Aktuelles
European Academic Heritage Day 2024: Sensation
Ein Triptychon zum Chile-Putsch 1973 im Uni-Archiv
Am 18.11.2024 findet der European Academic Heritage Day statt, ausgerufen vom gleichnamigen Netzwerk. Das Motto lautet: Sensation. Das Uni-Archiv verweist in diesem Kontext auf eine aktuelle Arbeit von MemoriaViva Bremen, eine Gruppe von Exilchilen*innen erster und zweiter Generation. Diese Gruppe hat in künstlerischen Workshops eine Reihe von Werken erarbeitet, die die Erinnerung an die gewaltsame Beendigung der demokratisch gewählten Regierung Allende in Chile lebendig halten wollen. Dieses Ereignis jährte sich am 11. September 2023 zum 50. Mal. Eines der in diesen Workshops (Leitung: Rosa Jaisli) entstandenen Werke, das Triptychon "MemoriaViva - Lebendige Erinnerung", hat seit dem Monat November 2024 einen neuen Aufbewahrungsort gefunden und ist dauerhaft im Uni-Archiv Bremen ausgestellt. Ein Teil des Triptychons nimmt Bezug auf das vom Kollektiv "BrigadaLuisCorvalán" geschaffene Wandbild, welches 1976 an der Universität Bremen entstand und in verkleinerter Kopie an der Außenwand des Uni-Archivs hängt.
Namibia-Projekt und Bremer Afrika Archiv erforschen
Erschlossene Bestände im Universitätsarchiv Bremen
1975 besuchte der diplomatische Vertreter der SWAPO Party of Namibia, Ben Amathila, auf seiner Europareise auch Deutschland. In Bremen entstand die Idee, ein Gemeinschaftsprojekt "Politische Landeskunde Namibia" des Namibia-Instituts der Vereinten Nationen in Lusaka und der Universität Bremen zu entwickeln. Professor Manfred Hinz brachte einen diesbezüglichen Antrag in den Akademischen Senat (AS) der Universität Bremen ein. Der AS stimmte zu, die Basis für eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Namibia-Institut in Lusaka/Sambia war gelegt (11. Sitzung des AS am 14. Januar 1976).
Ziele des Projekts "Politische Landeskunde Namibias" waren:
- die Geschichtsschreibung zu entkolonialisieren
- zur Unabhängigkeit Namibias beizutragen.
Doppelte Entkolonialisierung
Das Forschungsprojekt entwickelte didaktische Materialien für die schulische und außerschulische Bildung in Namibia sowie in der Bundesrepublik Deutschland.
So entstanden Lernbücher für den Unterricht in deutschen Schulen. Die Schwerpunkte waren:
- die Verantwortung Deutschlands für die Kolonialisierung Namibias
- die vorherrschenden rassistischen Bilder in Deutschland.
Lernbücher für die Schularbeit in namibischen Flüchtlingslagern hatten den Schwerpunkt, die unterdrückte Schwarze namibische Geschichte zu erzählen.
Des Weiteren wurden Ausstellungen und Symposien zur Geschichte des Kolonialismus und der Beteiligung Deutschlands entwickelt.
Das Projekt beteiligte sich an der Konzeption von Unterrichtsfächern im später unabhängigen Namibia.
Der Bestand liegt im Universitätsarchiv Bremen und ist erschlossen. Er leistet einen Beitrag zur Auseinandersetzung Deutschlands und im Speziellen Bremens mit seiner kolonialen Geschichte, die bis heute weder genügend aufgearbeitet noch als abgeschlossen betrachtet werden kann. Auch gibt der Bestand einen Einblick in die Forschungs- und Denkansätze der 1970er bis 1990er Jahre hinsichtlich der Kolonialismusforschung. Hervorzuheben am Bremer Projekt ist, dass bereits früh rassistische Bilder und Denkstrukturen thematisiert wurden.
In Bremer Archiven auf Spurensuche
Aus dem Gestern für Heute und Morgen lernen
Unter diesem Motto stand im April eine Bildungszeit an der Volkshochschule Bremen. Eine Woche lang machten sich die Teilnehmer*innen mit den Besonderheiten der Archivrecherche vertraut und besuchten verschiedene Archive in Bremen-Stadt. Am 19. April waren sie auch im Universitätsarchiv zu Gast.
