalienbrüder im Auftrag der Mecklenburger gezielt dänische Schiffe auf. Dabei kam ihnen vor allem entgegen, dass die mecklenburgischen Seestädte Rostock und Wismar seit 1391 ihre Häfen allen öffneten, die bereit waren, das Königreich Dänemark zu schädigen.

Schon bald jedoch gingen die Vitalienbrüder dazu über, auf eigene Rechnung einen gnadenlosen Kaperkrieg gegen die Handelsschiffe der Hanse in der Ostsee zu führen. Nachdem sie 1398 der Übermacht des Deutschen Ordens weichen mussten, wurden die Vitalienbrüder in der Nordsee von den ostfriesischen Häuptlingen bereitwillig aufgenommen, wo sie den hamburgischen Englandfahrern, aber auch anderen Hansekaufleuten großen Schaden zufügten.

Ein vorläufiges Ende fanden die seeräuberischen Überfälle 1400/01, als die mobilmachenden Hansestädte den Vitalienbrüdern – unter ihnen die legendär verklärten Klaus Störtebecker und Godeke Michels – in der Emsmündung und vor Helgoland entscheidende Niederlagen beibrachten.

In der Veranstaltung wollen wir die Entstehung, die Ausbreitung und das Ende der auch als „Likedeeler“ (Gleichteiler) bezeichneten Vitalienbrüder in den Blick nehmen sowie die Kräfte, die ihren Aufstieg ermöglichten und ihren Niedergang besiegelten. Einen besonderen Reiz erhält das Thema nicht zuletzt dadurch, dass die Vitalienbrüder unter dem Motto „Gottes Freund – aller Welt Feind“ einen sozialrevolutionären Gegenentwurf zur bestehenden gesellschaftlichen Ordnung – gleichsam als Robin Hood der Meere – für sich in Anspruch nahmen. Wichtigste Quelle sind die auf den Versammlungen der Hansestädte (den sog. Hansetagen) regelmäßig angefertigten Niederschriften (die sog. Hanserecesse).
 


Dozent:    Dr. Ulrich Weidinger

Termine:    6 x donnerstags

  • 15.02., 22.02., 29.02., 07.03., 14.03., 21.03.2024

Zeit:    12:15 (s.t.) bis 13:45 Uhr

Entgelt:    60.- Euro

Veranstaltungsart:    nur in Präsenz (Gebäude SFG, Raum 0150)

Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 60 Personen

Sie möchten sich anmelden?

[Zur Online-Anmeldung]