Offen und pointiert – Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte im Alumni-Talk
Morgens Senatssitzung, abends Alumni-Talk – es war am 20. September ein volles Programm für Dr. Andreas Bovenschulte, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen. Und auch gleich ein Thema: Wie sieht der Arbeitsalltag des Bürgermeisters aus? Unser prominenter Alumnus gab in der einstündigen Online-Gesprächsrunde bemerkenswert offene Einblicke, wie es ihm gelingt in seiner überaus fordernden Tätigkeit authentisch zu bleiben. Und wie sein gar nicht so gradliniger Studien- und Karriereweg als Jurist doch die entscheidende Substanz geschaffen hat, von der er heute als Politiker noch immer zehrt.
„Man lernt, dass Rechtsdogmatik auch eine Form des strukturierten Denkens und Ordnens von Sachverhalten ist“, so Bovenschulte. „Wenn man das über Jahre macht, erlangt man die Fähigkeit, große Textmassen und große Aktenberge zu erfassen. In meiner politischen Tätigkeit hat mir das extrem geholfen.“ Doch bis es soweit war, lagen dazwischen 12 lange Jahre des Studiums, der Promotion, des Referendariats und des Zweiten Staatsexamens 1999. „Die Promotion war dabei fast mein Tiefpunkt“, berichtete Bovenschulte. „Weil ich wie so viele Promovierende zu scheitern drohte zwischen Versagensangst, Omnipotenzphantasien und Welterklärungsansprüchen.“ Doch am Ende hat Bovenschulte Examina und Promotion gut bewältigt und dann seine Arbeit im öffentlichen Dienst begonnen. Zunächst als Justiziar, später als Prokurist des Dienstleisters bremen online services, bei dem er IT und e-government-Projekte leitete. „Ich habe nie eine Zeile programmiert und von daher erscheint es erstmal skurril, dass ich dort Verantwortung getragen habe. Aber im öffentlichen Dienst geht es dabei auch sehr um Rechtsfragen.“ Weitere zwölf Jahre verbrachte Bovenschulte dann in der Gemeindeverwaltung von Weyhe, vor den Toren von Bremen. Die letzten fünf Jahre als Bürgermeister. In derselben Funktion ist er seit August 2019 in der Hansestadt Bremen im Amt. Gibt es da eigentlich noch ein Privatleben? Kaum. „Ich arbeite montags bis freitags 12-14 Stunden täglich, samstags auch volles Programm, sonntags habe ich ‚nur‘ 1-2 Termine. Eine der schwierigsten Sachen ist, sich Zeit zu organisieren, inhaltlichen Input aufzunehmen, jenseits der Akten und der tagespolitischen Infos.“ Ein Ergebnis dieser Reflektionen floss jüngst in seine Rede zur Begrüßung der neuen Uni-Rektorin Professorin Jutta Günther ein: Ohne die Universität Bremen hätte das Bundesland Bremen schon längst seine Unabhängigkeit verloren. „Das klingt wie eine steile These“, sagte Bovenschulte im Alumni-Talk, „aber im Wesentlichen, denke ich, ist sie richtig.“
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