Alumni im Sonderforschungsbereich Raumkognition am 15.11.2018
Netzwerken in der Raumkognition
Künstliche Intelligenzforschung an der Uni Bremen hautnah
Kognitive Neuroinformatik – ein Begriff, der einen gleich in spannendste Forschung hineinzieht. Umweht von einem Hauch von Science-Fiction. Alles scheint möglich im Gebäude Cartesium der Uni Bremen. Zumindest denkbar und überprüfbar. Prof. Kerstin Schill hat uns gleich mit hinein genommen in die neuen Projekte und die Herausforderungen der Forschungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Zum Beispiel im DFG-Sonderforschungsbereich EASE, der sich mit einem 24/7 arbeitenden Haushaltsroboter auseinandersetzt. Ein System, das sich selbst ständig optimiert und „lernt“, dank des Netzes der Dinge, eine hochkomplexe Aufgabe zu erledigen. Alleine, die Fähigkeit zu programmieren, ein Glas mit unterschiedlich starker Befüllung selbständig sicher zu handhaben ist kompliziert. Nicht gerade eine triviale Aufgabe, die durch verschiedene Verhaltensexperimente unterstützt wird. In der kognitiven Neuroinformatik geht es um Assistenz-Systeme, Orientierungs-Systeme und um Verhaltensexperimente. In Theorie und Modellen forschen die Wissenschaftler/-innen nicht nur nach neuen automatisierten Systemen für Weltraummissionen, sondern auch konkret für den Einsatz von Robotik beispielsweise in Altenheimen oder zur Unterstützung von automatisiertem Fahren. Im 4. Stock des Cartesiums konnten die Alumni sich anschließend zwei Forschungsbereiche im Detail präsentieren lassen.
Die Gruppe wurde – dank der Menge der Teilnehmer – geteilt und wechselseitig informiert. So erfuhr jedes Team den aktuellen Stand der Enceladus Explorer-Forschung. Der Saturnmond ist von Eis bedeckt und ein globaler Ozean wird im Untergrund vermutet. Wie jeder weiß, bedeutet das Vorhandensein von Wasser die Voraussetzung für Leben. Die Kartierung via Sonden und die Auswertungsverfahren der übermittelten Daten aller Sensoren ist eine zentrale Herausforderung, die Wissenschaftler/-innen gerade beschäftigt. Die Steuerung der Sonde konnte bereits auf dem Langenferner Gletscher in den Dolomiten getestet werden. Nebenprodukte dieser Erkenntnisse werden ebenfalls für das automatisierte Fahren genutzt. Das Wissen über Position und Umgebung fließt mit den Algorithmen aus der Raumfahrt auch in die Arbeit der Automobilherstellung ein.
Im zweiten Bereich ging es um die empirische Forschung zu biologischen Prinzipien des menschlichen Gehirns und ihre mögliche Übertragung auf technische Systeme. Die Evolution für virtuelle Systeme war faszinierend zu erleben. In einer großen, auf Rollensystemen gelagerten Kugel – der sogenannten Virtusphäre - die mit einer VR-Brille betreten wurde, wird die Orientierung in programmierten (real möglichen und unmöglichen) Räumen nachvollzogen. Ohne die Ur-Codierung des Raumes zu kennen wird eine Vielzahl von Sinneseindrücken verwendet, die Menschen automatisch besitzen – Roboter jedoch noch nicht.
Fragen der Ethik in der Forschung, des Verhältnisses von Wirtschaft und Wissenschaft und der Arbeit mit niemals perfekten Sensoren und Daten, die Hypothesen stützen, wurden im intensiven Dialog mit den Alumni engagiert diskutiert. Überhaupt überraschte alle Gäste, wie voll es auf den Fluren dieses Fachbereichs noch am späten Abend war. Die Begeisterung für ihre Arbeit und deren Möglichkeiten lässt die Wissenschaftler/-innen offenbar oft nur mühsam ein Ende des Arbeitstages finden. Leidenschaft für das Thema und Neugier gehört dazu.
Alles in allem ein faszinierender Abend, der zur Diskussion einlud und Begeisterung für zukunftsorientierte Themen weckte. Der Campus und seine aktuelle Forschung wurden einmal mehr transparent und begeisternd präsentiert.