Transkulturalisierung und Diversität
Das primäre Ziel der Anthropologie und Kulturforschung ist es, die Komplexität und Dynamik sozialer und kultureller Phänomene zu erfassen. Deshalb liegt einer unserer Schwerpunkte in Forschung und Lehre in der kritischen Auseinandersetzung mit transkulturellen Prozessen, Diversität und sozialer Ungleichheit in der heutigen Welt. Dieser Schwerpunkt erlaubt es uns, „Kultur“ weder als ein kohärentes Ganzes, noch als ein geschlossenes und homogenes Gebilde zu betrachten, sondern als eine Choreographie von Gleichheit und Differenz, die zu bestimmten historischen Zeitpunkten entsteht. In Anlehnung an den karibischen Anthropologen Fernando Ortiz verstehen wir „Transkulturalität“ als einen Prozess, bei dem kulturelle Unterschiede aus komplexen Begegnungen, Verhandlungen, Übersetzungen und Neukombinationen entstehen. Dies geschieht innerhalb spezifischer wirtschaftlicher und politischer Kontexte und am Ende einer globalen Kolonialgeschichte sowie ihrer Kontinuitäten und zeitgenössischen Formen. Allzu oft werden Unterschiede verfestigt, reifiziert und für Segregations- und Ausgrenzungszwecke missbraucht – ein Prozess, den wir kritisch untersuchen.
Unser Fokus auf Vielfalt und soziale Ungleichheit umfasst auch die Erforschung von Diskriminierung, Ausgrenzung und Unterdrückung aus postkolonialer, Gender- und Queer-Perspektive. Intersektionale Analysen ermöglichen es uns, die Aufmerksamkeit auf die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen sozialer Ungleichheit zu lenken. In unserer Forschung zur Organisationskultur setzen wir uns beispielsweise kritisch mit Diversität in Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Bildung sowie im sozialen und kulturellen Bereich auseinander. Unser Fokus auf Diversity Studies ist darüber hinaus mit der praktischen, kritischen Erforschung von „Vielfalt“ verbunden, wie sie in einer Vielzahl von Bereichen praktiziert und institutionalisiert wird (oder auch nicht).
Unser Ziel ist es, unsere Forschung mit aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen zu verknüpfen und einen Beitrag zur öffentlichen Debatte im Sinne der Public Anthropology zu leisten. Unser Fachbereich ist auch bestrebt, eine Reihe von Partnerschaften mit Akteuren und Institutionen außerhalb des akademischen Bereichs zu organisieren und gemeinsame Initiativen zu entwickeln; wie z.B. Forschungs- und Basisprojekte zu Exil, erzwungener Migration und Asyl; transkulturelle / kritische Diversity-Trainingsseminare in Organisationen; Projekte zum Zusammenleben in postmigrantischen Gesellschaften sowie zu Sexismus, Rassismus und Antidiskriminierung.
Die Studierenden können auch ergänzende Zertifikate in transkultureller Kommunikation und Diversity Skills erwerben.