Literatur- und Kunstreise nach Berlin

Auf dem Schlossplatz jenseits der Spree stand das Berliner Stadtschloss, die ehemalige Residenz der brandenburgischen Kurfürsten und ab 1701 der preußischen Monarchen. Nach der Sprengung 1950 und der Errichtung des Palastes der Republik an dieser Stelle (1973–1976) wurde nach der Wiedervereinigung infolge unzähliger Debatten, Schließungen und Zwischennutzungen (1990–2006) der Palast bis 2008 abgetragen. 2013 wurde der Grundstein für das Humboldt-Forum gelegt, das 2021 eröffnete: "Ein Schloss für Berlin, ein Forum für die Welt" – so das Motto für den Neubau nach einem Entwurf von Franco Stella. Hier verbindet sich Barock mit Moderne. Neben dem Museum für Asiatische Kunst und dem Ethnologischen Museum gibt es Dauerund Sonderausstellungen. Mit dem Besuch des Humboldt-Forums beginnt unser zweiter Reisetag (mit Führung). Das Nachmittagsprogramm bietet eine Schifffahrt auf den Wasserstraßen Berlins – davon gibt es in Berlin 180 km. Denn wer Berlin nicht vom Wasser aus gesehen hat, der hat einiges versäumt: Spree, Havel, Wannsee und einige Kanäle sind die Reviere der stattlichen Dampferflotten Berlins (Dauer ca. 3 Stunden).

Der dritte Reisetag führt uns an den Wannsee. Entlang des Westufers verläuft die Straße "Am Großen Wannsee". Hier lebte und arbeitete Max Liebermann (1847–1935), Maler und Graphiker, der große Meister des deutschen Impressionismus. Die Max-Liebermann-Villa gehört zu den schönsten Museen Berlins. 1910 bezog Max Liebermann sein "Schloss am See", in dem er bis zu seinem Tod 1935 die Sommer verbrachte (mit Führung). Danach fahren wir weiter nach Potsdam. Dort geht es zum Museum Barberini, dem Kunstmuseum in Potsdams historischer Mitte, 2017 eröffnet. Das Haus bietet internationale Ausstellungen und zeigt eine bedeutende Sammlung impressionistischer Malerei (mit Führung). Frau Platt - Literaturreise nach Berlin - Seite 1 von 5 Im Anschluss besuchen wir in Potsdam das Theodor-Fontane-Archiv, den Lesern und Leserinnen des Romans "Ein weites Feld" von Günter Grass (1995) wohlbekannt. Hier arbeiten internationale Forscher am Werk Theodor Fontanes (1819–1898). Die Geschichte des Archivs und der Forschung steht auf dem Programm (Führung).

In einem Brief an Peter Suhrkamp vom 8.3.1954 teilt Bertolt Brecht seinem Verleger die neue Wohnadresse mit: "Ich wohne jetzt in der Chausseestraße, neben dem 'Französischen Friedhof', auf dem Hugenottengeneräle und Hegel und Fichte liegen, meine Fenster gehen alle auf den Friedhofpark hinaus. Er ist nicht ohne Heiterkeit." Heute befindet sich in der Chausseestraße 125 eine Bertolt-Brecht-Forschungsstelle und eine Gedenkstätte – diese suchen wir am vierten Reisetag auf (mit Führung). Danach führt uns der Weg auf den Dorotheenstädtischen Friedhof, auf dem heute auch Bertolt Brecht liegt, an der Chausseestraße 126, der wohl berühmteste Friedhof Berlins, denn "...so viele erloschene Fackeln auf einem trifft man wohl nur in Paris auf dem Père Lachaise wieder", so schrieb Friedrich Hebbel im Jahre 1851.

Der fünfte Reisetag beginnt mit dem Besuch der Gemäldegalerie Alte Meister. Diese Sammlung europäischer Malerei vom 13. bis zum 18. Jahrhundert zählt zu den größten und weltweit bedeutendsten ihrer Art (mit Führung). Am Nachmittag dann werden wir auf einem (geführten) Spaziergang durch Berlin auf den Spuren Theodor Fontanes wandern. Mit Theodor Fontane starb 1898 einer der klügsten Beobachter seiner Zeit, der sich in vielen Briefen über Berlin und seine Zeit geäußert hat. Viele seiner Romane und Erzählungen spielen in Berlin und in der Mark Brandenburg – die "berlinischste" Romanfigur – die sprichwörtlich gewordene "Jenny Treibel", die für Romantik schwärmt und Geld meint. Ein gemeinsames Abendessen schließt den Tag ab.

Der sechste und letzte Reisetag führt uns – bereits auf dem Rückweg – zunächst nach Brandenburg. Im Jahre 1952 entdeckten Bertolt Brecht und Helene Weigel "auf schönem Grundstück am Wasser des Schermützelsees" ein Haus, das in der Märkischen Schweiz, 50 km östlich von Berlin gelegen, ihnen zusagte: Buckow. Dort, im Sommerhaus, entstanden die nach dem Ort benannten "Buckower Elegien" (1953). Das Brecht-Weigel-Haus wurde 1977 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf der Rückreise machen wir dann Halt in der Nähe von Neuruppin und besichtigen Schloss Rheinsberg. In der berühmten historischen Kulisse befindet sich das Kurt-TucholskyLiteraturmuseum. Im Jahre 1912 hatte der Schriftsteller und Publizist Kurt Tucholsky (1890–1935) dem Schloss eine poetische Geschichte gewidmet: "Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte". Im Museum sind die Lebensstationen Kurt Tucholskys dokumentiert (Führung). Auch von der wechselvollen Geschichte des Schlosses wird die Rede sein.