Forschungsprojekte
Geförderte Forschungsverbünde
Kompetenzzentrum RessourcE
Die Region RessourcE-NordWest, bestehend aus Bremen, Bremerhaven, Oldenburg und Wilhelmshaven, ist historisch von Handel und Industrie geprägt. In der Gegenwart gewinnt der Dienstleistungssektor zunehmend an Bedeutung. Ein bedeutender Anteil der Arbeitsplätze in diesem Bereich entfällt auf sogenannte Einfacharbeit, also Tätigkeiten, die keine formale Qualifikation voraussetzen. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend in der Logistikbranche sowie in gesundheitsbezogenen sozialen Dienstleistungen.
Einfacharbeit erleichtert den Zugang zum Arbeitsmarkt für geringqualifizierte Personen, geht jedoch oft mit begrenzten Entwicklungsperspektiven und schwierigen Arbeitsbedingungen einher. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Beschäftigten durch den Fachkräftemangel und die fortschreitende Digitalisierung. Bislang fehlen jedoch gezielte Innovationen zur Arbeitsgestaltung und Kompetenzentwicklung, die neue Perspektiven für die Beschäftigten, die Unternehmen und die Region schaffen könnten.
Das Projekt zielt darauf ab, in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis das Kompetenzzentrum "RessourcenEntwicklung in Dienstleistungsarbeit" (RessourcE) in der Region zu etablieren und langfristig zu verankern. Ziel ist es, durch den Aufbau nachhaltiger Transferstrukturen zwischen Arbeitsforschung und Praxis innovative Ansätze zur Verbesserung der Arbeitsgestaltung, Führung und Entwicklungschancen im Bereich der Einfacharbeit zu fördern.
RessourcE setzt anfangs Schwerpunkte in der Logistikbranche sowie in gesundheitsbezogenen sozialen Dienstleistungen. Dabei werden unter anderem technische Innovationen entwickelt, wie ein KI- und sensorgestütztes Exoskelett, das durch kontinuierliche Ergonomieanalysen individuelle Handlungsempfehlungen gibt. Darüber hinaus entstehen Konzepte für gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung, die zur psychischen Stabilität der Beschäftigten beitragen und eine Nachqualifizierung von Pflegehilfskräften ermöglichen. Ein diversitätsorientierter Ansatz zur Kompetenz- und Qualifikationsentwicklung in Einfacharbeit wird im Projektverlauf kontinuierlich weiterentwickelt und hinsichtlich seiner Übertragbarkeit geprüft.
Das Kompetenzzentrum RessourcE wird als dauerhaftes physisches und virtuelles Serviceangebot für Beratung und Innovationsbegleitung im einfacharbeitsintensiven Dienstleistungssektor etabliert. Die entwickelten Lösungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen werden breit verfügbar gemacht und in der betrieblichen Praxis implementiert.
Darüber hinaus werden regionalwirtschaftliche Analysen und Entwicklungsdialoge genutzt, um eine nachhaltige Vernetzung mit bestehenden öffentlichen und privaten Initiativen zur Arbeitsgestaltung und Kompetenzentwicklung zu gewährleisten. Ein eigens eingerichteter Kompetenzbeirat mit Fachleuten aus Verbänden, Organisationen, Institutionen und der Politik unterstützt diesen Prozess, um die langfristige Verankerung des Kompetenzzentrums in der Region zu sichern.
Projektlaufzeit
Das Projekt findet im Zeitraum vom 01.07.2023 bis zum 30.06.2028 statt.
Projektpartner
Am Projekt beteiligt sind:
- Arbeiterwohlfahrt- Bezirksverband Weser- Ems e.V.
- BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH
- BLG Industrielogistik GmbH & Co. KG
- care pioneers GmbH
- Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V.
- Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth
- Mensen GmbH
- PTS Packing, Transport, Services & Logistics GmbH
- Seifert Logistik Bremen GmbH
- Universität Bremen
- VACANCES mobiler Sozial- und Pflegedienst GmbH
- Vollers Management Service GmbH
- WearHealth UG (haftungsbeschränkt)
- Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer Bremen gGmbH
Im Themenhub „Qualifikation in der Logistik“ (QUALI-L), der von Dr. Julian Decius koordiniert wird, soll ein KI-basiertes Tool entwickelt werden, welches das Potenzial von Einfacharbeitenden für eine Fachkraftkarriere oder eine Führungskarriere zuverlässig und vorurteilsfrei erkennen kann. Dieses Tool stützt sich auf bereits vorhandene und noch zu erhebende Datenquellen bei den beteiligten Logistikunternehmen. Die KI wird dabei sowohl mit objektiven Leistungsparametern als auch mit Selbsteinschätzungen der Beschäftigten und Fremdeinschätzungen durch die Führungskräfte trainiert.