Im Rahmen einer Archivführung erhielten die Teilnehmer*innen Einblicke in die vielfältigen Quellen zur Universitätsgeschichte, die oft auch Stadt- und Regionalgeschichte ist. Zudem lernten sie das Oral History-Projekt „Geschichte der Universität Bremen - Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen“ kennen. Den Abschluss bildete eine kleine Praxisübung mit unterschiedlichen Quellen aus dem Weserwasser-Projekt, das von 1978 bis 1982 an der Uni stattfand und maßgeblich zur Verbesserung der Trinkwasserqualität in Bremen beitrug.
Besuch der chilenischen Botschafterin im Uni-Archiv
Am 17. April war die Botschafterin von Chile, Señora Magdalena Atria Barros, an der Universität Bremen zu Gast. Sie besuchte das Universitätsarchiv und informierte sich über die wechselvollen Beziehungen der Uni zu Chile.
In den 1970er Jahren bestimmten die Solidarität mit der demokratisch gewählten Regierung unter Salvador Allende einerseits und der Protest gegen den Militärputsch am 11. September 1973 andererseits sowie in Folge dessen das Engagement für verfolgte und exilierte Chilen*innen das Handeln der Universität. Sinnbild hierfür ist das 1976 von der Brigada Luis Corvalán auf dem Campus gemalte dreiteilige Wandbild „Terror und Widerstand in Chile“. Seit den 1990er Jahren entstehen wieder wissenschaftliche Kooperationen mit Einrichtungen in Chile. Aktuell bestehen sie mit Universitäten in Iquique und Valparaíso.
Zur Geschichte der sogenannten Chile-Solidarität an der Universität Bremen führte das Universitätsarchiv 2013, zum 40. Jahrestag des Militärputsches, ein Interview mit dem Rechtswissenschaftler und früheren Uni-Konrektor Professor Gerhard Stuby (1934–2020). Auszüge daraus sind im Bremer Uni-Schlüssel Nr. 133 erschienen.
"Viel Wirbel um Weser-Wasser"
Gespräch mit Professor Dr. Wolfram Thiemann
Im Rahmen der Archivsplitter-Ausstellung "Essen und Trinken" präsentiert das Universitätsarchiv ein Stück Bremer Trinkwassergeschichte. Thema ist das interdisziplinäre Studienprojekt „Weserwasser“ an der Universität Bremen (1976 – 1982). Wir zeichnen den damaligen Prozess von einer anfänglich gesundheitlich sehr problematischen Qualität des Bremer Trinkwassers hin zu einer substantiellen Verbesserung der gesamten Versorgung nach. Dabei behandeln wir nicht allein naturwissenschaftlich-technische Aspekte, sondern auch die damalige, durchaus kontroverse Resonanz in Politik, Gesellschaft und Medien. Am 17. April laden wir zu einer Gesprächsveranstaltung mit Prof. Dr. Wolfram H.P. Thiemann, einem der seinerzeit maßgeblichen wissenschaftlichen Akteure des Studienprojektes, ein.
Datum: 17. April 2024, 16–17 Uhr
Ort: Kapitel 8, Informationszentrum der Evangelischen Kirche Bremen
Domsheide 8, 28195 Bremen
Tag der Archive 2024
Archivsplitter-Ausstellung "Essen und Trinken"
Vom 2. März bis 20. April 2024 präsentieren die Bremer Archive eine Archivsplitter-Ausstellung unter dem Motto "Essen und Trinken" im Kapitel 8 in der Bremer Innenstadt. Anlass ist der bundesweite Tag der Archive am ersten Märzwochenende. Das Universitätsarchiv präsentiert Exponate zum Trinkwasser-Projekt der Uni-Bremen und lädt zu einer Gesprächsrunde ein. Flyer
Vernissage: Freitag, 1. März 2024, 17 Uhr
Ausstellungsort:
Kapitel 8, Informationszentrum der Evangelischen Kirche Bremen
Domsheide 8, 28195 Bremen
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Mo-Fr 11-17 Uhr, Sa 11-14 Uhr
Sonderöffnung am Tag der Archive:
Sa, 2. März und So, 3. März 2024 jeweils 11-17 Uhr
Praktikum 2024
Aus Gründen fehlender Kapazität können wir derzeit keine Praktika anbieten.
