DAAD-Preis für irakische Jesidin Hadya Sleiman
Dieses Leben hat alles: Drama, Todesangst, Mut, Nie-Aufgeben und – ja, ein Happy End. Ein vorläufiges. Es ist das Leben einer jungen Studentin an der Universität Bremen, einer Jesidin aus dem Irak, die im Sommer 2014 nur knapp der Hölle des IS-Terrors entkommen ist und jetzt mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet wurde, den internationale Studierende für ihr hohes gesellschaftliches Engagement und ihre Studienleistungen erhalten. Der Preis wurde kurz vor Weihnachten von Dr. Mandy Boehnke, der Konrektorin für Internationalität, wissenschaftliche Qualifizierung und Diversität, an die 28-jährige Hadya Sleiman verliehen.
Am 19. Januar 2023 hat der Deutsche Bundestag einen außergewöhnlichen Beschluss gefasst und die Verbrechen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) an den Jesiden im Irak als Völkermord anerkannt. Anfang August 2014 hatten die IS-Verbände die Sinjar-Region im Nordirak angegriffen, 5.000 Jesiden getötet, mehr als 7.000 verschleppt und versklavt und Hunderttausende vertrieben. Hadya Sleiman konnte an diesem 3. August mit ihren Eltern und Geschwistern gerade noch entkommen. Die Familie lebte in dann in Zeltlagern im Nordirak, in ständiger Angst, dass der IS noch weiter vordringen könnte. Schließlich entschloss sie sich, nach Europa zu fliehen. Eine gefährliche Route durch die Türkei, im offenen Boot über die Ägäis nach Griechenland und dann irgendwie bis nach Deutschland. Rotenburg an der Wümme.
Hier erhalten die Sleimans Anfang 2016 offiziell Asyl, leben zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft. Hadya will studieren, will Lehrerin werden – so wie ihr Vater. Und sie lässt sich nicht unterkriegen weder von den Tücken der deutschen Grammatik noch der deutschen Bürokratie. Nach drei Jahren kann sie so gut Deutsch, dass sie bei HERE AHEAD aufgenommen wird, einem einzigartigen Kooperationsprojekt aller Bremer Hochschulen, das ein Vorbereitungsstudium für internationale Studienbewerber:innen ermöglicht. Auch das schafft sie und erhält im Herbst 2020 die Zulassung zum Studium der Biologie. Aber nicht zum Lehramtsstudium. Zwei Jahre später, nach einer geänderten Prüfungsordnung und weiteren Prüfungen als Gast in den Erziehungswissenschaften hat sie auch diese Hürde überwunden. Seit Oktober 2022 studiert Hadya zusätzlich Kunst und Erziehungswissenschaften für Lehramt. Erste Schulpraktika hat sie schon absolviert und inzwischen arbeitet sie nebenher als pädagogische Mitarbeiterin am Schulzentrum Julius-Brecht-Allee. Für den mit 1000 Euro dotierten DAAD-Preis hat sie die Bremer Erziehungswissenschaftlerin Prof. Yasemin Karakaşoğlu vorgeschlagen. Der Bremer Schuldienst darf sich auf eine wunderbare künftige Lehrerin freuen.