(AKAD41) Ökonomische Marktvernunft oder Trumponomics? Was bestimmt den Welthandel?

„Die Neue Unübersichtlichkeit“, so lautete eine vor rund 40 Jahren von Jürgen Habermas, dem deutschen Jahrhundertphilosophen, herausgegebene Schrift. Ein, verglichen mit seinen sonstigen Schriften eher schmaler Sammelband mit zeitdiagnostischen Beiträgen und Einlassungen. Dieser Titel avancierte schnell zu einem Sammelbegriff für Phänomene, die eine Reihe von bisher als sicher geglaubte Erkenntnisstände und Wahrheitsgewissheiten in Frage stellte. Dazu zählten für ihn ein Vordringen neokonservativer Strömungen in westlichen Demokratien, Krisenzustände des Wohlfahrtsstaates, eine intellektuelle Erosion der politischen Debattenkultur, oder um es ein wenig getragen zu formulieren, eine Erschöpfung utopischer Energien.

Welch prophetische Gabe, so könnte man die Wirkungsmacht dieser Streitschrift umschreiben, wenn man heute auf das politische Geschehen diesseits und jenseits des Atlantiks im Jahr 2025 blickt.

Was derzeit auf den verschiedenen Spielstätten des Welttheaters aufgeführt wird, stellt die Selbstgewissheiten der modernen Gesellschaft im Gefolge des Zeitalters der Aufklärung radikal in Frage. Aufklärerische Vordenker des späten 18. Jahrhunderts, wie Adam Smith, sprachen noch von einem sich befruchtenden „Eigennutz wirtschaftlichen Handelns“, wenn der Nutzen des einen genau so hoch geschätzt werde, wie der Nutzen des anderen. Aus ihnen solle der Wohlstand einer Nation erwachsen. Wohlgemerkt: zum Wohle aller. Und David Ricardo legte zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts noch nach und schrieb den englischen Kaufleuten in ihre Geschäftsbücher, dass ein wohldurchdachter Freihandel auf der Grundlage jeweiliger Produktionsvorteile zwischen England und Portugal mehr zum gemeinsamen Wohlstand beitragen könne als eine merkantilistische Eroberung fremder Märkte.

Kann es auf Dauer gut gehen, wenn an die Stelle eines regelgebundenen Miteinanders in der internationalen Arbeitsteilung eine Raubritterökonomie tritt? Bildhaft gesprochen: Wenn an die Stelle von freien, offenen Städten eine Ansammlung von Ritterburgen tritt, gewillt, sich an dem zu bereichern, was die Umgebung hergibt? „Managed Trade“ heißt der neue ökonomische Euphemismus und „neuer Kolonialismus“ seine entsprechende politische Ausgestaltungsform.

Der Vortrag geht diesen Fragen nach. Er sucht zugleich auch Antworten darauf, welche Macht am Ende die Oberhand gewinnen könnte: Die Macht der ökonomischen Marktvernunft oder die imperiale Macht einer weltweiten Trumponomics.
 


Dozent:            Dr. Detlev Ehrig

Termin:            Mittwoch,  23.04.2025

Zeit:                 14:00 (s.t.) bis 15:30 Uhr

Veranstaltungsart:  nur in Präsenz (Akademie, Raum B 0770)

Hinweis:         Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen in Präsenz
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Entgelt als einzelne Buchung:  20,- Euro (wenn Sie diese Veranstaltung als einzige im gesamten Sommersemester 2025 belegen)

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