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Augsburger Aufruf: Gesellschafts-wissenschaftliche Klimaforschung stärken

Über 220 Wissenschafter:innen fordern eine gezielte Förderung der gesellschaftswissenschaftlichen Klimaforschung. Stefanie Baasch vom artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit ist eine Erstunterzeichnerin des Augsburger Aufrufs

Die sozial-ökologische Transformation steckt in einer Umsetzungskrise. Die notwendigen Veränderungen werden jüngst durch geopolitische Verschiebungen noch erschwert. Um die Herausforderungen besser zu verstehen und bewältigen zu können, braucht es eine stärkere gesellschaftswissenschaftliche Klimaforschung.

Klimaziele in der Umsetzungskrise

Über 220 Wissenschaftler:innen fordern im Augsburger Aufruf eine gezielte Förderung dieses Forschungsbereichs. Am 27. März 2025 wurde der Aufruf auf der Jahrestagung des Deutsches Klima-Konsortium e.V. der Öffentlichkeit durch die DKK-Vorsitzende Prof. Dr. Angela Oels vorgestellt. Er ist das Ergebnis der Tagung „Umsetzungskrise in Klimaschutz und -anpassung sowie mögliche Auswege“.

Auf Einladung des DKK trafen sich vom 17. bis 19. Februar 2025 mehr als 100 führende deutsche Wissenschaftler:innen aus den Gesellschaftswissenschaften am Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg. Die Tagung wurde mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom DKK und dem Zentrum für Klimaresilienz ausgerichtet.

Ein zentrales Thema der Tagung war die Lücke zwischen ambitionierten Klimazielen und den unzureichenden Maßnahmen zu ihrer Umsetzung. Deutlich wurde, dass technologische Innovationen wie Geoengineering oder künstliche Intelligenz hierfür nicht ausreichen können. Die Verfasser:innen des Aufrufs betonen: Notwendig sind tiefgreifende gesellschaftliche Transformationsprozesse, die nachhaltige Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bewirken.

Gesellschaftliche Konflikte um sozial-ökologische Transformationen nehmen zu

Dr. Stefanie Baasch ist Humangeographin und Leiterin der Forschungsgruppe Social-ecological Governance & Justice am artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit. Als Teilnehmerin der Tagung und Erstunterzeichnerin des Augsburger Aufrufs betont sie die aktuelle Bedeutung einer gesellschaftswissenschaftlichen Perspektive in der Klimaforschung:

„Gerade in Anbetracht der zunehmenden gesellschaftlichen Konflikte um sozial-ökologische Transformationen, wie beispielsweise der Energie- oder Mobilitätswende, braucht es eine substanzielle Stärkung gesellschaftswissenschaftlicher Forschung.“

Nötig sind konkrete forschungspolitische Maßnahmen

Trotz ihrer Bedeutung erhält die gesellschaftswissenschaftliche Klimaforschung seit Jahrzehnten nur einen geringen Anteil der Forschungsgelder. Der Augsburger Aufruf fordert daher konkrete forschungspolitische Maßnahmen: 

  1. Eine umfassende Förderung der gesellschaftswissenschaftlichen Klimaforschung durch nationale Forschungsprogramme.
  2. Eine eigenständige Förderung inter- und transdisziplinärer Klimaforschung mit einer führenden Rolle für die Gesellschaftswissenschaften, um verschiedene Wissensformen zu integrieren.
  3. Eine Stärkung von Klimaforschungsnetzwerken und -verbänden für die Ko-Produktion von Wissen, Wissenschaftskommunikation und Transfer.
  4. Eine systematische Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und Mittelbaus im Bereich gesellschaftswissenschaftlicher Klimaforschung.
  5. Eine Institutionalisierung der gesellschaftswissenschaftlichen Klimaforschung, z. B. durch neue gesellschaftswissenschaftliche Abteilungen an bestehenden Großforschungseinrichtungen oder durch eigenständige Institute.

Die Verfasser:innen des Aufrufs bieten sich Politik und Gesellschaft als Dialogpartner an, um gemeinsam der Umsetzungskrise im Klimaschutz zu begegnen. Die gesellschaftswissenschaftliche Klimaforschung strebt eine enge Zusammenarbeit mit der naturwissenschaftlichen Klimaforschung an.

Foto eines Dokuments mit dem Titel "Klimakrise ist Gesellschaftskrise: Augsburger Aufruf für eine Stärkung der gesellschaftswissenschaftlichen Klimaforschung"
Stefanie Baasch, artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit
Dr. Stefanie Baasch vom artec ist eine Erstunterzeichnerin des Augsburger Aufrufs