Auf einen Espresso mit …. Katrin Krämer
Katrin Krämer hat von 1986 bis 1989 und von 1992 bis 1994 Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften sowie Anglistik an der Universität Bremen studiert. Sie ist seit Anfang der 1990er Jahre bei Radio Bremen tätig, heute als Moderatorin bei Bremen Zwei. Ende des Jahres wird sie eine Veranstaltungsreihe der Universität Bremen und des Alumni-Vereins moderieren, die unter dem Titel „Einfach mal die Welt verändern“ 50 Jahre Uni Bremen thematisiert.
Wieso hast Du Dich für die Uni Bremen entschieden?
Ich wollte eigentlich gar nicht an die Bremer Uni. Ich bin Bremerin und wollte nach dem Abitur weg aus der Heimatstadt, nach Berlin, Hamburg oder München und dort Theaterwissenschaften studieren. Aus familiären Gründen war das dann nicht möglich und so habe ich mich hier eingeschrieben.
Wie waren dann Deine Erfahrungen an der Uni?
Zunächst ganz schrecklich. Ich gehörte nämlich zu dem ersten Jahrgang des neugegründeten Magisterstudiums und das lief zu Beginn ziemlich chaotisch. Ich erinnere mich gut an die ersten Tage, an denen die Verwaltung komplett überfordert war – keiner wusste, wo irgendwas stattfindet. In den ersten Semestern ging es dann erstmal darum, sich zurecht zu finden.
Aber ich habe dann auch durchaus inhaltliches Vergnügen gefunden, an tollen Veranstaltungen von Hans-Wolf Jäger und Dieter Richter. Bei ihm hatte ich ein Seminar „Goethes italienische Reise“ und da stand am Ende eine Reise nach Rom an. Da haben wir Referate an den entsprechenden historischen Orten gehalten, in meinem ging es um die Cestius-Pyramide. Das war ein ganz intensives Studienerlebnis.
Du bist aber doch noch an eine andere Uni gegangen…
Ja, ich bin ein Mensch, der gerne Wege aus der Komfortzone sucht. Mein Traum war nach Freiburg zu gehen, was ich dann auch gemacht habe. Dort musste ich eine Art Vorstellungsgespräch führen. Begrüßt wurde ich mit einem etwas abschätzigen Blick und der Bemerkung: „Bremer Uni – da schreibt man bestimmt Magisterarbeiten über Fahrradwege in Bremen.“ Ich habe aber meinen Studienplatz dort bekommen und schnell festgestellt: das ist auch nicht das ist, was ich wollte. Zum Bespiel gab es schon morgens um 8 Uhr Vorlesungen in Alt- und Mittelenglisch. Und wir mussten – wie in der Grundschule – aufstehen und die Professorin im Chor mit „Good morning, Mrs. Tristram!“ begrüßen! Ich habe bald gedacht, dass die Uni Bremen doch gar nicht so schlecht ist und bin dann – auch aus anderen Gründen – wieder zurückgekommen. Hier bin ich ins Projektstudium eingestiegen, was ich toll fand. Im Vergleich zum verschulten Freiburger System habe ich das Studium an der Uni Bremen dann sehr schätzen gelernt.
Worüber hast Du dann Deine Magisterarbeit tatsächlich geschrieben?
Nicht über Fahrradwege! Die hatte dann schon mit Radio Bremen zu tun, weil ich neben dem Studium bei Radio Bremen in der Hörspielredaktion gearbeitet habe. 1995 feierte der Sender dann sein 50-jähriges Jubiläum. Der damalige Leiter der Hörspielabteilung machte mich darauf aufmerksam, dass es noch keine Forschung über den Beginn des Hörspiels bei Radio Bremen gab, was ja in der Nachkriegszeit eine bedeutende gesellschaftliche Funktion hatte. Ich habe zunächst ein dreistündiges Radio-Feature produziert. Und dann auch meine Magisterarbeit über dieses Thema geschrieben.
War denn das Studium neben der Magisterarbeit auch wichtig für Deine berufliche Entwicklung?
Dieses Studium war eine gute Grundlage, vor allem für die vielen Literatursendungen, die ich redaktionell verantwortet und moderiert habe. Heute bin ich für Bremen Zwei und den NDR als Literaturkritikerin tätig oder habe in der „Gesprächszeit“ auf Bremen Zwei Autor:innen zu Gast, um über ihre Bücher zu sprechen. Da kommt es mir natürlich zugute, dass ich gelernt habe, wie man mit Texten umgeht – kritisches Textverständnis und Grundlagen der Literaturgeschichte, das hilft. Und selbständiges Arbeiten habe ich auch an der Uni gelernt.
50 Jahre Uni Bremen – was verbindest Du damit?
Meinen ersten Besuch an der Uni, an dem Tag der offenen Tür 1971, als die Uni eröffnet wurde. Da war ich vier Jahre alt. Meine Eltern waren mit meinem Bruder und mir dorthin gefahren. Meine Eltern haben beide nicht studiert und betrachteten dieses neue Gebäude staunend und auch etwas sehnsüchtig. Dieses Gefühl haben sie mir wohl vermittelt und ich stand da, tief beeindruckt, und habe gedacht: „Das muss etwas ganz Wichtiges sein“.