Anlässlich des 50. Jahrestags des Putsches gegen die demokratisch gewählte Regierung in Chile und Präsident Salvador Allende ist ein Buch über die deutschen Denkmäler und Wandbilder, die zur Unterstützung des Widerstands in dem südamerikanischen Land entstanden sind, erschienen. Es ist eine Zeitreise durch die Solidaritätsbewegungen in beiden deutschen Staaten und eine Dokumentation ihrer Spuren in der heutigen Denkmallandschaft der Bundesrepublik.
Nach der brutalen Machtergreifung durch das Militär unter Augusto Pinochets am 11. September 1973 formten sich in der BRD und der DDR massive Bewegungen zur Unterstützung des Widerstands gegen den Putsch. Diese Solidarität prägte auch die Stadtbilder in beiden deutschen Staaten: In der BRD fertigten chilenische Exilkünstler*innen Wandbilder an – so auch in Bremen –, während die DDR vor allem mit Gedenktafeln, Büsten und Statuen die verstorbenen Protagonisten des chilenischen Wegs zum Sozialismus ehrte: den Präsidenten Salvador Allende, den Dichter Pablo Neruda und den Liedermacher Víctor Jara.
Das Buch des Kunsthistorikers Carlos Gomes "Chile 1973. Denkmäler und Wandbilder in DDR und BRD" setzt sich mit diesen historischen Ereignissen auseinander. Es liefert eine Übersicht von den heute noch erhaltenen 27 Denkmälern und Wandbildern in Berlin, Bremen, Dresden, Frankfurt am Main, Leipzig und vielen anderen Städten. Diese Kunstwerke werden anhand bebildeter Beiträge präsentiert.
In Bremen entstanden im Juni 1976 an der Universität drei Murales im Rahmen einer Solidaritätswoche. Geschaffen wurden sie von der Brigada Luis Corvalán - fünf in Paris lebenden chilenischen Künstler*innen - zusammen mit Studierenden. Überreste des zentralen Murals „Terror und Widerstand in Chile“ sowie eine Rekonstruktion des Bildes sind noch vorhanden und fordern zur Auseinandersetzung mit erinnerungspolitischen Fragen heraus.
Buchvorstellung und Diskussion: Donnerstag, 1. Februar 2024 / 19:30 Uhr
Ort: Kulturzentrum Kukoon, Buntentorsteinweg 29, 28201 Bremen
Mehr zu dem Forschungsprojekt von Carlos Gomes: https://chile1973indeutschland.org/
Veranstaltende: Dr. Franziska Rauh (IKFK), Dr. Christian Leonhard (InIIS/ipw), Sigrid Dauks (BUA)
Kontakt: archivprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de, Tel. 0421/218-603090
Podiumsdiskussion: „Aufbruchstimmung“
Vergangenheit und Zukunft der Reformuniversität
Am 16. November 2023, 18:00 Uhr, lädt die Universität Bremen zu einer Podiumsdiskussion ein. Anlass ist das Erscheinen des vom Historiker Cornelius Torp herausgegebenen Sammelbandes „Aufbruchsstimmung. Die Universität Bremen und das Projekt Hochschulreform“ (Wallstein-Verlag, Göttingen). Dieser Sammelband wiederum geht zurück auf die im Jahre 2021 durchgeführte Vorlesungsreihe "Rückblick - Einblick - Ausblick. Streifzüge durch 50 Jahre Universität Bremen", die das Universitätsarchiv Bremen in Kooperation mit dem Institut für Geschichtswissenschaften konzipiert hatte.
Ort : Rotunde, Cartesium, Enrique-Schmidt-Straße 5, 28359 Bremen
Beginn : 16. November 2023, 18:00 Uhr
Ende : 16. November 2023, 20:00 Uhr
Podiumsgäste:
- Prof. Dr. Jutta Günther, Rektorin der Universität Bremen
- Dr. Moritz Mälzer, Historiker, Autor von „Auf der Suche nach der neuen Universität“
- Peter Senft, Jurist, Diplomat, ehemals Bremische Bürgerschaft
- Prof. Dr. Cornelius Torp, Historiker, Universität Bremen
Um Anmeldung unter events@uni-bremen.de wird gebeten. Anschließend wird herzlich zu einem Empfang eingeladen.
