* mit Einführung von Rainer Stollman
Der Schönheitsfetischismus der Tauschgesellschaft macht Liebe zweifelhaft. Ein perfekt schöner Mensch kann nie sicher sein, ob er wirklich geliebt wird oder dem anderen nur als Trophäe oder Dekoration dient. Adorno geht so weit zu sagen, dass für wahre Liebe heute ein Beleg in Form eines (körperlichen) Fehlers vorhanden sein muss. Nur wenn einer meine erkennbaren Fehler mitliebt, ist es gewiss Liebe. Der Halunke Dr. Popaul macht sich diese Zusammenhänge auf kuriose Weise zunutze, indem er hässliche Frauen verführt. Er heiratet die Tochter eines reichen Arztes und übernimmt dessen Klinik. Natürlich betrügt er seine Frau, landet aber nach einem Unfall selbst in der Klinik. Die überaus komische erotische Börsenspekulation a la baisse funktioniert auf der Beziehungsebene auch nicht auf Dauer.
Docteur Popaul – F/I 1972, Regie: Claude Chabrol, mit Jean-Paul Belmondo, Laura Antonelli, 97 Min., DF.