(ZR) Syrien das „Preußen Arabiens“? Ein Besuch in Syrien vor Beginn des Bürgerkriegs

Umayyaden-Moschee (Aleppo)
Umayyaden-Moschee (Aleppo)

Oberst Adib Schischakli, den man in Damaskus gewöhnlich in einem früher Adolf Hitler gehörenden Mercedes sah, fühlte sich als der kommende „Bismarck“ der Völker »zwischen dem Indischen Ozean und dem Atlantik«. Das Leitmotiv seiner Politik formulierte er 1952 so: »Ich will aus Syrien das Preußen Arabiens machen.«

Doch daraus wurde nichts. Seit dem Jahr 2011 herrscht vielmehr in Syrien Bürgerkrieg. Mehr als eine halbe Million Menschen haben ihr Leben im Krieg verloren und rund 13 Millionen Syrer mussten ihre Heimat verlassen. Knapp die Hälfte der Geflüchteten ist innerhalb Syriens auf der Flucht. Die andere Hälfte ist ins Ausland geflohen, die meisten in die Nachbarländer. Einige landeten in Bremen. Präsident Baschar al-Assad hat den Großteil Syriens derweil mit Hilfe von Putins Bombern und der Militärhilfe des Iran wieder unter seine Kontrolle gebracht. Doch von Frieden keine Spur.

Natürlich blieb der Bürgerkrieg für den Tourismus nicht folgenlos. Er war lange Zeit mausetot, startet aber gerade wieder, wenn auch mit gebremstem Schaum. Vor dem Krieg bot Syrien dem Geschichts-Interessierten Touri alles, was er sich wünschen konnte. Die Geschichte des Landes war an archäologischen Stätten und Bauten reich und ablesbar. Einige der Höhepunkte seien erwähnt: So konnte man in den Ausgrabungen von Mari am Euphrat die Ruinen eines Vorpostens der frühdynastischen Kultur Mesopotamiens aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. besichtigen, in Ebla einen Eindruck von den frühen Stadtstaaten aus der Zeit von 2400 bis 2250 v. Chr. erhaschen und in Ugarit einen bedeutenden Seehafen besuchen, in dem einst nicht nur Schiffe aus Ägypten und der Ägäis anlandeten, sondern hier gab es im 14. Jhd. v. Chr. auch eine Keilschrift. Die wurde revolutioniert, indem man sie von 500 bis 600 Zeichen auf 30 phonetische Zeichen reduzierte, sie von links nach rechts schrieb und sie so zum Vorläufer unseres Alphabets machte.

In Dura Europos am Euphrat, dem „Pompeji der Syrischen Wüste“, durch Seleukos zwischen 300 und 280 v. Chr. gegründet, wurde eine Synagoge mit Wandmalereien und eine frühe Hauskirche ausgegraben.

Eine syrische Besonderheit sind die „Toten Städte“, etwa 700 dörfliche Siedlungen aus spätrömischer und frühbyzantinischer Zeit. Sie vermarkteten ab dem 4. Jhd. n. Chr. Oliven, Wein und Getreide. Die Erträge investierten die Landbesitzer in prächtige Villen, öffentliche Gebäude und vor allem in Kirchen. Hier entwickelte sich der syrische Kirchenbau von der einfachen dörflichen Hauskirche bis zur städtischen Kathedrale. Die Ruinen der riesigen Basilika des Hl. Säulenstehers Simeon aus dem 5. Jhd. n. Chr. liegen in der Nähe.

Ein besonderes Highlight war Palmyra. 1950 v. Chr. historisch fassbar, 1620 vom Italiener Petro della Valles in der Wüste wiederentdeckt, 1980 zum UNESCO Welterbe ernannt und 2015 von fanatischen ISIS-Terroristen teilweise per Dynamit in die Luft gejagt.

Zerbombt wurde auch Aleppo und in der Nacht vom 28. auf den 29. September 2012 ging der historische Basar in Flammen auf. Er war das weltgrößte überdachte alte Marktviertel und Teil des UNESCO-Welterbes. Das Großfeuer wurde wohl durch Kampfhandlungen entfacht. Und laut UNOSAT wurden in Aleppo mehr als 33.000 Gebäude plattgebombt.

Die Altstadt von Damaskus blieb von Bombardierungen glücklicherweise verschont. Während die Omayaden-Moschee von Aleppo ihr bedeutendes altes Minarett verlor, blieb die Omayaden-Moschee von Damaskus heil.

Im Vortrag wird der Verlauf des Kriegs nur ansatzweise thematisiert, vermittelt werden hingegen Eindrücke des Landes, bzw. seiner Sehenswürdigkeiten vor Ausbruch des Bürgerkriegs, bzw. bevor sie zerstört wurden.
 


Dozent:      Wilhelm Tacke

Termin:     Donnerstag, 26.09.2024

Zeit:           12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr

Entgelt:        20,- Euro

Veranstaltungsart: hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:    Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz

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