Geschichte des Gebäudes GW1
Die Keimzelle der Universität Bremen
Im Rahmen seiner Beiträge zum 50-jährigen Jubiläum der Universität Bremen hat das Universitätsarchiv eine kleine Ausstellung aus fünf Tafeln zur Geschichte des ersten Gebäudes der Universität erstellt. Diese Tafeln hängen im Foyer des Blockes A im Gebäude GW1. Eine etwas erweiterte Fassung ist nun auch über das Internet einsehbar.
Die digitale Ausstellung soll stetig weiterwachsen. Bei der Recherche blieben Daten offen, vermutlich fehlen auch wichtige Ereignisse. Deshalb: Wenn Sie Fehler entdecken, wichtige Ereignisse unerwähnt finden, spannende Fotos zusteuern können, so wenden Sie sich gerne an uns. Wir freuen uns, denn somit helfen Sie mit, die digitale Ausstellung zu bereichern.
Kontakt: Universitätsarchiv archivprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de.
Heimatpreis für die Bremer Archive
"Der Bremer Heimatpreis 2023 geht an... den Arbeitskreis Bremer Archive!" Am 2. Mai 2023 fand die feierliche Preisverleihung im Staatsarchiv Bremen statt. Der Anerkennungspreis wird von der Wittheit, der wissenschaftlichen Gesellschaft Bremens, und Bremer Vereinen vergeben. Der Arbeitskreis Bremer Archive erhält den Preis, weil er sich seit mehr als 20 Jahren für die Sicherung historischer Quellen und für einen offenen Zugang zu diesen kulturellen Zeugnissen einsetzt. Ein besonderes Merkmal der gemeinsamen Arbeit sind die Archivsplitter-Ausstellungen.
Das Universitätsarchiv Bremen ist seit 2001 in dem Arbeitskreis sehr engagiert aktiv, ist Teil der Koordinationsgruppe und beteiligt sich an den gemeinsamen Bildungsangeboten.
Wohnen in der Geschichte
Wohnen macht Gesellschaft
Um die gesellschaftliche Rolle des Bauens geht es beim diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Bis zum 28. Februar 2023 können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre unter dem Motto „Wohnen in der Geschichte“ teilnehmen. Zu gewinnen gibt es 550 Geldpreise von der ausrichtenden Körber-Stiftung.
Wohnen auf dem Campus – dieses Thema ist durch Baupläne und Konzeptpapiere, Bauakten, Fotos, Flugblätter sowie Presseartikel im Uni-Archiv gut dokumentiert. Für die Recherche bietet das Archivteam fachkundige und individuelle Beratung an. Wir unterstützen Sie gerne bei der Recherche. Kontakt
Weitere Themen- und Recherchetipps sowie Unterstützungsangebote für Tutor/innen und Teilnehmer/innen in Bremen sind in einem Wegweiser zusammengestellt.
Historische Vorlesungsverzeichnisse
Neues Rechercheangebot zur Geschichte der Lehre an der Uni Bremen
Vorlesungsverzeichnisse dienen in erster Linie den Studierenden dazu, sich über das aktuelle Lehrangebot ihrer Universität zu orientieren. Als historische Quelle erlauben sie vielfältige Fragen zur Struktur und Organisation der Lehre in zeitlicher Perspektive. Sie geben Auskunft über Lehrformate und -inhalte, Veränderungen im Fächerspektrum, den Themenwandel in Seminaren und Vorlesungen sowie über Dozentinnen und Dozenten.
An der Universität Bremen ist bis zum Wintersemester 2012/13 zu Beginn eines jeden Semesters ein gedrucktes Veranstaltungs- und Personalverzeichnis erschienen. Die analogen Verzeichnisse der Jahre 1971-1991 haben wir digitalisiert und stellen sie Ihnen hier als PDF-Dateien zur Verfügung.
Die Geschichte der Uni Bremen entdecken
Wie entstand die Universität Bremen und wie hat sie sich in den Jahren bis heute entwickelt? Ein neues Online-Angebot lädt dazu ein, ihre Geschichte zu entdecken.
