Stolpersteine
Ebenso wie bei der Umweltpolitik sollten Sie unbedingt darauf verzichten, Umweltziele und Umweltprogramm von anderen Institutionen abzuschreiben, sondern sie eigenständig erarbeiten. Damit erreichen Sie ebenso wie bei der Umweltpolitik von vorne herein eine Identifikation der Mitarbeiter mit diesen Zielen und Maßnahmen.
Außerdem sollten Sie die Umweltziele und auch die umzusetzenden Maßnahmen nicht zu anspruchsvoll formulieren, um die für die Umsetzung Verantwortlichen und auch die von den angestrebten Veränderungen betroffenen Mitarbeiter nicht abzuschrecken. So können Sie die Motivation aller an der Umsetzung der Maßnahmen Beteiligten gewährleisten.
Angemessenheit & Gerechtigkeit
Frage – geringe Verbräuche:
In unserer Organisationseinheit gibt es keine größeren technischen Anlagen. Das Gebäude ist relativ neu und daher bereits mit Energiesparlampen, guter Dämmung und Wassersparvorrichtungen ausgerüstet. Unsere Ressourcenverbräuche sind im Vergleich zu anderen vergleichbaren Organisationen gering und auch im Zeitverlauf nicht erheblich angestiegen. Sollen wir trotzdem versuchen, Einsparungen zu erreichen?
Empfehlung:
Sind Ihre Verbräuche bereits gering, können Sie dies entsprechend positiv dokumentieren. Sie können sich dann durchaus als Umweltziel setzen, Ihr vergleichsweise niedriges Verbrauchsniveau zu erhalten.
Werfen Sie einen Blick auf Ihre Produkte. Welche Dienstleistungen werden von Ihnen erbracht und welche "indirekten Umweltwirkungen" haben sie? Können Sie im Bereich Ihrer Dienstleistungen umweltbezogene Verbesserungen anstreben? Sind Sie z. B. im Bildungsbereich aktiv, können Sie versuchen den Anteil an umweltrelevanten Fragestellungen im Unterricht/in Veranstaltungen zu erhöhen.
Frage – Widerstand:
Wir haben innerhalb des UMS-Teams verschiedene Umweltziele ausgearbeitet. Die Umweltziele werden aber von unseren Kolleginnen und Kollegen nicht akzeptiert. Wie können wir weiter vorgehen?
Empfehlung:
Möglicherweise können die Umweltziele inhaltlich nicht nachvollzogen werden oder sie werden als nicht angemessen bzw. gerecht empfunden. Stehen Aufwand und erwarteter Ertrag aus Sicht der Betroffenen in einem ungünstigen Verhältnis, werden sie wenig bereit sein, mitzuwirken.
Beispiele:
- Die Abgabe von Sonderabfällen (z. B. Elektroschrott) ist nur während sehr eng begrenzten Zeiten (1 Stunde pro Woche) und/oder an einem relativ unzugänglichen Ort möglich.
- Der Stromverbrauch in einem Bürogebäude ist auf sehr niedrigem Niveau, während andere Bereiche erheblich höhere Verbräuche aufweisen, aber nicht zu Einsparungen aufgefordert werden.
- Ob ein Raum als warm genug empfunden wird, ist stark subjektiv. Vorschläge zur Reduzierung der Heizkosten werden schnell als ungerechtfertigte Eingriffe in die Privatsphäre empfunden.
Sie sollten von Anfang an darauf achten, die Reduktionsziele mit Ihrer jeweiligen Zielgruppe diskursiv auszuhandeln und gemeinsam zu beschließen. Es reicht nicht aus, Umweltziele innerhalb eines Projektteams oder an einem Umwelttisch zu beschließen und Ihre Kolleginnen und Kollegen im Anschluss damit zu konfrontieren. Geben Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, sich die Ziele selbst anzueignen, indem Sie ausreichende und verständliche Informationen zur Verfügung stellen und auch ein gewisses Maß an Geduld aufbringen. Suchen Sie so häufig wie möglich den persönlichen Kontakt.
Transparenz & Information
Frage – Schwelle zum konkreten Handeln:
Die ersten Schritte zur Einführung des UMS gingen schnell und leicht. An der Schwelle von Absichtserklärungen zu konkretem Handeln änderte sich jedoch einiges. Bei der Umsetzung der Bausteine „Umweltziele“ und „Umweltprogramm“ blieb die Unterstützung auf allen Organisationsebenen plötzlich aus. Zwischenzeitlich kam die gesamte Kommunikation zum erliegen. Was können wir das verhindern?
