(AKAD19) Die Sprache der Bilder - Kunst- und Literaturgeschichte der Moderne (13)
Als „des Menschen andere Sprache“ werden Bilder zuweilen bezeichnet, womit die Bedeutung des Bildvermögens neben der des Sprachvermögens verdeutlicht wird. Durch Bilder die Welt ordnend zu gestalten und zu verstehen, kann als ein Grundbedürfnis des Menschen und als Motiv zum Erschaffen von Bildern angesehen werden. Eine anthropologische Bildtheorie (Hans Jonas) sieht in der Fähigkeit des Menschen, ikonische Ähnlichkeiten zu schaffen, auch die Grundlage zur „Freiheit des Bildens“, die zur „Schöpfung nie gesehener Formen“ und zur Kunst führen kann.
Eine andere Ursache dafür ist der „Abstraktionsdrang“ (Wilhelm Worringer) des Menschen, der „am Anfang jeder Kunst“ steht. Dieser Abstraktionsdrang ist die „Folge einer großen inneren Beunruhigung des Menschen durch die Erscheinungen der Außenwelt“ und dient zu deren Umformung in beherrschbare abstrakte Bilder.
Die Anschaulichkeit der Bilder wird bei der Entwicklung einer menschlichen Bildersprache von Bedeutung gewesen sein. Statt eines nur sprachlichen Verweises auf das Gemeinte, wird dieses im Bild auch verkörpert: Etwas Abwesendes wird im Bild erfahrbar. Diese „ikonische Differenz“ (Gottfried Boehm) ist die Ursache für die Wirkung von Bildern, ob religiöser oder weltlicher Art. Auch die Macht, die von Bildern ausgehen kann, entsteht durch diese Differenz. Das biblische Bildverbot (Exodus 20.4) und Aarons Missachtung des Verbotes (das goldene Kalb als Symbol Gottes) sind ein Beispiel dieser Macht.
In der Erzählung „Das ovale Porträt“ von Edgar Allen Poe aus dem Jahre 1842 wird diese Macht als Unheil bringend beschrieben: Ein Maler ist von der Idee besessen, ein lebensechtes Bild seiner Braut zu erschaffen. Und wie mit der Zeit das Bild immer vollkommener wurde, so entschwand das Leben der Frau. Der Maler aber wollte nicht sehen, „dass die Farbtöne, die er auf der Leinwand verteilte, den Wangen von ihr, die neben ihm saß, entzogen waren.“ Erst als das Bild vollendet war, erkennt der Maler die Macht und das Unheil des Bildes: „er schrie mit lauter Stimme ‚Das ist wahrhaft das Leben selbst!‘ und wandte sich plötzlich um, die Geliebte anzusehen: - Sie war tot!“.
Dozent: Dr. Karl Heinz Wölke
Zeit: dienstags, 16:00 s.t. - 17:30 Uhr (ab 15.10.2024)
Veranstaltungsart: hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660 oder wahlweise Online-Teilnahme
Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz
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