„Wie viel Sinn braucht die Arbeit?“ Dies ist der Titel des aktuellen Hefts der PERSONALquarterly, für das Dr. Julian Decius zusammen mit Prof. Dr. Heiko Weckmüller (Hochschule Koblenz) und Dr. Michael Knappstein (ISM Dortmund) einen empirischen Artikel darüber geschrieben haben, wie sich die Kommunikation eines Corporate Purpose auf die Arbeitgeberattraktivität auswirkt. Mit Corporate Purpose ist die Daseinsberechtigung von Unternehmen jenseits notwendiger Gewinnerzielung gemeint, zum Beispiel gesellschaftlicher Nutzen oder Umweltorientierung.
In der experimentellen Vignettenstudie sollten sich Young Professionals in die Rolle von Bewerber:innen hineinversetzen und bekamen zufällig zugeteilt verschiedene Karriereseiten eines Unternehmens vorgelegt. Die Karriereseiten unterschieden sich darin, ob den Bewerbenden verschiedene Purpose-Dimensionen oder klassische Attribute der Arbeitgeberattraktivität (u. a. angenehme Arbeitsatmosphäre, ein unbefristeter Vertrag oder ein attraktives Gehalt – zusammengefasst als „Standardkommunikation“ bezeichnet) präsentiert wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass Corporate Purpose – entgegen der Erwartung – nicht zu besserer, sondern nur zu ähnlich hoher Arbeitgeberattraktivität führt wie die „Standardkommunikation“. Dies trifft zu auf die Purpose-Dimensionen gesellschaftlicher Nutzen, Umweltorientierung und Diversität. Die Betonung der Kundenorientierung des Unternehmens und von Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung im Unternehmen schnitten sogar schlechter ab als die „Standardkommunikation“. An dieser Stelle ist weiterer Forschungsbedarf zu den Hintergründen und zur Generalisierbarkeit der Ergebnisse nötig. Positiv lässt sich jedoch festhalten, dass Young Professionals bei der Arbeitgeberwahl offenbar nicht nur auf unbefristete Verträge und Gehälter achten, sondern mindestens ebenso auf „weiche“ und gesellschaftlich bedeutsame Faktoren.