* mit Einführung von Rainer Stollman
Die Familie ist nach Freud die Brutstätte der Beziehungsarbeit. Was Liebe sein soll, lernt jeder Mensch zuerst hier. Sie ist aber auch die „Keimzelle des Staates“ (Friedrich Engels), in der Ordnung, Unterordnung, Verinnerlichung der Macht, Aufgabe des eigenen Willens gelernt werden. In einer großbürgerlichen Familie noch mehr als in einer proletarischen. In Pasolinis Film sprengt ein Engel der Erotik nach und nach alle Familienbande. (Karl Kraus hätte gesagt: Er sprengt „die ganze Familienbande“.) Die Frage ist, ob hier gnadenlos das Grausame und Asoziale der Liebe oder das Lieblose der Familie oder beides zu Ende geführt wird.
I 1968, Regie: Pier Paolo Paolini, mit Silvana Mangano, Massimo Girotti, 98 Min., OmengU.