„Cinema is a dream machine, but now it has become a didactic dream. I am taking this dream and disturbing it through play with cinematic elements in order to go beyond the dream.“
Rosa Barba 2018
Seit 15 Jahren formuliert Rosa Barba ihre antiillusionistische Kritik an Modi und Konventionen des Kinodispositivs nicht nur durch multiperspektivische, installative Strategien der Involvierung und Dynamisierung des betrachtenden Publikums, sondern auch durch das Festhalten an Einzelbildprojektionen. Neben dem Einsatz anscheinend ‚narrationsexterner‘ Elemente wie Paratexte des Films oder die Behandlung des Filmstreifens als ästhetischem und skulpturalem Material steht also auch ihre konzentrierte wie auch Affekte erzeugende Kameraführung im Zentrum ihrer experimentellen kinematografischen Konzepte. Dabei spielt der Raum eine entscheidende Rolle: Entgegen der Erfahrungen des populären und kommerziellen Kinos schlägt Rosa Barba eine anarchische Erkundung und Gestaltung neuer filmischer Räume vor. Dabei geht es um eine Abwendung von konsumierbaren Räumen und abgeschlossenen imaginären Geschichtswelten hin zu Orten, an denen eine spielerische, unvorhersehbare Öffnung dieser Räume möglich wird. Rosa Barba versteht Kino in ihrer Arbeit im architektonischen Sinne und setzt es als ein Instrument ein, mithilfe dessen die raumzeitlichen Dimensionen des Innen- und Außenraums zusammenfallen und über diese hinausweisen.
In Subconscious Society (2014, 40’) montiert die Künstlerin Filmsequenzen verlassener Industriestandorte, etwa die als Science- Fiction anmutende Maunsell-Seefestung in Kent, mit Interieurszenen feierlicher Aktivitäten in der monumentalen und prächtig ausgestatteten Albert Hall in Manchester. Lange Zeit verlassen, ist der imposante Saal erst vor kurzem zum Veranstaltungsort umgebaut worden, der Innenraum überreichlich angefüllt mit einem Sammelsurium an Objekten, Möbeln, Gliederpuppen, Holzstößen. In Voice-Overs kommentieren gewählte Protagonist*innen, Bewohner*innen unterschiedlichen Alters aus der urbanen Umgebung den historischen Wandel der Hall. Die fragmentierten, beinahe abstrakten Dialoge implizieren eine Assoziationskette des Unbewussten, die wie gefangen scheint in der ewigen Gegenwart ihrer Umgebung. Erst die im Film gezeigten imaginären wie medialen Projektionen der Industrielandschaften eröffnen neue (Möglichkeits-)Räume.
+/-
Die Veranstaltung gehört zum Programm des Forschungsfeldes wohnen +/- ausstellen in der Kooperation des Instituts für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik der Universität Bremen mit dem Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender (Leitung: Irene Nierhaus, Kathrin Heinz). Ausgerichtet wird die Kuvert-Reihe von der Forschungsgruppe wohnen +/- ausstellen und dem Kolloquium Bild-Raum-Subjekt.
Diese Veranstaltung ist Teil des Semesterschwerpunktes privat +/- öffentlich: neue bildmediale Perspektive,
Konzept: Elena Zanichelli.
Sie findet statt in Zusammenarbeit mit Christine Rüffert und dem City 46
Kommunalkino City 46
Birkenstraße 1, 28195 Bremen