Fotos, Plakate, Textdokumente, Videos und Tonaufnahmen aus über 50 Jahren
Die digitale Zeitleiste dokumentiert die Geschichte der Bremer Uni von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Hierfür wurde aus den vielfältigen Quellen im Universitätsarchiv eine Auswahl getroffen. Fotos, Plakate, Textdokumente, Videos und Tonaufnahmen gewähren lebendige Einblicke in die Uni-Geschichte und laden zum Entdecken und Stöbern ein.
Die Beiträge der Zeitleiste können nach Chronologie, Ereignisse, Personen oder Architektur gefiltert werden. Als Einstieg bieten sich auch die sogenannten Meilensteine an: Es handelt sich dabei um Ereignisse oder Zeitabschnitte mit einem besonderen Gewicht für die Entwicklung der Bremer Uni.
Die Zeitleiste geht mit 98 Einträgen zu prägnanten Ereignissen und Akteur*innen an den Start. Sie wird fortlaufend ergänzt, um die Geschichte der Universität Bremen umfassend und vielschichtig zu dokumentieren. Das neue Webangebot ist ein gemeinsames Projekt des Universitätsarchivs und des Referats für Hochschulkommunikation und -marketing der Universität Bremen.
11. TAG DER ARCHIVE am 5. und 6. März 2022
Der bundesweite „Tag der Archive“ findet in diesem Jahr am Samstag und Sonntag, 5. und 6. März statt. Das Motto 2022 lautet „Fakten, Geschichten, Kurioses“. Leider muss coronabedingt weitgehend auf Präsenzveranstaltungen verzichtet werden, auf interessante Einblicke aber nicht. In diesem Zuge berichtet das Uni-Archiv von einem bemerkenswerten Vorgang in der Universitätsbibliothek im Jahre 1983.
„Fahrenheit 451 wurde zur Wirklichkeit“
Eine größere Aussonderungsaktion der Universitätsbibliothek Bremen erntete 1983 heftige Kritik, sowohl von Studierenden als auch von Mitarbeitenden.
Am 26.4.1983 berichtete der Allgemeine Studierendenausschuss (AstA) in seiner Zeitung „Treibsand“ erstmals von dem Vorfall und berief sich dabei auf die Informationen eines Hochschullehrers und mehrerer Studierender, die die Bücher während der Semesterferien im Papiercontainer entdeckt hatten. Einige konnten gerettet werden, während der Großteil, wohl 2000 bis 3000 Exemplare, am Ende in der Müllverbrennungsanlage landeten. Der AStA verglich die Aktion mit den Ereignissen im Film „Fahrenheit 451“ von Francois Truffaut, in dem der Besitz und das Lesen von Büchern verboten ist und sie vernichtet werden. Mit Sätzen wie „Fahrenheit 451 wurde zur Wirklichkeit in der naheliegenden Müllverbrennungsanlage“ und „Sind wir nun die erste literarisch beheizte Bibliothek?“ trat der Unmut über die Aktion besonders deutlich hervor. In dem Artikel wurde behauptet, es seien vor allem politische Werke, wie jene von Marx und Engels, sowie auch religionswissenschaftliche und soziologische Bücher vernichtet worden. Aber damit nicht genug: Es stellte sich heraus, dass die ersten Seiten fehlten und, laut einer Mitarbeiterin der Bibliothek, von den Angestellten selbst herausgerissen wurden, um sie zusätzlich zu entwerten. Zumindest bestätigte das die Abteilungsleiterin im Bereich Geschichte und Gesellschaftswissenschaften, die weiterhin erzählte, die aussortierten Bücher hätten einen Wert von 5000 DM gehabt. Unterstützt wird diese Einschätzung auch von dem zuständigen Mitarbeiter für Rara und Handschriften, der allein eine vernichtete 12-bändige Sammlung von Bismarck-Reden auf 800 DM schätzte. Beide widersprachen damit der Stellungnahme des Bibliotheksleiters, der sich nach offenen Briefen der AStA zu den Vorwürfen äußerte. Er habe aufgrund von Platzmangel entschieden, alte und unbrauchbare Bestände, vor allem der Pädagogischen Hochschule, zu entsorgen und betonte, dass die Bücher zuvor noch einmal von Antiquaren bewertet worden waren. Dies sei eine vollkommen übliche Makulierung gewesen.
