Mit der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche steigt die Komplexität von Kommunikationssystemen rapide an. Für die Betreiber dieser Netzwerke wird es dadurch immer schwieriger, den Schutz vor Angriffen und Datenverlusten sicherzustellen. Künstliche Intelligenz (KI) kann helfen, Gefahren zu erkennen und zu unterbinden, wird aber aufgrund ihrer teils unzulänglichen Zuverlässigkeit bis jetzt nur begrenzt eingesetzt. Ein Forschungsprojekt unter Beteiligung des Technologie-Zentrums Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen untersucht nun neue Möglichkeiten für die effektive Nutzung der KI zur Erhöhung der Netzwerksicherheit. Dabei soll auch die Nutzerfreundlichkeit gewährleistet werden.
Im Rahmen des Projekts „Wintermute“ wird ein KI-basiertes System entwickelt, das die Datenflüsse in Kommunikationssystemen analysiert und übersichtlich darstellt. Auf dieser Basis ermöglicht es eine engmaschige Kontrolle des Systems – auch bei komplexen Netzwerken. Die Anpassung der Regeln für die Steuerung der Datenflüsse in diesen Netzen soll ebenfalls erleichtert werden.
Entlastung für Administratorinnen und Administratoren
„Netzwerkadministratoren haben es oft mit einer über Jahrzehnte gewachsenen System- und Anwendungslandschaft zu tun“, erklärt Professor Johannes Schöning, Leiter der Arbeitsgruppe Mensch-Computer-Interaktion am TZI. „Ursachen für häufig auftretende Sicherheitsprobleme in diesen Systemen sind vor allem Zeitdruck, Arbeitsüberlastung, manuelle Konfiguration, unzureichende Dokumentation und schlechte Benutzbarkeit. Wir wollen den Administratoren daher den Einsatz neuer, leistungsstärkerer Sicherheitssysteme erleichtern.“
Um dies zu erreichen, legen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler großen Wert auf die Nutzerfreundlichkeit ihres Systems. Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz werden Auffälligkeiten in den Datenströmen nicht nur erkannt, sondern auch auf ihre Relevanz hin überprüft, um die Zahl der Fehlalarme zu minimieren. Dabei lernt das System auch aus den Rückmeldungen der Anwenderinnen und Anwender.
TZI entwickelt Nutzerschnittstelle
Das TZI bringt vor allem seine umfassende Erfahrung in der Mensch-Computer-Interaktion in das Projekt ein. Die Arbeitsgruppe beteiligt sich unter anderem an der Entwicklung der Nutzerschnittstelle, an Laborexperimenten mit Nutzern sowie an der Evaluierung der entwickelten Lösungen.
Im Projekt Wintermute (benannt nach einer Figur aus der Roman-Trilogie „Neuromancer“) übernimmt die genua GmbH (Kirchheim bei München) als IT-Spezialist für Sicherheit und Tochter der Bundesdruckerei die Rolle des Koordinators. Neben der Universität Bremen sind auch die Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Otto-Friedrich-Universität Bamberg als akademische Partner beteiligt, sowie die acs plus GmbH (Berlin) und die IsarNet Software Solutions GmbH (München) als Industriepartner. Das gesamte Projektvolumen ist auf 2,86 Millionen Euro angesetzt. Rund zwei Drittel davon finanziert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Weitere Informationen:
www.projekt-wintermute.de