Urban Agriconnect (UAgriCo) – Dynamisches Modell des gesellschaftlichen Wandels zur Bioökonomie im urbanen Raum

UAgriCo

„Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel, Modul 2 (1): UAgriCo – Dynamisches Modell des gesellschaftlichen Wandels zur Bioökonomie im urbanen Raum“

Kann die Vernetzung der urbanen Imkerei und Agrikultur eine nachhaltige, gemeinschaftliche Lebens- und Wirtschaftsweise im urbanen Raum unterstützen? Dieser Frage geht das interdisziplinäre Projekt anhand von Reallaboren auf Stadtteilebene nach um auf der Basis ethnologisch-kulturwissenschaftlicher Daten ein realitätsnahes, agentenbasiertes Simulationsmodell zu entwickeln, das diese Frage auch unter veränderlichen Rahmenbedingungen beantworten kann.

Der Welt-Agrarbericht schlägt explizit vor, den Problemen der industriellen Agrarwirtschaft - ein immenser Ressourcenverbrauch, Monokulturen und die Abhängigkeit vom Öl - zu begegnen, indem kleinbäuerliche Strukturen wiederhergestellt werden. Mit Blick auf den anhaltenden Prozess der Urbanisierung weltweit ist die Stadt als Ort der Umsetzung dieser Empfehlung naheliegend. Im Gegensatz zu ländlichen Gebieten lässt sich in Städten beobachten, dass neu entstehende, kleinteilige Agrarstrukturen durchaus einen hohen Technisierungsgrad aufweisen und dabei die IT- und Kommunikationsinfrastruktur der Städte nutzen. Im Zentrum der damit verbundenen Forschung steht, die komplexen Zusammenhänge, Dynamiken und Konfliktpotenziale des aus vielen Einzelakteuren bestehenden ökologisch-ökonomischen Systems der Stadtimkerei und der urbanen Landwirtschaft, welches in den Transformationsprozess der Agrarwirtschaft hin zu einer Bioökonomie begriffen ist, besser verständlich zu machen.

Das Forschungsvorhaben legt großen Wert auf die partizipative und realistische Umsetzbarkeit. Deshalb kommt ein ethnographisch-experimenteller bottom-up Ansatz auf verschiedenen Akteursebenen zum Einsatz, der von klar umgrenzten, aber gleichzeitig technisch und sozial innovativen Reallaboren ausgeht: Zur Datengenese werden dazu in Stadtteilen, die als Reallabore dienen, kulturwissenschaftliche Methoden wie ethnographische Feldforschungsdaten erhoben sowie Bienenstöcke und eine Vernetzungsplattform zum Erproben einer gemeinschaftlichen Bewirtschaftung etabliert. Die Modellierung erfolgt als agentenbasiertes Modell, in dem die kulturwissenschaftlich identifizierten Agenten Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten besitzen und das die bestehenden ökologisch-ökonomischen Systeme in Städten realitätsnah und speziesübergreifend abbilden kann. Weiterhin ist es potenziell skalierbar, von der Stadtimkerei auf die gesamte urbane Agrikultur, um einen Wandel zur Bioökonomie nachhaltig zu fördern.

Publikationen zu den Projektergebnissen:

Wichmann, Marie-Helene (2021): Summen in der City und im Internet of Things/Buzzing in the City and the Internet of Things. Transformational potentials of urban apiculture from a social anthropological perspective. In: TATuP Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis (Journal for Technological Assessment in Theory and Practice) Vol 30 No 1: Climate-neutral and intelligent cities in Europe, 50-55        OPEN ACCESS: https://www.tatup.de/index.php/tatup/article/view/6860

Wichmann, Marie-Helene (2021): Stadtimkerei und die gesellschaftliche Transformation zur Bioökonomie aus der multispecies-Perspektive. In: Lukas Fehr & Reinhard Johler (Hg.): Bioökonomie(n). Ethnografische Forschungszugänge und Felder. tvv-Verlag, 149-175

Wichmann, Marie-Helene (2021): Urbane Agrikultur als Netz aus Multispezies-Entitäten. In: Michaela Fenske, Arnika Peselmann & Daniel Best: Ländliches vielfach! Leben und Wirtschaften in erweiterten sozialen Entitäten. Würzburg: Königshausen & Neumann, 255-274

 

Das Projekt ist eine Kooperation des Instituts für Ethnologie und Kulturwissenschaft (IfEK) mit der Kognitiven Neuroinformatik (CNI) der Uni Bremen.

Kontakt
Prof. Dr. Dorle Dracklé
Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft (IFEK)
Universität Bremen
Enrique-Schmidt-Straße 7
28359 Bremen
drackle[at]uni-bremen.de

Projektmitarbeiterin
Marie-Helene Wichmann

Laufzeit
12/2016 - 08/2020

Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)