(AKAD04) Judentum, Christentum, Islam: drei Götter und (k)eine Gottheit?

Die Epiphanien oder göttlichen Erscheinungsformen in den drei Schrift- und Welt-Religionen, die geschichtlich nacheinander entstanden sind, lassen religionsphilosophisch die Annahme dreier Götter, zweier und einer, oder auch nur einer einzigen Gottheit zu.

Nach dem Zeugnis des eigenen Glaubens – der hebräischen Bibel, der Bibel des Alten und Neues Testaments, des Korans[1] – sind diese Religionen durch die Geschichte des Patriarchen Abraham miteinander verwandt:„Die Bibel betrachtet die Erzväter als Archetypen, die ihre Nachkommen und deren Schicksal abbilden.“[2]  Das Neue Testament nennt Abraham den Vater des Glaubens. Der Koran bezieht sich mit seinem Propheten Mohamed auf Abrahams Sohn Ismael.

Die drei Schrift- und Weltreligionen verhielten sich geschichtlich und verhalten sich gegenwärtig mit- und untereinander wie Verwandte, die sich auch gut vertragen, dann wiederum böse verzanken, streiten und bekriegen können.

Dass wir uns in diesem Sommersemester 2025 im Seniorenstudium mit diesen verschieden alten und großen Weltreligionen befassen, erscheint mir gesellschaftlich nicht nur sinnvoll, sondern gegenwärtig notwendig zu sein: Wir Alten lernen von den Jungen den Umgang mit den virtuellen Medien, die Enkelgeneration wird von uns auf die eigenen religiösen Wurzeln, von und mit denen wir mehr oder weniger leben, aufmerksam gemacht.
Ein Grundwissen über die drei derartig andersartig ausgeübten Religionsgemeinschaften weitet das Verständnis für den anderen und die Toleranz ihm gegenüber.  Die Religionswissenschaft klärt auf. Die Kulturwissenschaft steigert die Empathie. Das Verständnis reicht oft weiter als der Verstand.

Diese ungewöhnliche Gottesfrage wird uns in diesem Semester beschäftigen: Haben die drei verwandten Religionen nun drei Götter – jede ihren eigenen – oder ist es nur der eine Gott in verschiedenartiger Erscheinungsform? Und was heißt das eigentlich: Einen Gott haben?
 


Martin Luther beispielsweise beantwortet diese Frage 1529 imGroßen Katechismus, in dem er das erste der zehn Gebote auslegt: Das ist: du sollst mich allein für deinen Gott halten. Was ist das gesagt, und wie versteht mans? Was heißt, einen Gott haben, oder was ist Gott? Antwort: ein Gott heißt das, dazu man sich versehen soll alles Guten und Zuflucht haben in allen Nöten; also, dass einen Gott haben nichts anders ist, denn ihm von Herzen trauen und glauben; wie ich oft gesagt habe, dass allein das Trauen und Glauben des Herzens beide macht, Gott und Abgott. Ist der Glaube und Vertrauen recht, so ist auch dein Gott recht; und wiederum, wo das Vertrauen falsch und unrecht ist., da ist auch der rechte Gott nicht. Denn die zwei gehören zu Haufe, Glaube und Gott. Worauf du nun (sage ich) dein Herz hängst und verlässest, das ist eigentlich dein Gott.



Innerhalb dieses Sommersemesters stelle ich mir allein sechs Exkursionen zu den drei Religionen, unter denen wir in unserer Stadt leben, vor. Die Religions-Standorte, die Gebäude in Bremen – die Synagoge, die Kirche(n) und die Moschee(n) – und ihre eigenen Friedhöfe dokumentieren anschaulich die Wirklichkeit der Religionsausübung wie auch den Grad ihrer Verwandtschaftsart.

