Es gibt viele gute Gründe dafür, sich selbständig zu machen. Jede einzelne Existenzgründung erfordert spezielle Vorbereitungen. Deshalb ist eine individuelle Beratung unerlässlich. Doch viele Förderangebote gehen an den Bedürfnissen von potenziellen Gründerinnen und Gründern vorbei. Der Grund: Sie sind nicht an den individuellen Lebensumständen, Lernvoraussetzungen und Motivationen einer Existenzgründung ausgerichtet. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie, die unter Federführung des Instituts Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen zusammen mit dem Institut für Soziologie der Universität Hamburg sowie der Münchener Projektgruppe für Sozialforschung durchgeführt wurde.
Die Studie gehört zum Verbundprojekt „OptExist“, das vom Bundes¬ministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Untersucht wurden Beratungsangebote und Förderinstrumente für Existenzgründerinnen. Darüber hinaus haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Verbesserungsvorschläge erarbeitet. In einer schriftlichen Umfrage beschrieben rund 1.700 Gründerinnen und Gründer aus vier Bundesländern ihre Erfahrungen mit der Gründungsförderung. Ausgangspunkt waren zwei Aspekte: Warum gelingt es nicht wirklich, das Gründungspotential von Frauen auszuschöpfen? Und wie müssen Beratungsleistungen gestaltet sein, damit sie zur erfolgreichen Gründung beitragen?
Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass eine Förderung nur dann erfolgreich ist, wenn die konkrete Praxis sich den Gründungswilligen anpasst - und nicht umgekehrt die Anpassung an die Leitbilder von Beratern und Wirtschaftspolitik erwartet wird. Förderungen, die in diesem Sinne auch bewusst geschlechtersensibel gestaltet sind, können nicht nur das Gründungspotenzial von Frauen besser ausschöpfen, sondern kämen auch Männern zugute, deren Lebenslagen und Voraussetzungen nicht weniger vielfältig sind. Bislang steht einer geschlechterbewussten Ausrichtung der Förderstrukturen jedoch entgegen, dass das Thema Geschlechterdifferenz und -sensibilität zu wenig Berücksichtigung bei der Planung und Steuerung von Förderstrukturen findet.
Ein erster Schritt, so zeigt die Studie auf, könnte die Einführung eines geschlechterdifferenzierten Gründungsmonitorings auf regionaler Ebene sein. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass insbesondere Frauen sich in vielen Fällen nicht genügend motiviert fühlen, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Aber auch die Möglichkeiten zur individuellen Orientierung in dem unübersichtlichen Angebot von Beratungsleistungen und zur Auswahl individuell passender Förderungen müssten verbessert werden. Ein erkanntes, aber noch keineswegs befriedigend gelöstes Problem betrifft schließlich die Betreuung unmittelbar nach erfolgter Gründung.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Institut Arbeit und Wirtschaft
Dr. Günter Warsewa
Tel. 0421 / 218 -4207 | -3407
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