(H) Menschen - Wälder und Visionen
Es geht im Seminar um besondere Menschen in unterschiedlichen Kontinenten, mit unterschiedlichen Hintergründen, die Visionen lebten und verwirklichten.
Mit Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch nähern wir uns dem komplexen Thema Waldökologie zunächst auf der Sachebene und werden versuchen, die Welt vom Wald her zu verstehen. Wälder sind Systeme, nicht einfach Ansammlungen von Bäumen. Es gilt, den Waldorganismus verstehen zu lernen. Hört sich einfach an, scheint aber bei manchen Planungen noch immer nicht verstanden worden zu sein. Das Buch „Waldwissen“ (siehe unten) wird durch Videos in Szene gesetzt. (zwei Termine) Ganz nebenbei lernen wir die beiden Autoren und ihre Visionen kennen.
Tony Rinaudo ist ein australischer Agrarwissenschaftler, der auf die Regeneration verborgener Wurzelsysteme im Wüstensand setzt und mit seinem Team in der Sahelzone (Afrika) 200 Millionen Bäume wiederbeleben konnte. Es sind Schnitttechniken, die er den sprossenden Trieben angedeihen ließ, die zum Wachstum von Bäumen führen. Mit seiner Technik haben andere Teams inzwischen 600 Millionen Bäume in 18 Ländern Afrikas heranziehen können. Er erhielt dafür den alternativen Nobelpreis 2018. Der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff hat über diesen außergewöhnlichen Menschen den Film „Der Waldmacher“ gedreht. Dieser Film wird im Seminar gezeigt.
Der brasilianisch-französischen Fotograf Sebastiao Salgado, bekannt durch seine eindringlichen Foto-Reportagen aus weltweiten Krisenherden in 120 Ländern, hatte nach jahrzehntelanger Dokumentation des Elends der Welt eine schwere Lebenskrise. Zuviel Elend macht krank. Seine kluge Frau riet ihm, ein ungewöhnliches Projekt anzugehen. Die Farm seiner Kindheit in Chiles Regenwald, die inzwischen völlig verödet war, wieder aufzuforsten. Es ging dabei nicht nur um die praktische Idee, sondern um ein Symbol, die Zerstörung und Verschmutzung der Welt anzuprangern. 2,5 Millionen Bäume sollten gepflanzt werden, um das Ökosystem wiederherzustellen. Mit einer Weltbank zur Finanzierung, einem Netzwerk von Geldgebern und Experten, die zu 300 verschiedenen Bäumen rieten und einer eigens gegründeten Baumschule wurde das Unmögliche möglich.
In nur 12 Jahren war ein intaktes Ökosystem durch das „Instituto Terra“ entstanden. Sebastiao Salgado hat sich nun einem anderen Thema zugewandt, er dokumentiert die Schönheit der Welt. Dafür erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
Jane Goodall, bekannt als Primatenforscherin und Revolutionärin in der qualitativen Sozialforschung, widmet ihr Leben nun der Hoffnung mit ihrer Stiftung „Roots and Shoots“, die inzwischen in 120 Ländern der Erde angekommen ist. Aus der Umwelttrauer entstand dieses Projekt, das auf Jugend setzt, auf Hoffnung und die Liebe zur Welt. Drei Säulen hat das Projekt: Menschen helfen, Tieren helfen, der Umwelt helfen. Es gilt die Devise „Der Ozean besteht aus Millionen Tropfen“. Auch bei Jane Goodall soll filmisches Material herangezogen werden. Da über Jane Goodall viel bekannt ist, wird sie an dieser Stelle nur kurz vorgestellt.
Am Schluss stelle ich zwei chinesische Umweltaktivisten vor, die denkbar schlechte Voraussetzungen zum Handeln haben. Jia Haixia ist blind, Jia Wenqi wurden beide Arme amputiert, beide Freunde sind bettelarm und haben die letzten Jahre über 10.000 Bäume gezogen und gepflanzt. Sie werden in Jane Goodalls Buch „Das Buch der Hoffnung“ erwähnt.
Sie werden kurz vorgestellt, es gibt nicht viele Quellen über sie.
Im Anschluss folgt eine Vorstellung eines chinesischen Großprojektes, staatlich geplant, staatlich durchgeführt. Es ist die „Grüne Mauer“, die sich 4.000 km durch Chinas Norden ziehen soll, um eine weitere Versteppung zu verhindern. Dieses Großprojekt hatte zunächst nicht berücksichtigt, dass ein Wald ein Ökosystem ist, mit schnell wachsenden Monokulturen erlebte man, dass Natur komplex ist und verstanden werden will. Es gibt im Seminar also eine Schleife des Verstehens.
Literatur:
Peter Wohlleben, Pierre L. Ibisch, Waldwissen. Vom Wald her die Welt verstehen. München 2023
Sebastiao Salgado, Mein Land, unsere Erde. München 2019
Jane Goodall, Douglas Abrams, Das Buch der Hoffnung. München 2021.
Dozentin: Dr. Monika Thiele
Termine: 6 x montags
- 26.08. + 02.09. + 09.09. + 16.09. + 23.09. + 30.09.2024
Zeit: 12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr
Entgelt: 60.- Euro
Veranstaltungsart: hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme
Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz