Spannender deutsch-indischer Austausch
Das war ein starkes Statement. Rund 50 Frauen diskutierten am 2. Februar bei der vom Alumni-Verein und seinem Indien-Chapter organisierten deutsch-indischen Online-Podiumsdiskussion über „Frauen in der Wissenschaft“. Sie erzählten von ihren Karrierewegen, den beachtlichen Hindernissen, die sie alle zu überwinden hatten, analysierten Ursachen und kamen einhellig zu der Feststellung: Der Wissenschaftsbetrieb ist nicht von Frauen und deshalb auch nicht für Frauen konzipiert – weder in Deutschland noch in Indien. Dennoch: Dank der Beharrlichkeit und der Zielstrebigkeit von vielen engagierten Wissenschaftler:innen hat sich die Situation in diesem Sektor spürbar verbessert.
Mentorinnen – sogar schon in der Kindheit oder Schulzeit - sind eigentlich unerlässlich für einen erfolgreichen Karriereweg von Frauen. „Für mich waren meine Großmutter und meine Biologielehrerin wichtige Vorbilder, die mich ermutigt haben, ein naturwissenschaftliches Fach zu studieren“, berichtete Juliane Filser, seit 2000 Biologie-Professorin an der Universität Bremen. „Ich stamme aus einer indischen Mittelklasse-Familie, in der es wenig Geld gab, und da gehörte eine wissenschaftliche Karriere nicht zur Lebensplanung für eine Tochter“, erzählte die Philosophie-Professorin Anitha Kurup, die in Bangalore eine Leitungsposition in einem der führenden nationalen Forschungsinstitute Indiens hat. „Ich habe mich auf meinem Karriereweg immer unüberhörbar zu Wort gemeldet, gegen viele Widerstände und mit der guten Unterstützung durch meinen Ehemann.“ „Frauen neigen dazu, alles alleine zu tun und sich damit zu überfordern“, ergänzte die Biologin Dr. Smita Jain, die heute als stellvertretende Direktorin für akademische und Regierungsbeziehungen bei dem globalen Unternehmen CACTUS Communications in Mumbai arbeitet. Für Frauen sei es deshalb besonders wichtig, ein persönliches Unterstützungs-Netzwerk aufzubauen. Übrigens auch von Männern, wie eine Teilnehmerin betonte. Es benötige darüber hinaus strukturelle Veränderungen, die Wissenschaftlerinnen z.B. eine bessere Planbarkeit ihrer Zeit ermöglichten, um Familie und Kinder mit dem Berufsleben zu verbinden, sagte die Soziologin Dr. Mandy Boehnke, Konrektorin für Internationalität, wissenschaftliche Qualifizierung und Diversität an der Universität Bremen. In den Sozialwissenschaften in Deutschland habe sich durch viele gute Initiativen der Anteil der Professorinnen immerhin schon auf 45 Prozent erhöht. „Wir müssen Frauen mit speziellen Angeboten dazu ermutigen, auch in Führungspositionen zu gehen“, so Boehnke.
Nicht wir Frauen, das System muss sich ändern, forderte eine junge Wissenschaftlerin und erntete viel Beifall. Es war eine spannende Diskussion, hervorragend geleitet von unseren Alumnae Dr. Ulrike Flader aus Bremen und Dr. Madhura Panse aus Pune, - und wie eine begeisterte Teilnehmerin im Chat schrieb: Ein außergewöhnlich lebendiger und lehrreicher Austausch.
Die komplette Diskussion können Sie hier auf unserem YouTube-Kanal anschauen.