Bremer Jurist schreibt Filmgeschichte – Alumni-Talk mit Bernhard Docke
Das Studium der Rechtswissenschaft an der Uni Bremen fand Bernhard Docke besonders reizvoll, weil es in den 1970er Jahren noch die einphasige Juristenausbildung gab. Teil davon war für ihn ein achtmonatiges Auslandspraktikum bei den Vereinten Nationen in New York. „Von diesem USA-Aufenthalt habe ich in meinem ganzen Berufsleben profitiert, speziell bei meinen diversen Gerichtsverfahren, die ich in den USA geführt habe“, so Docke bei unserem Alumni-Talk am 28. Juni. Natürlich ging es dabei auch um seinen prominentesten Fall, den ehemaligen Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz.
Unter dem Titel „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ ist dieser Fall im Frühjahr in die Kinos gekommen, ein bewegender, humorvoller und schon mehrfach preisgekrönter Spielfilm, der das Schicksal des Guatanamo-Häftlings aus Sicht der Mutter und des Anwalts beleuchtet. Bernhard Docke, seit Jahren als einer der Top-Strafverteidiger in Deutschland gelistet, gab einen freimütigen Einblick in die Höhen und Tiefen seiner Anwaltsarbeit. „In den ersten Jahren, als wir gar nicht wussten, mit welchen Rechtsmitteln wir uns überhaupt für Murat einsetzen konnten, und sich immer wieder neue und oft unüberwindbar erscheinende Hindernisse auftürmten, da war die seelische Belastung für Murats Mutter und mich kaum auszuhalten.“ Aber die beiden haben weitergemacht und waren erfolgreich. „Murat ist heute ein glücklicher Familienvater mit drei Kindern. Das ist nicht selbstverständlich für Menschen, die jahrelang solche Torturen erlebt haben“, so Docke. Dieser Erfolg ist auch seinem profunden Fachwissen geschuldet. Auf verständliche Weise erläuterte Docke, wie tief er im Fall Kurnaz in die amerikanische Rechtsgeschichte eintauchen musste, um schließlich vor dem Supreme Court gegen den amerikanischen Präsidenten George W. Bush das Verfahren zu gewinnen.
Am Beispiel weiterer Fälle aus seiner langjährigen Anwaltspraxis ging das Gespräch mit den rund 40 Teilnehmer:innen über gesellschaftliches Engagement und moralische Verantwortung von Juristen. „Ich habe das Studium an der Uni Bremen keinen Moment bereut“, so Bernhard Docke. „Die Uni hat uns befähigt, sich in neue Themen einzuarbeiten. Sie hat uns nicht flächendeckend mit eingepauktem Wissen ausgestattet, aber uns das Handwerkszeug mitgegeben, sich eigenständig die Dinge zu erschließen, die dann wichtig werden.“
Die Präsentation von Bernhard Docke können Sie hier sehen.