(AKAD38) Zum Verhältnis von Politik und Geschichte

Den Satz, dass man aus der Geschichte lernen müsse, kann man jedes Jahr vierzig Mal in der Öffentlichkeit hören. Es gibt aber für das Lernen aus der Geschichte keine Schule, Institutionen lernen nicht. Diese Schule kann nur das Leben selbst sein, das sich „politisieren“, d.h. mit den angehäuften Massen an Geschichtsstoff umgehen muss. Aber der Mensch ist anders als Aristoteles meinte, eben kein „politisches Tier“, das Leben hat noch so viel Anderes zu tun, dass es sich darauf meistens erst dann besinnt, wenn es zu spät ist. „Wenn sich alle deutschen Lehrer 1928 zusammengetan hätten, wäre einer Verhinderung des Faschismus möglich gewesen.“ Wenn sie 1928 gewusst hätten, wie Deutschland 1945 aussah, hätten sie das getan.

„Die Geschichte“, sagt Robert Musil, „tut nicht das eine oder das andere, sondern erst das eine und dann das andere.“ „Geschichte wiederholt sich nicht, aber was an ihr unerledigt ist, kommt wieder.“ (Ernst Bloch) „History is bunk.“ (bunk = Quatsch; Henry Ford) „Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, dass Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt haben. Jede Zeit hat so eigentümliche Umstände, ist ein so individueller Zustand, dass in ihm aus ihm selbst entschieden werden muss, und allein entschieden werden kann.“ (G.F.W. Hegel) „Wir kennen nur eine Wissenschaft, die Wissenschaft von der Geschichte.“ (Karl Marx) „The End of History and the Last Man“ (Francis Fukuyama, 1992) „Vergangenes historisch artikulieren heißt nicht, es erkennen ‚wie es denn eigentlich gewesen ist‘. Es heißt, sich einer Erinnerung bemächtigen, wie sie im Augenblick einer Gefahr aufblitzt.“ (Walter Benjamin, 1940) Dass es so etwas gibt, zeigten die Anschläge auf die Londoner U-Bahn am 7. Juli 2005. Mehrere Zeitungen hatten am 8. Juli „The Blitz“ in der Schlagzeile und erinnerten damit an die Luftschläge der Nazis.

Vergessen wir bei allem fatalen Geschichtsdruck, den wir gegenwärtig in der reflexartigen Politik Europas gegenüber dem Ukraine-Krieg erleben, nicht, wie sehr die Geschichte auch positiv überraschen kann: die plötzliche Beerdigung der deutsch-französischen „Erzfeindschaft“ nach dem Krieg, Gorbatschow – ebenso ein Mann des Apparates wie Putin, die einigermaßen gelungene Wiedervereinigung Deutschlands und das Ende des Kalten Krieges.
 

Vier Sitzungen über das Lernen aus der Geschichte.
 


Dozent:             Prof. Dr. Rainer Stollmann

Termine:               4 x montags, 05.05. + 12.05. + 19.05. + 26.05.2025

Zeit:                      09:00 (s.t.) bis 10:30 Uhr

Veranstaltungsart:  hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:                      Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen in Präsenz

Entgelt als einzelne Buchung:  55,- Euro (wenn Sie diese Veranstaltung als einzige im gesamten Sommersemester 2025 belegen)

Kontakt

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Nicole Lehmkuhl
Maike Truschinski
Jaroslaw Wasik

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