Auf einen Espresso mit ... Dipl.-Biol. Dr. rer. nat. Lüder Behrens aus München
Ein Espresso wurde es nicht – eher ein Cappuccino. Aber ein begeisterter Alumnus der Uni Bremen hat mit uns kostbare Erinnerungen geteilt, die seinen beruflichen Weg maßgeblich bestimmt haben.
Herr Behrens, wann haben Sie an der Universität Bremen studiert und aus welchem Grund haben Sie sich überhaupt für Bremen entschieden?
1989 im Wintersemester war der Start. Direkt nach dem Abitur habe ich zunächst meinen zweijährigen Zivildienst abgeleistet. Da ich gebürtiger Bremer bin, gab es überhaupt nicht lange etwas zu überlegen: Biologie war mein liebster Leistungskurs. Ich hatte eine Lehrerin im LK, die zugleich meine Vertrauenslehrerin war und mit der ich mich auch über mein Interesse an einem Biologie-Studium austauschen konnte. Ihr Mann – ein Chemie-Professor an der Bremer Uni – den ich in einigen Gesprächen mit ihr kennenlernte, machte mir ebenfalls Mut. Die Uni Bremen war daher eine naheliegende Wahl.
Was ist Ihre wichtigste Erinnerung an die Universität Bremen?
(Schmunzelt) Eine der vielen wichtigen Erinnerungen war sicherlich der Moment, als ich erstmalig in das Unigebäude kam. Anders als in der Schule musste ich auf einmal alles selbst machen und durfte mir meinen eigenen Weg suchen. Das hat mich sicherlich am meisten mitbeeinflusst, auch als wesentlicher Schritt zur eigenen Selbständigkeit. Die Uni Bremen war sozusagen das „Tor in eine neue Welt“ für mich, wenn ich das mal so übertrieben bezeichnen darf.
Und das hat Ihre Laufbahn am meisten beeinflusst?
Sich selbst zu organisieren und innerhalb eines vorgegebenen Rahmens den eigenen Weg zu finden war schon sehr spannend. Klar: man hatte auch Pflichten – konnte aber jederzeit über den Tellerrand gucken und sich selbst überlegen, was interessant schien. Ich denke, dass die Fähigkeit sich selbst zu organisieren für mich sowohl während des Studiums, als Forscher und später, in meinem Beruf als Patentanwalt, von enormer Bedeutung war. In der Uni konnte man das wirklich sehr gut lernen.
Was würden Sie denn Studierenden an der Universität Bremen gerne mit auf den Weg geben?
Der Satz eines Biotechnologie-Professors ist mir lange Zeit nicht aus dem Gedächtnis gegangen. Er sagte: Wissen Sie, was Studieren bedeutet? Es kommt von „studere“ aus dem Lateinischen und heißt: ich bemühe mich. Ich habe damals nicht nachgesehen, ob diese Übersetzung richtig ist, aber ich finde das immer noch zutreffend. Damit meine ich aber nicht, dass man ein Streber sein sollte, sondern, dass man sich bemüht, den eigenen Weg zu finden. Ich kann daher nur allen raten: macht nicht irgendetwas, sondern überlegt frühzeitig und auch immer wieder während des Studiums, was Euch wirklich interessiert, was Ihr könnt bzw. was Euch nicht liegt. Das dann selbst zu gestalten ist ein Privileg, denn – anders als in anderen Ländern – ist das Studium in Deutschland nahezu umsonst zu haben. Versucht, auch wenn es schwierig ist, nach links und rechts zu schauen – während des Studiums geht das noch wesentlich leichter als im späteren Berufsleben.
War die Biologie immer ihre erste Wahl?
Naja – eigentlich wollte ich nach der Schule gerne Medizin studieren. Aber: ich wusste nicht, ob ich es tatsächlich schaffe, mit den Patienten zu arbeiten. Daher habe ich meinen Zivildienst im Bereich der Schwerstpflege absolviert. Ich wollte herausfinden, wie ich mit Krankheiten und den daran leidenden Patienten klarkomme. Danach war es für mich geklärt: DAS war wohl nicht mein Weg, ich wollte lieber die Ursachen für Krankheiten finden. Auch da schien mir das Biologiestudium sehr gut geeignet.
Was bedeutet die Universität Bremen für Sie als Alumnus?
Ich hatte viele, unglaublich hilfsbereite und ansprechbare Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter. Ich würde sagen, der überwiegende Teil war froh über Interesse und ausgesprochen offen. Ich fühle mich der Uni und der Stadt Bremen weiterhin sehr verbunden. Gelegenheiten, mit Studierenden zu sprechen und etwas weiterzugeben möchte ich sehr gerne wahrnehmen. Ein besonders schöner Moment für mich war der, als ich vor Biologie-Studenten über meinen derzeitigen Beruf sprechen konnte. Die Resonanz war sehr positiv. Ich habe auch aus der Ferne, d.h. aus München, weiter Interesse daran, dass es der Uni Bremen gut geht. Als Lokalpatriot sozusagen.
Und welche Vorbilder haben Sie persönlich?
Direkte berufliche Vorbilder hatte ich eigentlich nicht – man kennt ja zumeist nur den öffentlichen Aspekt bekannter Persönlichkeiten. Aber begeistert haben mich diejenigen, die ihren eigenen Weg – oft gegen Widerstände - gegangen sind, wie Alexander von Humboldt oder Charles Darwin – um einmal in meinem Metier zu bleiben. Aber auch andere. Die, die mehr machen, als man erwarten kann. Künstler. Musiker. Eigentlich alle Menschen, die Neues schaffen aus sich heraus. Die Ideen entwickeln. Etwas tun, was noch nie da war – und das unabhängig davon, was daraus wird.
Das klingt so, als wären auch Sie inzwischen dort angekommen, wo sie hinwollten. Oder gibt es noch eine heimliche Leidenschaft? Was wären Sie sonst geworden?
Hmm – wäre ich jetzt nochmal in der Situation mich zu entscheiden – also mit dem Wissen von heute – dann wäre ich vielleicht doch in die Medizin gegangen. Jetzt würde ich es mir zutrauen.
Wenn ich Ihnen jetzt eine Zeitreise ermöglichen könnte, wohin sollte es gehen?
Wenn ich die Chance hätte, auch wieder zurückzukommen und wenn die Zeitmaschine das aushält – ja dann würde ich gerne zum Anfang der Zeit reisen. Als alles begann. An den Moment 0 oder besser 0+1sec … als die Zeit entstand. Das ist sicherlich eines der größten Rätsel, die es gibt.
Wir danken Ihnen für das Gespräch und die Erinnerungen, Herr Behrens
Autorin: Manuela Brocksieper