Den Mitarbeitenden der Bibliothek, die sich an den AStA gewandt hatten, drohten kurz darauf Disziplinarmaßnahmen, weil sie mit ihren internen Beobachtungen an die Öffentlichkeit gegangen waren. Im Beschlussantrag für die Sitzung am 8.6.1983 forderte der Akademische Senat (AS) den Rektor bereits dazu auf, dieses Verfahren wieder einzustellen und dem wurde stattgegeben. Die Androhung solcher Schritte wurde als Unterdrückung der freien Meinungsbildung und der Kritik betrachtet und entschieden abgelehnt. Anlässlich der darauffolgenden Sitzung konnte der Vertreter des AStA außerdem gerettete Bücher vorlegen, als Beweis dafür, dass tatsächlich nicht nur Unbrauchbares und Wertloses vernichtet worden war. Der AS zeigte vor allem angesichts von BAföG-Kürzungen durchaus Verständnis für den Ärger der Studierenden, allerdings machte einer der Senatsmitglieder in einer Erklärung deutlich, für ihn handele es sich um eine Stellvertreterdebatte, „hinter der sich in Wahrheit ganz andere Konflikte verstecken“. Auch sprach er sich gegen die wiederholte Darstellung des Vorfalls als „Bücherverbrennung“, in Anlehnung an Ereignisse insbesondere am 10. Mai 1933, aus. Am Ende stand die Festlegung, dass Aussonderungen wie diese in Zukunft öffentlich gemacht und Richtlinien erarbeitet werden müssten, um mehr Transparenz zu gewährleisten. Weiterhin behielten die Bücher selbst als aussortierte Bestände den Charakter von Arbeitsmitteln und sollten daher zuerst Hochschulangehörigen zur Verfügung gestellt werden.
So hat die umstrittene Aussonderungsaktion mit dieser Regelung für die Zukunft vielleicht doch ein gutes Ende genommen. In jedem Fall weit weniger dramatisch und folgenschwer, als in der Dystopie „Fahrenheit 451“ beschrieben.
Theres Wohlfahrt, Praktikantin Uni-Archiv
50 Jahre Universität Bremen - Ein Besuch im Universitätsarchiv
Die 50 jährige Geschichte der Universität Bremen führte einen Redakteur von buten und binnen Anfang Oktober ins Universitätsarchiv. Im Gespräch mit der Archivleiterin und einer Zeitzeugin werden einige Meilensteine der Bremer Universitätsgeschichte diskutiert. Der kurzweiligen Beitrag bietet zudem eine willkommene Gelegenheit, einen Blick in die Herzkammer des Archivs - die Magazine zu werfen.
Wie ging es zu vor 50 Jahren bei der Eröffnung der Universität Bremen an der Achterstraße, auch dazu gibt es einen kleinen zeitgenössischen Beitrag von Radio Bremen.
Vortragsreihe zur Geschichte der Universität Bremen
Das 50-jährige Jubiläum der Universität Bremen war Anlass, um von unterschiedlichen Standorten aus auf ihre Vergangenheit zu blicken. "Rückblick - Einblick - Ausblick. Streifzüge durch 50 Jahre Universität Bremen" lautete der Titel einer Vortragsreihe, die das Universitätsarchiv Bremen in Kooperation mit dem Institut für Geschichtswissenschaften konzipiert hatte. Die Reihe fand im Sommer- und im Wintersemester 2021 statt.
Die Vorträge wurden aufgezeichnet. Die Videos finden Sie hier.
Das besondere inhaltliche Augenmerk der Vorträge lag neben den universitären Kernbereichen Forschung, Lehre und Studium auch auf Fragen der Mitbestimmung und Transparenz. All dies erfuhr an der Bremer Universität zunächst eine besondere Ausprägung (Stichwort „Bremer Modell“) und war in Teilen sehr umstritten. Während sich einige Vorträge auf die Konstellation der 1970er Jahre konzentrierten, verfolgen andere ihre Themen in die Gegenwart und Zukunft. Welche Herausforderungen hat die Universität aktuell und zukünftig zu bestehen? Wohin kann und soll sie sich entwickeln? Auf welchen Erfahrungen der Vergangenheit lässt sich in der Zukunft aufbauen?
"Die Freie Hansestadt Bremen ist bereit..."