Zu dem medialen Präsenz-Eindruck (online), den Sie vielleicht wählen möchten, gehört für mich diesmal der unmittelbare Präsenz-Eindruck der persönlichen Begegnungen dazu: Mit der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde im Lande Bremen, Frau Elvira Noa, in der Synagoge. Mit dem Pfarrer Frank Mühring in der St. Johannis Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde in Oberneuland.  Mit Herrn Ilker Kabadayi in der Fatih Moschee. Sowie mit dem für die jüdischen Friedhöfe in Riensberg & Hastedt verantwortlichen Herrn Alexander Tulman und mit dem für die muslimischen Gräberfelder verantwortlichen Leiter des Osterholzer Friedhofs, Herrn Gerrit Melloh.
Seien Sie dessen bitte gewiss: Das unmittelbare Erleben der Andersartigkeit der Religion in der jeweiligen Begegnung mit deren Vertretern bereichert die gegenseitige Verständnisweise ungemein.  Stellen Sie sich bitte – gerade, wenn Sie online lieben – auf sechs andersartige und anderszeitige Exkursionen der 14 Mittwochs-Seminare ein. Interesse zeigen, bedeutet dabei-sein. Seien Sie herzlich willkommen.

 

 

(Stand: Februar 2025)

16. 04. 2025, 9:30 Uhr: Einführung in die Fragestellung:  Berufungen, Religionsgründer, Heilige Schriften
23.04.2025, 9:30 Uhr:  Was weiß ich vom Judentum, was ist mir bewusst?
30.04.2025, 10:00 Uhr: 1. Exkursion: Der Synagogenbesuch: Schwachhauser Heerstr. 117: Straßenbahn 4, Haltestelle: Metzer Str.
07.05.2025, 9:30 –13:00 Uhr: 2. Doppel-Exkursion: Der neue jüdische Friedhof hinter dem Riensberger Friedhof: Straßenbahn 6, Haltestelle: Riensberg; Parkplatz anschließend: 3. Exkursion: Der jüdische Friedhof in Hastedt, Deichbruchstraße (13): Straßenbahn 10 + 2, Haltestelle: Ludwig-Quidde-Str.
14.05.2025, 9:30 Uhr:  Fragen der Zuhörenden an den Dozenten
21.05.2025, 9:30 Uhr: Die fünf Säulen des Islam: Bekenntnis, Gebet, Fasten, Abgabe, Wallfahrt)
28.05.2025, 10:00 Uhr: 4. Exkursion: Der Besuch der Fatima-Moschee in Gröpelingen, Stapelfeldstr.9: Straßenbahn 3, Haltestelle: Kap Horn Str.; Parkplatz
04.06.2025: Judentum, Christentum, Islam:  Die Trias: Almosen, Beten, Fasten
11.06.2025, 9:30 Uhr: 9:30 Uhr: 5. Exkursion: Besuch muslimischer Gräberfelder auf dem Osterholzer Friedhof, Bus: 33 +34, Haltestelle: Osterholzer Friedhof; PKW– Parkplatz 18.05.2025, 9:30 Uhr: Christentum, Bergpredigt (Mt 5–7) bzw. Feldrede (Lk 6)
25.06.2025, 9:30 Uhr: 6. Exkursion: Oberneulander Kirche, Bremen, Parkplatz: Hohenkampsweg 6: Bus 33, 34 Haltestelle: Mühlenfeldstr
02.07.2025, 9:30 Uhr:  Die jeweilige religiöse Ritual-Sozialisation. Juden, Christen, Muslime
09.07.2025, 9:30 Uhr: Drei Götter oder eine Gottheit?

 


[1] 1. Mose 17 u. 21/Röm 4/Koran, Sure 14

[2] Die Tora. In jüdischer Auslegung. Gütersloh. Bd. 1 1999,153



Dozent:    Dr. theol. Klaus Dirschauer

Zeit:     mittwochs, 09:30 s.t. - 11:00 Uhr   (16.04.2025 – 09.07.2025)

Veranstaltungsart:    hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme dazu mehrere Exkursionen in Präsenz

Hinweis:   Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz

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