Konferenz zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie
Am 7. Dezember hatte die Bundesregierung zu einer Nachhaltigkeitskonferenz an die Uni Bremen geladen. Eine von mehreren Dialogveranstaltungen auf regionaler Ebene, um die für 2024 geplante Überarbeitung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) weiterzutreiben. Gutes Timing und gute Ortswahl, denn erst zwei Tage vorher war die Universität Bremen bei einem Internationalen Nachhaltigkeitsranking (UI GreenMetric World University Ranking) als beste deutsche und weltweit zehntbeste Nachhaltigkeits-Uni (von weit mehr als 1.000 Unis) ausgezeichnet worden. „Wir behandeln in unserem neuen Leitbild der Uni soziale und ökologische Aspekte gleichwertig“, betonte Rektorin Jutta Günther zur Eröffnung im Hörsaalgebäude „Keksdose“. „Wir müssen aber bei der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele alle noch mutiger werden und lernen zu teilen.“ Und damit war auch das Konferenzthema vorgegeben.
Sarah Ryglewski, Staatsministerin beim Bundeskanzler und auch Alumna, verantwortet die Weiterentwicklung der DNS im Bund und sie betonte in einer ersten Diskussionsrunde, dass Nachhaltigkeit kein „Wohlfühlthema“ bleiben darf: „Wir brauchen Ideen, Innovationskraft und Engagement aus allen Teilen der Gesellschaft – und wir müssen die DNS noch konkreter und nachhaltiger gestalten“.
„Endlich konkreter werden – da erfasst mich ein leichtes Zucken. Die DNS gibt es immerhin schon seit 20 Jahren“, erwiderte Harald Heinrichs, Professor für Nachhaltigkeit und Politik an der Leuphana Universität Lüneburg. Dennoch lasse sich feststellen, dass Deutschland gerade auch im internationalen Vergleich gute Rahmenbedingungen für nachhaltige Entwicklung geschaffen habe, diese seien sogar mit Artikel 20a im Grundgesetz verankert. Defizite, so Heinrichs, gebe es vor allem bei den Beteiligungsprozessen, in die bislang fast nur die Mittelschichten involviert seien.
„Für Benachteiligte, die ernsthafte Probleme haben, genug zu essen zu bekommen, sind Nachhaltigkeitsaspekte sicherlich nicht Thema Nummer Eins“, sagte Jörn Hermening, Ortsamtsleiter in Hemelingen, einem Stadtteil, der nicht gerade als Wohlstandsquartier gelten kann. Aber auch hier gab es ein wichtiges und relativierendes ABER. Nachhaltigkeit sei vielleicht ein Akademikerthema, so Hermening, aber betroffen sind davon gerade auch die Armen, die im Übrigen den kleinsten CO²-Abdruck hinterließen.
Das bestätigte Katrin Moosdorf, Bremer Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft in ihrem Kurzvortrag. Die auch in Bremen spürbaren und heftiger werdenden Klimaereignisse wie Hitzewellen oder Starkregengüsse machten am meisten jenen zu schaffen, die kein Geld für Klimaanlagen oder den Schutz ihrer Gebäude aufbringen könnten. Beispielhaft für eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie in Bremen, so die Senatorin, sei die inzwischen enge Abstimmung von ökologischer Landwirtschaft mit dem Naturschutz und die regionale Vermarktung von Ökoprodukten für die Gemeinschaftsverpflegung in KiTas.
Die Gegner von nachhaltiger Politik seien leider in den letzten Jahren wieder stärker geworden und diskreditierten diese als „Gutmenschen-Politik“, beklagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte, noch ein Alumnus. Wie die Rektorin forderte er Mut in einer Debatte, die offensiv geführt werden müsse – im Sinne weltweiter Gerechtigkeit. Und dazu gab es dann noch reichlich Gelegenheit in Workshops und Diskussionsrunden.