50 Jahre Universität Bremen 1971 – 2021
Szenische Lesung mit der bremer shakespeare company in der Reihe Aus den Akten auf die Bühne
Zum 50-jährigen Jubiläum der Universität Bremen nimmt die Lesung den langen Weg der Universitätsgründung in der Hansestadt in den Blick: Von der Idee einer internationalen Universität in der Nachkriegszeit über eine Campus-Universität mit traditionellem Fächerkanon bis zur Reform-Uni nach dem „Bremer Modell“ hinter dem Stadtwald. Welche Hoffnungen waren mit dem Vorhaben verbunden und welche Widerstände galt es zu überwinden? Welche Konzepte wurden verfolgt und wieder verworfen? Und wie reagierte die Bremer Öffentlichkeit? Flyer
In 2021 finden keine Aufführungen mehr statt. Für 2022 sind weitere geplant. Die Termine werden rechtzeitig hier und auf der Webseite der bremer shakespeare company bekant gegeben.
Über das „Making-Of“ der szenischen Lesung berichteten Dr. Eva Schöck-Quinteros, Peter Lüchinger und Sigrid Dauks Anfang Oktober 2021, bei Wissen um 11 im Haus der Wissenschaft Bremen. Der Kurzvortrag wurde aufgezeichnet und steht zum Nachschauen und -hören auf dem Youtube-Kanal des HdW bereit.
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen aus der Universitätsgeschichte
Einblicke in ein Projekt des Uniarchivs
Seit dem Jahr 2019 führt das Universitätsarchiv Bremen ein Projekt durch, dessen Ziel darin besteht, mündliche Erinnerungen zum Arbeiten und Studieren an der hiesigen Universität zu sammeln und zu sichern. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus der Wissenschaft, Verwaltung und Technik kommen in Interviews zu Wort, auch frühere Studierende. Der Kurzvortrag geht auf das Vorgehen und auf bisherige Erfahrungen im Projekt ein. Ausgewählte interessante, teils auch amüsante Auszüge aus den Gesprächen, durchaus auch das Land bzw. die Stadt Bremen selbst betreffend, runden das Gesagte ab.
Termine / Orte
Montag, 18.10.21, 17:00 Uhr, Gerhard-Marcks-Haus sowie am Dienstag, 19.10.21, 17:00, Kunsthalle Bremen
Geschichte hören - das Universitätsarchiv auf dem Open Campus
Über diesen Link auf eine interaktive Karte können Sie dem Universitätsarchiv im ältesten Gebäude der Universität, dem GW1, einen virtuellen Besuch abstatten. Ein schon historisch zu nennender Kurzfilm bringt Ihnen die Aufgaben und Arbeitsweise des Archivs nahe. In der Pagode 40 geben Ihnen zudem sieben Audiobeiträge Einblick in die Universitätsgeschichte. Bei den Hörproben handelt es sich um kurze Ausschnitte aus Interviews mit Personen, die in der frühen Phase der Universität in Wissenschaft oder Verwaltung gewirkt haben.
Im Notfall gemeinsam
Universitätsarchiv schließt Kooperationsvereinbarung mit dem Staatsarchiv und der Staats- und Universitätsbibliothek
Im November 2020 haben wir mit zwei weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen in Bremen eine Notfallvereinbarung unterzeichnet. Wir schließen uns zu einem Notfallverbund zusammen und sind bereit, einander im Falle eines Brandes oder Wasserschadens gegenseitig unbürokratisch, personelle und technische Hilfe zu leisten. Dies gilt insbesondere für Fragen der Bergung und Sicherung von Kulturgut im Havariefall sowie für die Bereitstellung von Ausweichdepotflächen für eine Überbrückungszeit.
Der Verbund ist für die Aufnahme weiterer geeigneter Einrichtungen in Bremen offen.
Zusammen mit den beiden Einrichtungen freuen wir uns, nun gemeinsam Vorsorge für außergewöhnliche, akute und umfangreiche Schadensereignisse treffen zu können, um den Schutz unseres Kulturgutes zu gewährleisten. Wir hoffen zugleich, auf die Notfallplanungen nie aktiv zurückgreifen zu müssen.
Das Universitätsarchiv hat Geburtstag
Es ist nun 20 Jahre alt.
