Auf dem Weg zur inklusiven Schule

Die Bedeutung von Teamarbeit und Kooperation für die Umsetzung der schulischen Inklusion in Bremen

Aktuelle Ausgangssituation

Bereits mit der Verabschiedung des Schulgesetzes in 2009 hat sich das Bundesland Bremen auf den Weg begeben, das Bildungssystem in inklusivem Sinne auszubauen. Wenngleich diese frühe Umstellung auf der rechtlichen Ebene zahlreiche positive Effekte (u.a. Senkung der ‚Exklusions-’‚ und Erhöhung der ‚Inklusionsquoten’) begünstigte, gibt es in der schulischen Praxis nach wie vor Handlungsbedarf bezüglich der Umsetzung inklusiver Bildungsangebote (vgl. Haas; Arndt 2015).

Vorliegende Befunde sowohl von Seiten der Schulentwicklungsforschung als auch der Inklusionsforschung verweisen auf notwendige Voraussetzungen und Veränderungen die für den Entwicklungsprozess hin zu einer inklusiven Schule relevant sind und die auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden müssen: auf der Ebene der Gesellschaft, der Organisation, des Unterrichts und der Personen (siehe u.a. Rolff 2010 und Europäische Agentur für die Entwicklungen in der sonderpädagogischen Förderung 2005).

Als ein wesentlicher Aspekt inklusiver Schulentwicklung wird die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams dargestellt. Daher ist es notwendig die Teamarbeit und Kooperation der beteiligten Lehrkräfte auf der Ebene der Organisation, des Unterrichts und des Personals zu analysieren.

 

Fragestellung

Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen einerseits Herausforderungen, Entwicklungs- und Handlungsbedarfe in Bezug auf die inklusive Schulentwicklung auf verschiedenen Ebenen analysiert werden. Zum anderen soll mit Blick auf eine inklusive Professionalisierung die Frage geklärt werden, welche Kompetenzen Lehrkräfte für die aktive Ausgestaltung dieses Prozesses benötigen und welche veränderten Anforderungen an die pädagogische Professionalität darin enthalten sind.

Folgende Forschungsfragen sind leitend:

  • Welche inklusionsfördernden strukturellen und individuellen Voraussetzungen sind bezüglich Kooperationen und Teamarbeit an bremischen Oberschulen gegeben und welche konkreten Herausforderungen bestehen aktuell?
  • Welchen Entwicklungs- und Unterstützungsbedarf beschreiben die an dem Prozess Beteiligten, um eine inklusive Schulentwicklung zu begünstigen? 

 

Zielsetzung

Ziel des Forschungsprojektes ist es repräsentative Aussagen über die Herausforderungen, Entwicklungs- und Handlungsbedarfe von Aspekten der Kooperation und Teamarbeit machen zu können, die auf der Ebene der Organisation, des Unterrichts und des Personals im Rahmen der inklusiven Schulentwicklung an den Bremer Oberschulen bestehen. Es sollen folglich Indikatoren inklusiver Schulentwicklung identifiziert und konkrete Handlungsbedarfe abgeleitet werden, was insgesamt zur Verbesserung der inklusiven Schulentwicklung und zur Professionalisierung der Lehrerbildung im Land Bremen beiträgt.

Im Kontext inklusiver Schulentwicklung sind dabei nach Rolff (2012) die Ebenen der Organisations-, der Unterrichts- und der Personalentwicklung näher zu analysieren.

  • Ebenenmodell der Schulentwicklung

Um diese Ebenen in Bezug auf die Ausgangsfrage in Bremen umfassend analysieren zu können, stehen die Sichtweisen und Praktiken der an dem Prozess der Schulentwicklung Beteiligten (Lehrkräfte, Schul- und ZUP-Leitungen) im Fokus.

 

Methodischer Zugang

Einbindung des Forschungsprojekts in die Lehre

Das gesamte Forschungsprojekt ist eingebunden in den Lehrbetrieb des Fachbereichs 12 der Universität Bremen und hier insbesondere in den Weiterbildenden Masterstudiengang Inklusive Pädagogik, der u.a. von Lehrkräften der Bremer Oberschulen besucht wird. In diesem wurden die ersten bereits vorliegenden 15 Interviews im Rahmen von Masterarbeiten erhoben, bei welchen sowohl Regelschullehrkräfte als auch solche mit einer sonderpädagogischen Ausbildung befragt wurden. Neben einer Priorisierung von Aspekten des forschenden Lernens in den Seminaren, ermöglicht dies einen sehr unkomplizierten Zugang zum Forschungsfeld. Weitere 30 Interviews sollen im kommenden Semester von Masterstudierenden im grundständigen Studium Inklusive Pädagogik und im Weiterbildenden Masterstudiengang Inklusive Pädagogik erhoben werden.

