Auf einen Espresso mit... Christoph Ranze, Geschäftsführer von encoway

Im Newsletter interviewen wir unsere Mitglieder zu ihrer Zeit an der Universität Bremen. In dieser Ausgabe haben wir ein Interview mit Christoph Ranze, Geschäftsführer von encoway geführt. Möchten auch Sie in dieser Rubrik erscheinen? Dann melden Sie sich gerne bei Ute Mai in der Geschäftsstelle unter alumniprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de.

Es wurde ein ausführlicher Espresso – denn der Top Arbeitgeber des Mittelstands (laut Focus) hatte viel zu sagen. Gebürtig und ursprünglich stammt Christoph Ranze nicht aus Bremen. Nach seinem Studium an der FH in Trier kam der Landwirtssohn aus Niedersachsen aber schon mit Spezialisierung im Thema KI in den Norden. Endlich zurück im Norden, startete er 1993 (Werder wurde Deutscher Meister in Stuttgart!) in Bremen. Nach seiner Diplomarbeit und einer ersten Anstellung bei der IBM kam er als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Prof. Herzog im Fachbereich Informatik auf dem Campus an. Nach einer weiteren Station in der Bereichsgeschäftsleitung am TZI (Technologie-Zentrum Informatik) gründete er dann die encoway.

Seine wichtigste Erinnerung an die Uni Bremen? Wesentlich in Erinnerung ist ihm der Vorteil des erlebten interdisziplinären Arbeitens. Es ging in seinen Forschungsprojekten niemals nur um Informatik, sondern immer zugleich um den Fokus der Anwendung. In Kombination mit Biologen, Mikrosystemtechnikern, dem BIBA oder anderen Instituten und Fragestellungen wurde immer gemeinsam nach bestmöglichen Lösungen gesucht. Und daraus erwuchs auch jeweils die Motivation. Warum, wozu und wie man das macht? Grundsätzliche Fragestellungen, die interdisziplinär gestellt und gelöst wurden. Selbst im Fach Informatik gab es zu seiner Zeit noch das intensive Projektstudium, das sich über ganze 4 Semester erstreckte. Eine Qualität und Intensität, die inzwischen durch die Bologna-Reform ein wenig in den Hintergrund gerutscht sei, so Christoph Ranze.

Wer hat seine Laufbahn am meisten beeinflusst?

Eindeutig Professor Otthein Herzog, der ihn in einem Forschungsprojekt mit dem Industrieunternehmen Lenze bekannt machte. Aus diesem Praxisprojekt entwickelte sich die Existenzgründungs-Chance, aus der dann die encoway GmbH hervorging. Dieser gelungene Transfer vom wissenschaftlichen Mitarbeiter zum Entrepreneur mit Industriebezug ist das prägende Erlebnis und eine klassische Erfolgsgeschichte. Die Gründung gelang ohne öffentliche Zuschüsse - rein aus der Zusammenarbeit mit Lenze heraus. Mehr als 18 Jahre unternehmerische Leidenschaft liegen nun bereits hinter Christoph Ranze. Die damals begonnene Promotion liegt daher immer noch – fast fertiggestellt – in der Schublade. Denn als im Mai 2000 die Unternehmensgründung erfolgte, blieb seine wissenschaftliche Arbeit auf der Strecke. Bereut hat er das nie – denn seitdem haben sich die Ereignisse und das Wachstum des Spin Offs schier überschlagen.

Was würden Sie den Studierenden der Uni Bremen gerne mit auf den Weg geben?

„Zum einen, sich frühzeitig in typischen Berufen umzusehen. Mach Dir früh ein eigenes Bild!“ wäre sein Rat. Es geht darum, Wege zu erkennen und zu prüfen, wie man sie gehen kann – in der Forschung, als Angestellter in Wirtschaft oder Verwaltung – oder aber den Schritt zur Selbständigkeit wagen. Entwickle eine eigene Haltung! War sein oberster Rat und natürlich „Get out of the building!“ Reinschnuppern in verschiedene Jobs bei Firmen. Das sind nicht nur allgemeine Ratschläge des Unternehmers – nein Christoph Ranze ist stolz auf seine hauseigene Talentpipeline. Ihm ist Nachwuchsarbeit enorm wichtig: Aus einer Gruppe von aktuell über 40 Studierenden und 18 Azubis wird er mindestens die Hälfte seines aktuellen Personalbedarfs decken können. Das sind die Kollegen von morgen. So sollen aus den im Augenblick 200 Mitarbeitern im kommenden Jahr schon 250 werden. Das Einzige, was gesucht wird ist Motivation. Der Antrieb muss stimmen. Das konnten erst kürzlich beim internen Hackathon-Wochenende erneut Nachwuchskräfte unter Beweis stellen. Ihr Know-how und ihre Schnelligkeit wird Lösungen für aktuelle und auch für Aufgaben von übermorgen bringen.

Was verbindet ihn mit der Uni Bremen?

Die Hoffnung auf eine funktionierende Zukunft! War seine schnelle Antwort. Die Uni ist ein wichtiger Anker für Christoph Ranze – das gilt auch für die Industrie im Umfeld. Christoph Ranze ist stolz darauf ein regionaler Impulsgeber zu sein. Das ist ihm Verpflichtung, die in beide Richtungen gültig ist. Diese Verbindung zwischen Universität und Industrie ist zugleich eine Aufforderung an das Miteinander, dem Gemeinsamen Raum zu geben. Freiraum. Eines seiner Lieblingszitate dazu ist „Machen ist wie wollen – nur krasser!“ (Hans-Uwe L. Köhler, 2017).

