Forschendes Lernen aus Studierendensicht

Das Forschende Lernen an der Universität Bremen beginnt bereits in der Studieneingangsphase und begleitet uns bis zum Ende unseres Studiums.

Durch das Forschende Lernen erleben wir von Anfang an, was es bedeutet qualitativ als Kulturwissenschaftler:in / Ethnolog:in zu forschen. Ganze Forschungsprozesse werden durchlaufen, die wir selbst gestalten und in denen wir ein hohes Maß an Verantwortung tragen. Wir sind ein Teil unseres selbstgewählten Forschungsfeldes und lernen, neben dem Anwenden der Methoden, direkt aus eigenen Erfahrungen.

In den Forschungswerkstätten werden wir angeleitet und erhalten Unterstützung von Dozenten*innen und Tutoren:innen. Studierende und Lehrende lernen hier gleichermaßen voneinander und es wird partnerschaftlich miteinander gearbeitet.

Das Forschende Lernen spricht aber nicht nur alle die an, die in der Wissenschaftslandschaft bleiben möchten, es spricht auch die an, die nach dem Studium die Universität verlassen möchten. Denn während der eigenen Forschung bewegen wir uns weg vom Campus in Richtung Stadt und Umland. Wir knüpfen dort Kontakte mit Menschen, die sich in unseren Interessensgebieten bewegen und lernen was genau dort passiert. Das Forschende Lernen beinhaltet, dass wir interdisziplinär forschen und lernen und uns beruflich weiterhin orientieren können.

Neben den einzigartigen Erfahrungen, die wir im eigenen Forschungsfeld sammeln, bereiten wir uns stetig auf die Bachelorarbeit vor, die am Ende dieses Studiums ansteht. Wir lernen mit dem Beginn des Studiums, welche Methoden angewandt werden, wie erhobene Materialien ausgewertet werden und diese anschließend interessant zu Papier gebracht werden können.

Marie Sommer


 

Der Weg zur fertigen Forschungsarbeit besteht aus vielen einzelnen Schritten: Ein Forschungsfeld mit passender Fragestellung finden, einen Zugang bekommen, teilnehmend beobachten, Interviews führen, Forschungstagebuch schreiben, ethische Fragen klären, unterschiedliche Methoden erlernen und zum Schluss die Erkenntnisse aus der Forschung ausformuliert zu Papier bringen. Dies stellt eine zeitlich intensive Herausforderung dar, ist aber gleichzeitig eine wertvolle Studienerfahrung. Anhand zweier Feldforschungen illustrieren wir hier beispielhaft, wie das Forschende Lernen an der Universität Bremen im Bachelor „Kulturwissenschaft“ umgesetzt wird und vor allem, wie Forschungsthemen gefunden werden können. 

Die Studierenden des Bachelorstudiengangs „Kulturwissenschaft“ durchlaufen in der Regel zwei eigene qualitative Forschungsprozesse während ihrer Studienzeit. In diesen Forschungen gilt es aktuelle gesellschaftspolitische Themen, die die Studierenden nach eigenem Interesse auswählen können, aus kulturwissenschaftlicher Perspektive genauer zu betrachten. Zu Beginn eines Projekts geht es darum, das passende Forschungsfeld für sich zu finden. Wie dieser Findungsprozess aussehen kann wollen wir anhand von zwei Beispielen zeigen.

Zwei Studierende aus dem dritten Semester haben sich vom Roman „Tage wie Salz und Zucker“ von Shari Shattuck inspirieren lassen und sind so auf ihr Forschungsfeld gestoßen. Die Geschichte handelt von zwei ungleichen Frauen, die einander begegnen und eine besondere Freundschaft eingehen: Eine von ihnen liebt es ihre Umwelt zu beobachten, die andere ist blind.

Durch den regen Austausch mit Kommiliton:innen und Lehrenden konnten die Studierenden ihren Fokus schärfen und ihr Forschungsfeld schließlich an der Georg-Droste-Schule FÖZ für Sehen und visuelle Wahrnehmung finden. Die beiden forschten zur Fremd- und Selbstwahrnehmung in der Disability-Forschung und waren begeistert von den dort gewonnenen Erkenntnissen.

Eine andere Studentin entdeckte ihr Forschungsfeld im eigenen Lebensraum. Sie machte es sich zur Aufgabe ihren Blick auf das Altbekannte zu schärfen und beschloss im Viertel, als Bremer Stadtteil, zu der Veränderung und beginnenden Gentrifizierung des Bezirks zu forschen. Ihren Fokus legte die Studentin dabei auf die Bewohner:innen des Viertels und somit auf die Wahrnehmungen und Veränderungen, die sie bezüglich ihres Stadtteils bemerken konnten.

Neben den Dozent:innen wurden die Studierenden von Kommilitonen:innen aus höheren Semestern unterstützt, sodass untereinander gearbeitet und voneinander gelernt werden konnte. Es entstanden spannende Forschungsarbeiten, die sich so mitreißend entwickelten, dass einige Studierende zum Ende der Forschung hin interessiert daran waren, das Feld weiterhin zu beforschen und noch tiefer in die Thematik einzusteigen.

Um ihre Forschung für andere Studierende sichtbar zu machen und ihre gewonnen Erkenntnisse weiterzugeben, stellten zwei Studierende ihre Forschung auf der Research Insights#3 vor. 

Lara Krone und Marie Sommer

Projektleitung
Dr. Margrit E. Kaufmann
Diversity-Expertin
Bremen Senior Researcher
mkaufm[at]uni-bremen.de
0421 218 – 67619
SFG 4320

Projektdurchführung
Henning Koch