Workshop und Symposium zur Revolution im Iran
Jin, Jiyan, Azadî – Frau, Leben, Freiheit! Das rufen die Frauen und Männer auf den Straßen des Iran, nachdem am 16. September 2022 die junge Kurdin Jina Masha Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei in Teheran misshandelt wurde und dabei zu Tode kam. Der Slogan der Revolution eint weltweit auch Unterstützer:innen des Aufstandes gegen das iranische Regime. In Bremen fand Anfang März unter diesem Titel ein Online-Workshop und Symposium zur aktuellen Situation im Iran statt – mit Unterstützung des Alumni-Vereins. Das Besondere daran: Alles war gemeinsamvon Studierenden in Bremen und aus dem syrisch-kurdischen Rojava vorbereitet und organisiert.
Jina Amina stammte aus der Stadt Saqqez im Nordwesten Irans, einer überwiegend von Kurden bewohnten Region, die von den Kurden selbst Rohjilat genannt wird. In den kurdischen Gebieten des Iran sowie in der südwestlichen Provinz Belutschistan war der Aufstand gegen das Regime in den vergangenen Monaten am heftigsten und am ausdauerndsten. Hier sind aufgrund des staatlichen Terrors auch die meisten der vielen hundert Todesopfer zu beklagen. Aber auch an den vielen Universitäten des Landes war und ist der Widerstand gegen die religiöse Diktatur besonders ausgeprägt.
Welche Rolle haben die Studierenden in dem Aufstand bisher gespielt, wollten die rund 40 Teilnehmer:innen des Online-Workshops wissen. Neben den Frauen, die gegen die rigiden und diskriminierenden Kleidervorschriften opponieren, waren es vor allem die Studierenden, die den Protest auf die Straßen von Teheran und anderer Metropolen getragen haben, so die Einschätzungen der Gesprächspartner:innen aus verschiedenen Regionen des Irans, die online zugeschaltet waren.
Bei dem Symposium am folgenden Tag ging es um die politische Philosophie des Slogans „Jin, Jiyan, Azadi“, dessen Herkunft und den Wechselwirkungen zwischen der iranischen Revolution, besonders in den kurdischen Regionen, und der Frauenrevolution in Rojava, den kurdischen Gebieten im Norden Syriens.
Im Iran selbst stehen entscheidende Wochen und Monate bevor, so die einhellige Bewertung von Vertreter:innen politischer Gruppierungen und von Wissenschaftler:innen. Jetzt werde sich zeigen, ob der Widerstand stark genug sei, um das Regime zu stürzen oder ob die Kräfte der Opposition wieder in den klandestinen Untergrund gehen müssten.
Rund 250 Teilnehmer:innen waren bei dem Symposium online dabei, viele aus den Universitäten in Rojava, mit dem der Fachbereich 9 – Kulturwissenschaften – der Uni Bremen schon seit rund zwei Jahren kooperiert. Aus einem dieser gemeinsamen Seminare mit der Universität von Rojava in der kurdischen Stadt Qamischli hat sich auch die „Initiative of Mutual Studies of the Students of Rojava and Bremen“ (IMS) gebildet, die das Symposium zur Solidarität mit dem iranischen Widerstand organisiert hat.