 

 

Was bedeutet die Alumni-Arbeit der Uni Bremen für Sie?

Ein starkes Potential an Ehemaligen, das noch stärker genutzt werden sollte.

Encoway steht in erster Linie für flache Hierarchien, für die frühe Förderung von Talenten und eine andere Form von Arbeitsteilung. Eine offene und freundliche Atmosphäre ist selbstverständlich. Gelebte Gemeinschaft und gemeinsames Beraten ebenfalls. Da wird auch der Chef zum Kaffeekocher, da kommt auch der Auszubildende mit einer guten Idee zu Gehör. Interne Strukturen, die hier wichtig sind. Um nun ein wenig mehr den Menschen hinter dem Unternehmen zu erkennen, antwortete Christoph Ranze auch auf ganz andere Fragen. Gefragt nach seinen Zielen und Visionen für das Unternehmen, begeisterte sich der Gesprächspartner für das Wachstum und die Chancen. 20% Wachstum waren in den letzten Jahren immer drin – der Boom der Industrie sorgt für viele neue Aufträge. „Im Europäischen Markt für Maschinenbau ist aktuell viel Musik drin!“ so Ranze. Vor allem die Digitalisierung sorgt für enorme Wachstumsschübe. Den Standort Bremen sieht er einen starken Wettbewerbs-Vorteil. Hier gibt es den wichtigsten Erfolgsfaktor für encoway: motivierte und kompetente Mitarbeiter.

Gefragt nach seinen persönlichen Vorbildern, wurde er nachdenklich. Eigentlich sind es eher Eigenschaften, die vorbildlich sind und ihn beeindrucken. Der leidenschaftliche Segler, der schon in jungen Jahren regelmäßig auf der Alexander-von-Humboldt mitgefahren ist, bewundert vor allem mutige Menschen. Das gilt z.B. für die Windjammer-Kapitäne, die ihre Schiffe um Kap Horn brachten. Er denkt an Vorbilder wie Paul Homann, der für Mut stand und zugleich ein knarziges Faible für junge Menschen hat.

Aber auch die Mitarbeiter bei encoway nötigen ihm eine Menge Respekt ab, wenn sie - im Gegensatz zu ihm selbst -  beispielsweise „fantastische Methodiker!“ sind und ihn selbst als leidenschaftlichen Bauchmenschen ergänzen. Intern gilt er als Begeisterer, da er seinen Job mit absoluter Hingabe lebt.

Was wäre er geworden, wenn er nicht seinen beruflichen Weg eingeschlagen hätte?

Nun, da er ein Riesenglück hatte und nicht zu früh zur See gefahren ist, meinte Christoph Ranze, ist er genau richtig, dort, wo er ist. Auf jeden Fall hätte er sich selbständig gemacht. Aus einer Familie von Landwirten, Fuhrunternehmern und Gastwirten stammend, waren Unternehmerische Planungen, Investitionen und Ideen schon seit jeher in der Familie großgeschrieben. Da war man umgeben von Machern und Gestaltern.

Wie sieht der ideale Mitarbeiter aus? Und: welcher Typ Vorgesetzter möchten Sie sein?

Vor 10 Jahren hätte er die Frage noch einfach beantwortet: ich suche Fachleute mit Power. Doch in den letzten Jahren ist für ihn ganz stark die Führungskräfte-Entwicklung in den Fokus gerückt. Das Führungsteam wurde auf den Prüfstand gestellt: Wer Highperformance erwartet von seinen Leuten, muss auch selbst die Stereotypen durchbrechen und auf seine eigene Entwicklung achten. Man muss seinen anderen Blick als Führungskraft nutzen. Das Wichtigste ist mittlerweile: Es braucht ein Umdenken im Führungsstil - weg von Hierarchien, hin zu Führung als Coaching, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und fragt: Wer bist du? Wohin möchtest du? Wofür brennst du?

Wesentlich sind bei encoway im Kern die Diversität. Die höhere Beweglichkeit durch die Vielfalt im Unternehmen. Er möchte ansteckend sein. Klassische Bewerbungsverfahren gibt es kaum noch. Bei Interesse soll man sich Zeit nehmen und in das Unternehmen hineinschnuppern.

In welche Zeit würde sich der historisch interessierte Christoph Ranze am liebsten mit einer Zeitmaschine bringen?

Eigentlich nicht sehr weit weg – nämlich zu seinem 18. Geburtstag. Nicht in ferne Welten, sondern das alles am liebsten nochmal so erleben. Mit der Chance, manches Wort zu ergänzen oder weg zu lassen. Manchen Entscheidungsweg – mit dem Wissen von heute – zu modifizieren. Manche Abkürzung zu gehen, sich für Manches mehr Zeit zu lassen.

Den einen oder anderen Traum lebt der Vater von drei Kindern aber jetzt schon intensiv. Leidenschaftlich gerne geht er Bergsteigen und fährt Charity Rallyes und so führt ihn dieser Weg bald nach Tadschikistan! Auf ferne Hochebenen und zu einem guten Zweck werden Zeit, Energie und Geld direkt vor Ort gebracht. Spaß, Begegnung und Abenteuer. Eine Mischung, die Christoph Ranze entscheidend ausmachen. Wer sich selbst ein Bild von encoway machen möchte, kann gerne einmal stöbern unter https://www.encoway.de/ oder den Alumnus direkt ansprechen.

Vielen DANK für dieses Gespräch, Christoph Ranze.

 

Hinweis der Redaktion: Die Antworten sind persönliche und freie Meinungsäußerungen der interviewten Person. Sie sind unabhängig und spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

Autorin: Manuela Brocksieper