Vorgehen im Forschungsprozess

Literatur aus der Schulentwicklungsforschung, Schuleffektivitätsforschung und Inklusionsforschung wird im Hinblick auf die Ebenen der Organisations- Unterrichts- und Personalentwicklung analysiert. Es wird sich hierbei an dem drei-Ebenen-Modell der Schulentwicklung nach Rolff (2010) orientiert. Zudem steht bei der Analyse das Gelingen von Teamarbeit- und Kooperation, als ein zentrales Merkmal für die inklusive Schulentwicklung im Vordergrund. Ergebnisse aus bisher veröffentlichten Forschungsarbeiten werden ebenfalls im Hinblick auf diese Ebenen analysiert. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wurden die Interviewfragen formuliert, die sich auf die oben genannten Ebenen beziehen. Es werden Schulleitungen, ZUP-Leitungen und Lehrkräfte (Lehrpersonal zu den Themenschwerpunkten Teamarbeit in Bezug auf Unterricht und Personalentwicklung, Schul- und ZUP-Leitungen zu dem Thema Organisationsentwicklung).

Die erhobenen Interviews werden transkribiert und anhand der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2007) ausgewertet. Im Rahmen der Untersuchung dient das Verfahren der inhaltlichen Strukturierung dazu, die Gelingensbedingungen für Teamarbeit und Kooperation im Kontext inklusiver Schulentwicklung in Bezug auf die unterschiedlichen Ebenen zu erfassen.

Das Erhebungsdesign ermöglicht eine umfassende Analyse der gegenwärtigen Gegebenheiten, auch mit Blick auf Zusammenhänge zwischen den Ebenen.

 

Weitere Informationen und Kontakt

Im Rahmen dieses Projektes können weitere Masterarbeiten geschrieben werden. Bei Interesse und für nähere Informationen zum Forschungsprojekt können Sie sich gerne an uns wenden:

Lehreinheit Inklusive Pädagogik
Weiterbildungsstudiengang Inklusive Pädagogik
 

Dr. Ingrid Arndt
Lektorin
Bibliotheksstraße
GW 2, B1560 
28359 Bremen
Telefon dienstl. (0421)218-69313
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Dr. Benjamin Haas

Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Institut für Sonderpädagogik

E-Mail: B.Haas@em.uni-frankfurt.de

 

Literatur

  • Haas, Benjamin; Arndt, Ingrid (2017): Auf dem Weg zur inklusiven Schule. Die Bedeutung von Teamarbeit und Kooperation für die Umsetzung der schulischen Inklusion in Bremen. Eine Expertise gefördert von der Max-Traeger-Stiftung (Veröffentlicht am 01.11.2017), URL: https://www.gew.de/publikationen/publikationen/list/bundesland/hauptvorstand/?tx_aapublications_publications%5Bconstraints%5D%5Bsearch%5D=inklusion&cHash=2ad2782b785327679e31c3ddd2ece5ce
  • Europäische Agentur für Entwicklungen in der sonderpädagogischen Förderung (Hrsg.) (2005). Integrative und inklusive Unterrichtspraxis im Sekundarschulbereich. Zusammenfassender Bericht. Odense, Brüssel.
  • Haas, B.; Arndt, I. (2015). Zum aktuellen Stand der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in Bremen. Gemeinsam leben. Zeitschrift für Inklusion. 4/2015, 255-260.
  • Rolff, H.-G. (2010). Schulentwicklung als Trias von Organisations-, Unterrichts- und Personalentwicklung. In T. Bohl, C. Schelle, W. Helsper (Hrsg.): Handbuch Schulentwicklung (pp. 29-36). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Werning, R. (2012): Inklusive Schulentwicklung. In: Moser, V. (2012): Die Inklusive Schule. Standards für die Umsetzung. Stuttgart: Kohlhammer, 49-61. 
    Aktualisiert von: rudkowski