UPWEB - Das Welfare-Brikolage Projekt

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Das Welfare-Brikolage Projekt („UPWEB – Understanding the practice and developing the concept of welfare bricolage“) untersucht, wie sich Bewohner superdiverser urbaner Nachbarschaften mit Gesundheitsdiestleistungen versorgen. Das Projekt berücksichtigt die zunehmende soziale und kulturelle Diversität städtischer Bevölkerungen und die damit verbundene Notwendigkeit, neue Versorgungskonzepte zu entwickeln. Unter Wohlfahrts-Brikolage verstehen wir die verschiedenen Praktiken, durch die Individuen formelle und informelle, säkulare und religiöse, lokale, überregionale und transnationale sowie web-basierte Gesundheitsdienstleistungen im öffentlichen und privaten Sektor sowie im NGO-Sektor kombinieren, um ihren Bedarf an gesundheitlicher Versorgung zu decken. Neben quantifizierbaren Dimensionen geht es insbesondere um qualitative Faktoren, die Zugangsmöglichkeiten, Versorgungsqualität und Interaktionen im Gesundheitswesen prägen. Darüber hinaus zielt das Projekt auf die Untersuchung von Gründen für die (Nicht)-Nutzung bestimmter Gesundheitsangebote ab. Es werden sowohl die Perspektiven der Nutzer der Gesundheitsleistungen als auch die der Anbieter erfasst.

Das UPWEB Projekt ist eine interdisziplinäre und komparative Querschnittsstudie. Die Forschung wird in jeweils einem benachteiligten und einem von Gentrifizierung betroffenen Stadtteil in den vier europäischen Städten Birmingham, Bremen, Lissabon und Uppsala durchgeführt. Das Forschungsdesign setzt eine sequentielle Logik in vier Phasen um: In der ersten Phase erstellen wir durch einen Methodenmix aus teilnehmender Beobachtung, Experten- und Bewohnerinterviews sowie der Auswertung und Zusammenführung stadtteilbezogener statistischer Basisdaten, Portraits der Stadtteile und von deren Gesundheitsangeboten. In der zweiten Phase generieren wir mittels teilnehmender Beobachtung und qualitativer Interviews pro Stadtteil 20 ethnographische Fallstudien zu den Wohlfahrts-Brikolage-Praktiken unterschiedlicher Bewohnerinnen und Bewohner. Hinzu kommen 10 Fallstudien über Gesundheitsanbieter pro Stadtteil. In einem dritten Schritt entwickeln wir auf Grundlage dieser Fallstudien erste Modelle von Wohlfahrts-Brikolage, die in einer vierten Phase durch einen epidemiologischen Survey mit 600 Anwohner-Interviews pro Stadtteil getestet und in ihrer sozialen Verteilung erforscht werden. Als Element einer kollaborativen Wissensproduktion stellen wir bereits ab der ersten Forschungsphase fünf Bewohnerinnen und Bewohner pro Stadtteil ein und bilden sie als Community-Researcher aus. Ihre Sprachkompetenzen und ihre ortsbezogenen Kenntnisse und Erfahrungen ermöglichen uns Zugänge zu Bewohnerinnen und Bewohnern, die wir sonst nicht erreichen könnten und ermöglichen interessante Insider-Perspektiven.

Das UPWEB Projekt wird von Prof. Dr. Michi Knecht, Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft der Universität Bremen in Kooperation mit Professor Hajo Zeeb und Dr. Tilman Brand, Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, geleitet. Wissenschaftliche Mitarbeiter des Projektes sind die Gesundheitswissenschaftlerin Dr. Florence Samkange-Zeeb und der Ethnologe Dr. Martin Gruber. Gefördert wird das Bremer Teilprojekt über drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 300.000 Euro im Rahmen des Forschungsprogramms „Welfare State Futures“ des europäischen Forschungsförderungsnetzwerks NORFACE.

Kontakt
Prof. Dr. Michi Knecht
Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft (IFEK)
Universität Bremen
Enrique-Schmidt-Straße 7
28359 Bremen
knecht[at]uni-bremen.de

Projektmitarbeiter*innen
Dr. Florence Samkange-Zeeb
Dr. Silja Samerski
Dr. Martin Gruber

Laufzeit
3 Jahre

Finanzierung
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Forschungsprogramms „Welfare State Futures“ des europäischen Forschungsförderungsnetzwerks NORFACE.