Institut

Die Entstehungsgeschichte des Instituts für Nachhaltigkeitscoaching 2023

Von Georg Müller-Christ

Was im Nachhinein wie ein geradlinig geplanter Entstehungsprozess aussieht, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Fügungen und Zufällen gewesen, oder kurz gesagt: ein Prozess voller Serendipitäten. Wie sah die Konstellation aus, aus der sich das Institut entfalten konnte?

  • Es gibt an der Universität Bremen einen Masterstudiengang Wirtschaftspsychologie, der seit 2018 allein vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft angeboten wird. Ich bin der Studiengangsverantwortliche, die Verantwortung lag zuvor im Fachbereich für Human- und Gesundheitswissenschaften.
  • Aufstellungserfahrungen und die zunehmende systemische Perspektive in meinen Lehrveranstaltungen führten mich zu der Idee, wie eine Coachingausbildung für junge Menschen funktionieren könnte.
  • Es gab im Frühjahr 2021 erste Gespräche mit Ingrid Kadisch, die mit ihrem Institut eine Coachingausbildung in Bremen anbietet, und Dr. Michael Schottmayer, der in diesem Institut lehrt und zuvor Lehrender im Studiengang Wirtschaftspsychologie war. Erste Bilder einer Zusammenarbeit zwischen dem Studiengang und einem privaten Ausbildungsinstitut entstanden.
  • Dann kam es im Juli 2021 zu einem Gespräch mit Susanne Pohl, Coach und Aufstellerin in Köln, mit der ich über die Methode verbunden bin. Irgendwie war die Information da, dass Susanne Lehrerfahrungen zum Thema Coaching an Hochschulen hat. Weitere Bilder entstanden.
  • Susanne Pohl ist Mitglied in der EASC, der European Association for Supervision and Coaching, sie stellte den Kontakt zu Susanne Rieger her, die zu dem Zeitpunkt die Vorsitzende war. Die Hauptfrage: Lässt die EASC eine Zertifizierung von jungen Menschen als Coaches zu?
  • Meine Mitarbeiterin, Lisa-Marie Seyfried, Absolventin des Studiengangs Wirtschaftspsychologie, suchte ein anderes Forschungs- und Tätigkeitsfeld und nahm gerne den Vorschlag an, den Gründungsprozess der Coachingausbildung im Rahmen einer Dissertation zu begleiten.
  • Zwischendrin gab es ein Gespräch mit dem Vorstand des Deutschen Coachingverbandes (DCV) mit dem Ergebnis: Nur Menschen mit ausreichender Berufserfahrung können in den Regeln des Verbandes zu Coaches ausgebildet werden.
  • Die EASC war sich relativ schnell sicher darin, dass die Idee, Studierende der Wirtschaftspsychologie zusätzlich zum Studium eine Coachingausbildung anzubieten, sehr gut zu Zielen des Verbandes passt, den Kontakt zu Hochschulen zu intensivieren. Das Gespräch mit dem damaligen Vorsitzenden des Komitees für Qualität und Standards, Hans-Günther Simon, war sehr kooperativ.
  • Die Zertifizierungsrichtlinien des EASC sehen vor, dass ein EASC-Institut den Gründungsprozess des ausbildenden universitären Instituts begleiten muss. Glücklicherweise gab es eine größere Spende an mein Fachgebiet, aus der wir diese Begleitung bezahlen konnten. Nach einer Ausschreibung im EASC begleitete uns das Institut Wegedreieck von Hans Günther Simon in Kooperation mit Susanne Pohl.
  • Die größere Spende erlaubte es auch, dass meine Mitarbeiterinnen Lisa-Marie Seyfried, Nadine Husenbeth und Carry Zimmermann eine eigene Coachingausbildung am Institut von Ingrid Kadisch machen konnten.
  • Lisa-Marie Seyfried übernahm die ganze organisatorische Arbeit rund um die Entwicklung des CoachingZHubs, der Veranstaltung, in der die Studierenden die Coachingtätigkeit praktisch üben können.
  • Laut der Regeln der EASC braucht das auszubildende Institut zwei Lehrcoaches, die von der EASC zertifiziert sind. Iris Stahlke, Wissenschaftlerin im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften, die bis 2018 meine Kollegin im Masterstudiengang Wirtschaftspsychologie war, war sofort bereit, in die Coachingausbildung einzusteigen und das Institut mit mir zu gründen. Damit hatten wir auch eine fundierte psychologische Kompetenz in unserer Konstellation.
  • Im September 2022 stellten wir das Projekt auf der EASC-Konferenz in Barcelona den anderen EASC-Instituten vor. Wir wurden sehr wohlwollend aufgenommen.
  • Im Oktober 2022 fingen wir mit der Coachingausbildung an. Die spannende Frage war: Wie viele Studierende haben Interesse und nehmen sich die Zeit, neben dem Studium eine Coachingausbildung mitzumachen? Nun, es war 30 Studierende, die mit uns anfingen, den noch nicht zu Ende geplanten Weg zu einer Coachingzertifizierung zu gehen. Ein Jahr später waren immer noch 24 Studierende mit uns auf dem Weg.
  • Im Juli 2023 genehmigte der Fachbereich die Gründung des universitären Instituts für Nachhaltigkeitscoaching.
  • Im Februar 2024 werden die ersten Prüfungen im Rahmen der Ausbildung stattfinden. Dann endet die Begleitung des Gründungsprozesses und wir sind ein nach EASC-Standards zertifiziertes Ausbildungsinstitut, das dann selbstständig ausbildet.
  • Am 24.Februar 2024 fand im Anschluss an die ersten Prüfungsgespräch ein formeller Gründungsakt des Instituts statt. Wir haben uns über vielen Gäste aus der Praxis sehr gefreut.

Der Abgleich der formalen Regelwerke der Universität mit den Zertifizierungsregeln der EASC hat sehr viele Gespräche zwischen Hans-Günter Simon, Susanne Pohl, Iris Stahlke, Lisa-Marie Seyfried benötigt, um die ganze Komplexität zu verstehen. Auf Seiten des Verbandes hat es eine hohe Kooperationsbereitschaft und viel Entgegenkommen gegeben, um die beiden Systeme so zu  verbinden, dass die Qualität der Ausbildung gesichert ist. Wie kam das Neue nun in die Welt? Es entfaltete sich aus einer günstigen Konstellation von Menschen, Ressourcen, Regeln und einem Zeitgeist, in der wertschätzende Kooperationen zwischen Menschen und Institutionen aus verschiedenen Welten dazu führten, dass die Idee einer Coaching-Fortbildung für Studierende wachsen konnte und sich letztlich erfolgreich manifestierte. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten aufs Herzlichste für die Mitwirkung in diesem Prozess.

Am 24.02.2023 ist das universitäre Institut für Nachhaltigkeitscoaching nach vielen Gesprächen und einer intensiven Arbeitsphase im CoachingZHub in einem formalen Gründungsakt ins Leben gerufen worden.

Infogramm CoachingZHub
Aktualisiert von: Redaktion