Auf einen Espresso mit… Priyadarshani Premarathne
Hapuarachchige Dona Priyadarshani Premarathnehat von Februar 2017 bis Januar 2022 an der Bremen International Graduate School of Social Science (BIGSSS) promoviert. Zuvor hatte sie schon in Sri Lanka einen Bachelor und einen Master of Philosophy in Soziologie gemacht, einen Diplomabschluss für psychosoziale Beratung und Arbeit erworben und schon einige Jahre als Dozentin gearbeitet. Jetzt ist sie als Associate Professor tätig.
Wieso haben Sie sich für ein Promotionsstudium in Bremen entschieden?
Ich hatte schon früh von der Universität Bremen gehört, von einem engen Kollegen und Mentor, Professor Asela Kulatunga, der als gLink Erasmus Postdoc-Stipendiat an der Universität Bremen war. Damals habe ich nach einem Stipendium für meine Doktorarbeit gesucht und mich dann bei dem EU-Programm Marie Skłodowska-Curie COFUND beworben, mit denen Doktorarbeiten kofinanziert wurden. So kam dann die Uni Bremen und die BIGSSS mit ihrer hervorragenden Kultur des Forschens und den unterschiedlichen Forschungs-Clustern ins Spiel. Ich habe mich letztlich für die BIGSSS entschieden, weil mich ihre Ausrichtung im Bereich der Soziologie und Geisteswissenschaften besonders angesprochen hat.
Haben sich Ihre Erwartungen an Ihr Promotionsstudium in Bremen dann auch erfüllt?
Absolut, es war sogar noch viel besser als ich erwartet hatte. Der Anfang war nicht einfach, denn für mich war alles ganz neu in Bremen, die Sprache, die Kultur. Aber ich habe dann großartige Unterstützung von allen an der BIGSSS bekommen, insbesondere von meiner ersten Betreuerin Prof. Sonja Drobnič und von meinen Kolleg:innen. Besonderer Dank geht an den BIGSSS-Geschäftsführer Dr. Christian Peters, an Susan Westing-Kilian und das ganze Team der Verwaltung. Diese Unterstützung ging weit über die akademischen Aspekte hinaus. Sie haben mir alles gezeigt, den Campus und auch die Stadt.
Das U Bremen Research Alliance Welcome Center war auch wichtig: Sie haben Sommerausflüge organisiert, Welcome-Partys veranstaltet und jeden Mittwoch das Internationale Café. Ich habe darüber so viele Menschen kennengelernt. Das International Office war immer für mich da, wenn es nötig war.
Was die akademische Unterstützung angeht, so wurden meine Feldstudien finanziell unterstützt, u.a. ein Auslandsaufenthalt an der UNC Chapel Hill und auch Konferenzbesuche. Diese Unterstützung hat mir ganz entscheidend geholfen. Und ich muss sagen, dass ich aus Sri Lanka eigentlich nur die qualitativen Methoden kannte. In Bremen habe ich dann durch verschiedene Kurse gelernt, auch quantitativ zu arbeiten, und wie man große Datenmengen auswerten kann. Dieses Wissen bringe ich jetzt nach Sri Lanka.
Welche Professor:innen waren wichtig für Sie?
Meine erste Betreuerin, Professorin Sonja Drobnič, hat mich am meisten beeinflusst, insbesondere bei der Wahl meines Themas, aber auch als es darum ging, quantitative Methoden in meine Forschung mit aufzunehmen. Durch sie bin ich auch auf weitere Forschungsfelder gestoßen, Soziologie der Arbeit, Wohlbefinden, Work-Live-Balance - Themen, an denen ich auch heute noch arbeite. Auch meine zweite Betreuerin, Dr. Mandy Boehnke, die heutige Konrektorin der Universität Bremen, war sehr hilfreich und wichtig für mich. Darüber hinaus hat mich Professorin Barbara Beham, meine dritte Betreuerin, dazu inspiriert, mich in meiner Forschung mit kulturübergreifendem Management, Organisationspsychologie und soziologischen Aspekten zu beschäftigen. Durch diese drei Professorinnen bin ich dazu gekommen, mich auf Soziologie der Arbeit, der Familie und des Wohlbefindens zu spezialisieren, schwerpunktmäßig auf das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Was konnten Sie von Ihrem Promotionsstudium in Bremen mit für Ihre jetzige Tätigkeit in SriLanka nehmen?
Auf jeden Fall die ganze Forschungsmethodologie. Mit den quantitativen Methoden bin ich erst in Bremen und in den USA richtig vertraut geworden. Das zweite sind die internationalen Aktivitäten. Ich hatte bis zur Promotion keine internationale Erfahrung und heute motiviere ich unsere Studierenden, ins Ausland zu gehen, zu Summer Schools, Workshops oder Praktika. Dazu gehören auch internationale Kooperationen, wie hier in unserem Alumni-Netzwerk. Wie man die akademische Tätigkeit internationalisieren kann und Studierende dabei unterstützt, all das habe ich in Bremen gelernt.
Auch im Bereich der Lehre, mit neuen didaktischen Methoden, habe ich viel gelernt.
Aber es gibt noch eine ganze andere Ebene: Ich habe Resilienz gelernt. Das ist so wichtig. Denn mein Promotionsstudium war auch eine schwierige Zeit für mich. Mein Vater ist damals gestorben und dann kam die Covid-Pandemie. Ich habe gelernt, trotz allem kontinuierlich zu lernen und nicht aufzugeben.
Was würden Sie heutigen Studierenden raten?
Es ist wirklich wichtig, Resilienz zu entwickeln, soziale und emotionale Intelligenz - kulturelle Kompetenz. Gerade die internationalen Studierenden müssen verschiedene Probleme meistern, die fremde Kultur, die Sprache, finanzielle, aber auch soziale Schwierigkeiten. Mein Rat ist: Nicht aufgeben!
Genauso wichtig ist, die eigenen Interessen und Leidenschaften zu folgen. Aufgrund des großen Wettbewerbs in den unterschiedlichen Berufsfeldern neigen Studierende dazu, sich zu sehr anzupassen an vermeintliche Bedarfe. Das ist nicht gut. Wenn man wirklich im akademischen Umfeld bleiben willst, dann soll man dazu stehen und versuchen, dort seinen Weg zu gehen. Und an den wirklich neuen Themen forschen!
Wie hat Ihnen die Stadt Bremen gefallen?
Sehr gut, ich habe gerne dort gelebt. Die Stadt ist so grün und die Menschen sind so freundlich. Ich war oft an der Weser oder im Bürgerpark und ich bin ganz viel Fahrrad gefahren. Ich habe in Studierenden-Wohnheimen auf dem Campus gewohnt und ich muss sagen, ich war gerne dort auf dem Campus. Ich habe immer noch Kontakt zu meinen Freunden. Ich liebe Bremen, es wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.
Was bedeutet Ihnen die Universität Bremen heute?
Ich wünsche mir einfach, dass sich vieles weiterentwickelt. Die internationalen Forschungskooperationen, das Alumni-Netzwerk. Ich bin jederzeit gerne bereit, eine Botschafterin für die Uni Bremen in Sri Lanka zu sein. Als ich meine Promotionsfeier hatte, habe ich zu dem ganzen Team gesagt, was die Abkürzung BIGSSS für mich bedeutet:
B = Best
I = Inspiring
G = Guiding
S = Social
S = Sensitive
S = Supportive