Empfehlung:
Die Leitungsebene und/oder das Kollegium haben das UMS-Projekt möglicherweise nicht als eigene Aufgabe wahrgenommen, sondern als "Privatprojekt" eines Umwelttisches, einer einzelnen Person oder einer Gruppe verstanden.
Nehmen Sie sich an dieser Stelle im Prozess lieber etwas mehr Zeit. Der Übergang zu konkreten Veränderungen ist sicherlich einer der kritischsten Punkte für die erfolgreichen Einführung von Umweltmanagement.
Seien Sie sich darüber im klaren, dass die Einführung eines Umweltmanagementsystems für die betroffenen Kollegen tatsächlich ein Stück Mehrarbeit bedeutet. Es ist ratsam entsprechende Kritik ernsthaft aufzunehmen und in gemeinsamen Gesprächen akzeptable Wege für alle zu finden.
Versuchen Sie die Bedeutung des Managements erneut zu klären, bevor Sie an die Schwelle zwischen Datensammlung und Formulierung von Zielen bzw. konkreten Maßnahmen kommen.
Machbarkeit & Möglichkeiten
Frage – Potentiale bereits ausgereizt:
Weil schon im Vorfeld der Einführung des Umweltmanagement alle wesentlichen Einsparpotentiale realisiert werden konnten, ist es für uns schwierig weitere Verbesserungen (von entsprechend niedriger "Baseline" ausgehend) herauszuholen. Wie können wir die Notwendigkeit für das Managementsystems dennoch vermitteln?
Empfehlung:
Sie haben bereits sehr erfolgreich gearbeitet! Vermarkten und dokumentieren Sie die erreichten Einsparungen entsprechend. Nutzen Sie sie auch als Beleg dafür, dass aktiver Ressourcenschutz in Ihrer Einrichtung möglich ist.
Bezogen auf die vorhandenen Rahmenbedingungen (Energiepreise, gesetzliche Vor-gaben) besteht unter Umständen keine Notwendigkeit für weitere Einsparungen. Solange sich die Rahmenbedingungen für Ihre Organisation nicht ändern, kann ein Umweltziel für Ihre Organisation oder Abteilung nun z. B. darin liegen, die erzielten Einsparungen dauerhaft zu erhalten.
Sie können sich in Ihren zukünftigen Bemühungen auch stärker auf indirekte Umweltwirkungen konzentrieren.
Frage – Wirtschaftlichkeit:
Umweltmanagement ist stark auf monetäre Aspekte ausgerichtet. Spareffekte sind aber in vielen Fällen nicht monetär auszudrücken, da aus Ressourcenschutzgründen wichtige Investitionen häufig so lange Amortisierungszeiten haben, dass sie ökonomisch nicht begründet werden können. Auf welchen Wegen können wir diese Falle umgehen?
Empfehlung:
Nehmen Sie diesen Stolperstein besonders ernst. Ökonomische Begründungszusammenhänge können zu einem vollständigen Erliegen des Prozesses führen.
Betonen Sie z. B. immer wieder, dass Investitionen zur Optimierung des Ressourcenverbrauches auch als Element von Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden können und Elemente einer langfristig angelegten Organisationsstrategie sind.
Arbeiten Sie in einer Schule oder Hochschule, können Sie auch die besondere Bedeutung Ihrer Einrichtung als Multiplikator hervorheben.
Schließlich können Sie sich auch stärker auf indirekte Umweltwirkungen konzentrieren.
Verbindlichkeit
Frage – Intrigen?:
Wir haben die Sorge, dass Entscheidungsträger auf mittlerer Organisationsebene das UMS zwar vordergründig begrüßen könnten, sich aber rückwärtig bei der Organisationsleitung darüber beklagen, dass der mit Umweltmanagement verbundene Arbeitsaufwand nicht zu bewältigen sei. Wie können wir solches Verhalten verhindern?
Empfehlung:
- Wichtig ist in solchen Situationen, dass die Leitung hinter der Einführung von Umweltmanagement steht und gerade jetzt Verantwortung dafür übernimmt.
- Versichern Sie sich immer wieder der Unterstützung der Leitungsebene. Bleiben Sie in Kontakt und halten Sie sich auf dem Laufendem.
- Achten Sie zusätzlich auf die Unterstützung der Verwaltung und der Haustechnik. Hier laufen die relevanten Informationen zusammen und werden ausgewertet.
- Versuchen Sie mögliche Kritikpunkte von Anfang an mit in Ihr Konzept zu integrieren und Lösungsmöglichkeiten auf erwartete Einwände parat zu haben.
- Vermeiden Sie Konfrontationen, suchen Sie nach akzeptablen Auswegen, bei denen alle Seiten ihr „Gesicht“ waren können.