Experiment Mainstream
Differenz und Uniformierung im populären Kino
Das Internationale Bremer Symposium zum Film begeht sein zehnjähriges Jubiläum, indem es sich einem Fragenkomplex widmet, dessen Diskussion für die Kinoöffentlichkeit überfällig ist.
Die alte Streitfrage der Kinodebatten, ob die kunstästhetische Norm des Guten, Schönen und Erhabenen den massenhaft verbreiteten Populärkünsten des 20. Jahrhunderts noch gerecht werden kann, erfährt durch die Globalisierung der Kulturindustrie eine drastische Zuspitzung. Im Bereich der zentralen »Massenkunst« des 20. Jahrhunderts – Film und Kino – lassen sich viele Fragestellungen fokussieren. Muss der Globalisierung eine Regionalisierung entgegengesetzt werden; muss Europa der ökonomischen und kulturellen Übermacht der USA explizit Eigenes entgegenstellen, um nicht nur ästhetische Differenz, sondern auch kulturelle (und nationale) Identität zu bewahren? Führt Hollywood zur Uniformierung der filmischen Ausdrucksweisen? Wie verändert sich das filmische Erzählen, unterliegt es zwangsläufig einem Diktat des Mainstream? Bilden Autorenfi lme und neue Realismuskonzepte mögliche oder nötige Gegenpositionen? Welcher Orientierung kommt heute im Bereich von Film und Kino Avantgarde-Funktion zu? Oder erfüllen Teile des Mainstream diese Funktion, indem sie mehr Vielfalt als erwartet aufweisen und zugleich das Kino-Ereignis aufwerten, mithin zum »Kino der Attraktionen« zurückkehren und so vielleicht das Kino fürs erste retten?