Aktuelle Forschungsthemen
Bislang ist wenig darüber bekannt, inwiefern sich unterschiedliche Strategien des informellen Lernens am Arbeitsplatz über die Zeit gegenseitig beeinflussen. In Zusammenarbeit mit einem international agierenden mittelständischen Unternehmen soll mit Tagebuchstudien und Follow-Up-Befragungen mehr über die Wechselwirkungen von Lernverhalten und metakognitiven Prozessen, die das Lernen steuern und überwachen, herausgefunden werden.
In der Literatur werden die überwiegenden Vorteile des informellen Lernens am Arbeitsplatz betont. Allerdings existiert auch eine „dunkle Seite“ des informellen Lernens, beispielsweise wenn durch Modelllernen oder Erfahrungsaustausch mit Kolleg:innen Tricks zur Umgehung von Sicherheitsmechanismen an Industriearbeitsplätzen gelernt werden. Dieses potenziell gefährliche Lernen soll mittels experimenteller Forschungsdesigns näher untersucht werden.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht? In diesem Forschungsprojekt soll mittels experimenteller Ansätze herausgefunden werden, inwiefern der Humor der Führungskraft das informelle Lernen und die persönliche Weiterentwicklung der Beschäftigten beeinflusst. Dabei wird auch die Gestaltung der Lernkultur betrachtet. Primäre Zielgruppe der Forschung sind Pflegekräfte in Krankenhäusern.
Personen, die in algorithmisch geprägten Arbeitskontexten beschäftigt sind, zum Beispiel Webdesign-Freelancer oder Fahrer:innen von Liefer- und Personenbeförderungsdiensten, müssen mit negativen Effekten ihrer Arbeit auf das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit rechnen. Mittels experimenteller Methoden soll herausgefunden werden, inwiefern sich durch proaktives Verhalten der arbeitenden Personen (Job Crafting) die empfundene Arbeitsautonomie und das Wohlbefinden beeinflussen lassen.
Beschäftigungsfähigkeit (Employability) wird in Zeiten eines sich stetig wandelnden Arbeitsmarktes immer wichtiger. Inwiefern sich Employability durch verschiedene Formen des arbeitsbezogenen Lernens fördern lässt, ist zentrale Fragestellung dieses Forschungsprojektes. Berücksichtigt werden hierbei auch Rahmenbedingungen wie die Bewertung des eigenen Jobs hinsichtlich Stressempfinden, sowie demografische Variablen der Beschäftigten.
Die Eigenschaft einer Person, Lerngelegenheiten zu suchen, zu erkennen und zu ergreifen, wird als Self-directed Learning Orientation bezeichnet (SDLO). SDLO gilt als einer der bedeutendsten Prädiktoren des informellen Lernens am Arbeitsplatz. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts soll daher eine ökonomische Skala zur Erfassung von SDLO entwickelt und validiert werden. Dazu werden auch Zusammenhänge mit Konstrukten des arbeitsbezogenen Lernens betrachtet.
Arbeitsbezogenes Lernen umfasst verschiedene Lernformen, von denen formales, informelles und selbstreguliertes Lernen die prominentesten sind. In der Forschung mangelt es jedoch an konzeptionellen Einordnungen, die diese Unterscheidungen berücksichtigen. Daher ist auch nicht bekannt, wie sich die Konsequenzen und Ergebnisse des Lernens beispielsweise bei institutionell gesteuerten vs. von den Lernenden gesteuerten Lernprozessen, bei on-the-job- vs. Off-the-Job-Lernprozessen oder bei Online- vs. Offline-Lernprozessen zu erwarten sind. Dies soll in diesem Forschungsprojekt untersucht werden.
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts sollen die theoretischen Grundlagen des in der Forschung bisher nur grob umrissenen Begriffs „New Learning“ geschärft werden, der in der New-Work-Forschung immer bedeutsamer wird. Dazu wird eine empirische Überprüfung eines konzeptionellen Rahmenmodells anhand von Fragebogendaten mit mehreren Messzeitpunkten durchgeführt.
Modernste Technologien sind von vielen Arbeitsplätzen nicht mehr wegzudenken. In diesem Forschungsprojekt wird deshalb mittels experimenteller Methoden untersucht, inwieweit individuelle Problemlösekompetenzen und Lernen bei der Bearbeitung technologiegestützter Aufgaben zusammenhängen.