Die Landwirtschaftskammer Bremen lud daher am 28. Januar zur Freiluftveranstaltung „Herdenschutz und der Wolf in Bremen“ ein. Mit dabei: David Wewetzer vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik der Universität Bremen – er stellte das Projekt „mAInZaun“ vor, das die automatische Erkennung und Vergrämung von Wölfen im Umfeld einer Weide zum Ziel hat.
Das Forschungsprojekt, an dem auch die Universität Gießen und des Unternehmen Roflexs beteiligt sind, setzt Künstliche Intelligenz (KI) ein, um Wölfe von anderen Tieren zu unterscheiden. Wie David Wewetzer auf dem Ellernhof in Bremen erklärte, gelingt dies in der Regel auch schon sehr gut. Um die Treffsicherheit zu maximieren, können Kameras und Rechenkapazitäten auf jedem Zaunpfahl installiert werden, sodass verschiedene Perspektiven gewährleistet sind. Damit der Zaun auch mobil einsetzbar ist, müssen die eingesetzten Technologien jedoch sehr energiesparend funktionieren – eine der Herausforderungen des Forschungsprojekts. Gleichzeitig müssen sie sehr klein, leicht und kostengünstig sein.
Verhaltensweisen des Wolfs fließen mit ein
Eine Schwierigkeit im Umgang mit dem Wolf besteht darin, dass er sehr klug vorgeht. Statt sich blind auf seine Beute zu stürzen, untersucht er zunächst genau die Hindernisse, die es zu überwinden gilt, und findet die Schwachstellen. Das Projekt „mAInZaun“ bezieht diese Verhaltensweisen in die technologische Entwicklung mir ein: „Wir verwenden die Schlauheit des Wolfes gegen ihn“, so David Wewetzer. Die Zeit, die der Wolf sich nimmt, um einen Zaun zu untersuchen, erleichtert nämlich auch seine Identifizierung.
Ist dies gelungen, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Vergrämung zur Verfügung, beispielsweise mit Hilfe von Ton- oder Lichtsignalen. Damit keine Gewöhnung eintritt, sollen diese variiert werden. Nicht zuletzt kann der Zaun eine Warnung an die Tierhalterinnen und Tierhalter senden, wenn ein Wolf entdeckt wurde. Dies gilt auch für andere unbefugte Eindringlinge, die sich den Tieren nähern.
Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten
Das Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Technik war groß, sowohl auf Seiten der Landwirte als auch seitens der anwesenden Naturschützer. Da sich „mAInZaun“ noch in der Forschungsphase befindet, wird es noch einige Jahre dauern, ehe ein entsprechendes Produkt auf dem Markt verfügbar ist. Sobald das der Fall ist, kann „mAInZaun“ aber eine ganze Reihe an Problemen von bisher verfügbaren Wolfszäunen lösen: von der aufwändigen Installation über die mangelnde Mobilität bis zur stark eingeschränkten Durchlässigkeit für andere Wildtiere.
Darüber hinaus sind weitere Einsatzmöglichkeiten für die Technologie denkbar, beispielsweise zur Vergrämung von Wildtieren an vielbefahrenen Straßen oder zum Monitoring von Wildtierpopulationen. Der Datenschutz ist dabei immer gewährleistet, weil die Daten nur gespeichert werden, wenn das zu beobachtende Tier erkannt wird.
Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren soll Mitte 2024 abgeschlossen sein. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Weitere Informationen:
www.intelligenter-Herdenschutz.de
Ansprechpartner:
David Wewetzer
TZI, Universität Bremen
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