Während des gesamten 19. Jahrhunderts und noch bis 1933 hatten jüdische Studien keinen festen Platz an deutschen Universitäten. Ironischerweise interessierten sich erst unter den Nationalsozialisten deutsche Historiker verstärkt für die jüdische Geschichte. Sie erforschten diese aber unter antisemitischen Vorzeichen, nämlich als „Forschungen zur Judenfrage“. Nach 1945 setzten die Forscher oftmals unbehindert ihre Forschung in der Bundesrepublik fort. Erst in den sechziger Jahren kam es zu einem wirklichen Neuanfang, als die ersten Judaistik-Institute eingerichtet wurden und Historiker sich zunehmend dem jüdischen Erbe der deutschen Geschichte widmeten. Mit diesem Thema setzt sich am 27. Januar 2009 der Historiker Michael Brenner auseinander. Der Geschichtsprofessor der Universität München ist der erste Lehrstuhlinhaber für jüdische Geschichte in Deutschland. Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in der Universität Bremen spricht er über „Jüdische Studien im Schatten des Holocaust? Die Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland“. Der Vortrag findet um 15:00 Uhr im Hörsaalgebäude GW 1 der Uni Bremen (gegenüber Universum) statt. Die Bremer Öffentlichkeit ist dazu herzlich eingeladen.
Sind jüdische Studien in Deutschland heute ein Orchideenfach, eine Mode-Erscheinung oder ein „ganz normales“ Thema? In seinem Vortrag zeichnet Brenner die Entwicklung zur Erforschung der jüdischen Geschichte nach und skizziert die Situation im heutigen Deutschland. Dabei wird auch auf Fragen der Erinnerungspolitik eingegangen. Der Historiker, Jahrgang 1964, gilt als hervorragender Kenner jüdischer Geschichte. Er ist maßgeblich beteiligt an den kontroversen Debatten in der Geschichtsschreibung, die in den vergangenen Jahren dazu beigetragen haben, die Grenze zwischen jüdischer Geschichte und benachbarten Forschungsgebieten und Forschergenerationen zu überqueren.
Achtung Redaktionen: Sie sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung „Jüdische Studien im Schatten des Holocaust? Die Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland“ am 27. Januar 2009, 15 Uhr, Hörsaalgebäude GW1, teilzunehmen. Ein digitales Foto von Prof. Michael Brenner kann in der Uni-Pressestelle unter Tel. 0421 218 60150 oder E-Mail presse@uni-bremen.de angefordert werden.