Wo Generationen wechseln, Ideen entstehen und neue Strategien verfolgt werden, kann Wissen verloren gehen, sofern es nicht weitergegeben wird. Hier kommt das Universitätsarchiv ins Spiel, das sich auch als „Gedächtnis der Universität“ versteht. Im Juni 2000, fast 30 Jahre nach ihrer Eröffnung, hatte sich die Universität ihrer Geschichte besonnen und ein eigenes Archiv unter der Leitung von Dr. Till Schelz-Brandenburg und der Mitarbeiterin Nicole Stöbener eingerichtet. Im zehnten Jahr seines Bestehens konnte das Universitätsarchiv seine jetzigen Räume im GW1 beziehen, dem ältesten Gebäude der Universität und somit selbst ein Stück Universitätsgeschichte. 2011 übernahm Sigrid Dauks die Leitung des Archivs. Neben ihr und Nicole Stöbener gehören auch Thomas Lietz und Dr. Heiko Garrelts zum Archivteam.
Das Universitätsarchiv dokumentiert seit nunmehr 20 Jahren die Geschichte der Universität in ihren unterschiedlichen Facetten anhand von Verwaltungsakten, die an der Universität entstehen (analog oder digital), studentischer Flugblätter, Broschüren und Zeitschriften, Fotos, Plakaten und Nachlässen von Professor*innen sowie durch unterschiedlichste private Sammlungen zur Universität. Dieser vielfältige Bestand wird neuerdings ergänzt durch ein stetig wachsendes Archiv mündlicher Zeugnisse, die im Rahmen eines Zeitzeug*innenprojekts entstehen.
Im Uni-Archiv werden Vorgänge und Ereignisse erfasst, verzeichnet und für künftige Forschung aufbereitet. Regelmäßig machen die Mitarbeiter*innen Aspekte der Bremer Universitätsgeschichte publik durch Kurzartikel, Ausstellungen, Vorträge, Interviews und vieles mehr. Auch arbeitet das Archiv intern der Universitätsverwaltung zu.
Wie viele Uni-Einrichtungen ist es auch außerhalb des Campus eng vernetzt: mit dem Arbeitskreis Bremer Archive, der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Hochschularchive und dem Verband deutscher Archivarinnen und Archivare.
Das Bremer Universitätsarchiv ist vom Campus und aus der Archivlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Herzlichen Glückwunsch!
Prüfungsordnungen - Neuer Online-Service
Die Prüfungs- und Studienordnungen der Universität Bremen liegen für die Jahre 1971-2012 strukturiert nur in analoger Form vor. Sie können nun über ein neues Rechercheangebot des Universitätsarchivs ermittelt werden.
Impressionen aus dem Magazin
Fotografien von Ullrich Altmann
Im Frühsommer 2019 war der Bremer Fotograf Ullrich Altmann mit seiner Digitalkamera zu Gast in unserem Archiv. Auf der Suche nach typischen und unerwarteten Motiven durchkämmte er Magazin- und Archivräume. Eine Auswahl seiner tollen Fotografien haben wir nun für Sie bereitstellt: Impressionen aus dem Magazin
Ein Garten der Lüste und Sieben Thore
Zwei neue Beiträge zu Kunstwerken auf dem Campus
Im Mai 1978 bot sich den Besucherinnen und Besuchern des GW2 an der Uni Bremen ein ungewöhnliches Schauspiel. Sowohl im Foyer als auch auf den Treppen des Gebäudes wurden sie von 25 teils lebensgroßen Figuren(gruppen) erwartet. Diese größtenteils unbekleideten Wesen stellten Szenen aus dem berühmten dreiteiligen Altarbild „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch dar. Die ungewöhnliche Inszenierung http://www.zentralarchiv.uni-bremen.de/kunstweb/Garten.htm eines gut 400 Jahre alten Kunstwerkes hatten Kunststudentinnen und -studenten erarbeitet.
Eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen, war auch ein Anliegen des Künstlers Manfred Nipp. Mit dem Projekt „7 Thore“ http://www.zentralarchiv.uni-bremen.de/kunstweb/Nipp.htm unternahm er im Mai 1988 eine „künstlerische Intervention“ an den früheren Standorten von sieben bremischen Stadttoren. Entstanden sind 21 Metallplatten und 21 Drucke, die seit 1989 im Hörsaalgebäude am Boulevard hängen und sowohl an die historischen Bauwerke als auch an die Geschichte bremischer Stadtentwicklung erinnern.