(ZQ) Nordmazedonien - ein wenig bekannter Balkanstaat: Warum aus Mazedonien Nordmazedonien wurde

Ansicht von Monastir (heutiges Bitola), Aquarell von Edward Lear, 19. Jahrhundert
Ansicht von Monastir (heutiges Bitola), Aquarell von Edward Lear, 19. Jahrhundert

Gegen Ende des Kalten Krieges zerfiel die damalige „Sozialistische Föderative Volksrepublik Jugoslawien“ in ihre sechs Teilrepubliken: Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Slowenien und Montenegro. 1991 wurde die südlichste Teilrepublik Mazedonien selbständig, zumal die Verfassung das zuließ. Allerdings kam dieser Schritt beim Nachbarn Griechenland nicht gut an.  Denn schließlich betrachten sie Alexander den Großen, den König von Mazedonien, als einen der Ihren, konnte er doch anno 334 v. Chr. die Griechenstädte an der kleinasiatischen Küste von den Persern erfolgreich befreien. Es kam daher zum Namenstreit und die Griechen boykottierten den Beitritt Mazedoniens zur EU wie der NATO.  Nach längerem Hinundher einigte man sich auf den Namen „Nordmazedonien“ für den neuen Staat. Das Referendum darüber ging am 30. September 2018 zwar schief, weil weniger als 50% der Bevölkerung an der Abstimmung teilgenommen hatte. Die Parlamente in Skopje und Athen ratifizierten dennoch die Vereinbarung. So wurde aus Mazedonien Nordmazedonien. Und der neue Staatsname wurde am 12. Februar 2019 wirksam. Die Umbenennung konnte die Nordmazedonier allerdings nicht davon abhalten in ihrer Hauptstadt Skopje Alexander dem Großen ein riesiges Denkmal zu setzen.

War mit der Namensänderung ein Problem gelöst, so blieb ein anders. Denn über neun Ethnien leben im Land und es gab früher und auch heute noch Konflikte zwischen den einzelnen Volksgruppen, obwohl sie weitgehend getrennt voneinander leben. So entkam das Land 2001 knapp einem Bürgerkrieg. 64,18 % sind Mazedonier. Der Großteil von ihnen gehört der orthodoxen Kirche an, ein großer Teil zählt aber zum Islam. Die größte Minderheit bilden die Albaner. Außerdem gibt es 3,85% Türken. Und zu den kleineren Minoritäten zählen die Serben, Bosniaken und Walachen.

Das Orthodoxe Christentum prägte seit Jahrhunderten das Land. Doch nach der Eroberung des Landes durch die sunnitischen Osmanen verbreitete sich der Islam. Teils aus Sympathie, teils wegen der Befreiung von Steuern, der besseren Stellung in der Gesellschaft, der Karriere in Verwaltung oder Militär konvertierten viele Christen zum Islam. Die meiste Zeit über lebten die Anhänger beider Religionen friedlich miteinander. Mit dem Aufkommen des Nationalismus und der wiederholten Eroberung durch die Serben im 20. Jahrhundert verschlechterten sich die Beziehungen aber zunehmend.

Während der Zugehörigkeit zum sozialistischen Jugoslawien wurde die Religion gezielt aus der Öffentlichkeit verdrängt. Sie war nicht mehr so wichtig. Doch seit der Unabhängigkeit ist die Religion als identitätsstiftendes Element jedoch wieder gestiegen. In der Folge nahmen nationalistische Übergriffe auf Kirchen wie Moscheen zu.

Bei der letzten Volkszählung von 2002 waren 64,8 Prozent der Bevölkerung orthodoxe Christen, von denen sich die Mehrheit zur Mazedonisch-Orthodoxen Kirche bekannte. Der Islam war mit 33,3 Prozent vertreten.

Das Land ist zwar nicht vom Massentourismus infiziert, hat aber trotzdem eine Menge zu bieten. Da sind zum Beispiel die Ausgrabungen von Herakleia Lykentis. Die Stadt wurde von Philipp II., dem Vater von Alexander dem Großen, wohl zwischen 359 und 356 v. Chr. gegründet, als der König den Illyrern Lynkestis in mehreren Kriegszügen entriss und Makedonien eingemeindete.  Die Ausgrasbungen förderten wundervolle Mosaiken zu Tage.  Auch ein Aquädukt hat sich erhalten. Ein weiteres Highlight ist Orhrid mit seinen byzantinischen Kirchen und deren Fresken, die pittoreske Altstadt von Ohrid und das sehenswerte Ikonenmuseum. Den Besuch lohnen ferner eine Reihe von orthodoxen Klöstern, türkischen Moscheen. Und die Hauptstadt Skopje mit ihren vielen Denkmälern sowie ihrer Altstadt, ihrer Steinbrücke aus dem 15. Jahrhundert und ihrer Festung Kale. Einen Besuch lohnt auch das Mutter-Teresa-Gedenkhaus. Den Mutter Teresa stammt aus Skopje. In vielen Regionen des Landes ist das Reisen heute noch ein Abenteuer. Es hält aber außergewöhnliche Erlebnisse bereit. Wer sich darauf einlässt, wird reich belohnt.
 


Dozent:      Wilhelm Tacke

Termin: Donnerstag, 19.09.2024

Zeit:           12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr

Entgelt:         20,- Euro

Veranstaltungsart: hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:    Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz

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