Der Bremer Studienpreis wird von der Gesellschaft der Freunde der Universität Bremen und der Constructor University (unifreunde) verliehen und zeichnet herausragende Dissertationen, Master- oder Staatsexamensarbeiten aus. Darüber hinaus stiftet die Firma Bruker Daltonics GmbH & Co KG einen Preis für eine Dissertation im Bereich Natur- und Ingenieurwissenschaften der Universität Bremen. Der Preis für eine Master- oder Staatsexamensarbeit ist mit 500 Euro dotiert, der Preis für eine Dissertation mit 1.000 Euro.
Maylin Homfeldt erhält den Preis für ihre Masterarbeit im Fachbereich Produktionstechnik der Universität Bremen. In ihrer Arbeit hat sie sich mit einer innovativen Methodik beschäftigt, um Qualitätsmängel frühzeitig zu erkennen, ihnen entgegenzusteuern und sie zukünftig zu vermeiden. In der Auseinandersetzung mit dem additiven Prozess des Binder Jettings hat sie mit der Contact-Image-Sensor Einheit (CIS) eines handelsüblichen Dokumentenscanners gearbeitet. Dieser hat es ihr ermöglicht, Bilder des Metallpulverbettes mit eingebrachtem Binder zu generieren und mit einem Algorithmus auszuwerten. Auf diese Weise konnte sie die tatsächliche Bindereinbringung mit der Soll-Bindereinbringung vergleichen und geometrische Abweichungen feststellen. Maylin Homfeldt ist Alumni des interdisziplinären Studiengangs „Prozessorientierte Materialforschung“ (ProMat), der vom MAPEX Center for Materials and Processes initiiert wurde. Ihre Abschlussarbeit ist am Fraunhofer IFAM entstanden. Aktuell arbeitet sie am Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien (IWT) in der Abteilung Leichtbauwerkstoffe.
Dr. Isabell Grothaus erhält den Sonderpreis der Firma Bruker Daltonics GmbH & Co.KG. für ihre Dissertation. In dieser eröffnet sie neue Einblicke in die Welt des Zuckers. Sie hat im Rahmen ihrer Dissertation neue Methoden entwickelt, um die dreidimensionale Struktur von Zuckern namens N-Glykane zu analysieren und deren Flexibilität zu untersuchen, die entscheidend für ihre Funktion ist. Zucker ist nämlich nicht nur ein Energielieferant, sondern spielt eine zentrale Rolle im menschlichen Körper. Auf Zelloberflächen bildet er eine Art ‚Zuckerglasur‘, die entscheidend für die Zellkommunikation und den Schutz vor Krankheiten ist. Veränderungen in dieser Zuckerschicht, etwa durch Tumore oder Parasiten, können schwere Erkrankungen fördern. Anwendung finden könnten Grothaus’ Methoden in der Bekämpfung der Schlafkrankheit, einer Tropenerkrankung, die durch den Parasiten „Trypanosoma congolense“ verursacht wird. Der Parasit manipuliert die Zuckerschicht der roten Blutkörperchen im menschlichen Körper, was zu schweren Krankheitssymptomen führt. Grothaus konte zeigen, dass die Flexibilität von Zuckerstrukturen die Aktivität eines bestimmten Enzyms des Parasiten beeinflusst. Durch gezielte Eingriffe in diese Strukturen könnte in Zukunft ein neuer Ansatz zur Behandlung entwickelt werden. Diese Fortschritte könnten auch die Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs oder andere Krankheiten vorantreiben, da sie helfen, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Zucker und Enzymen im Detail zu verstehen. Die Entdeckung markiert einen wichtigen Schritt zur Entschlüsselung des ‚Zuckercodes‘, der entscheidend für viele biologische Prozesse ist. Grothaus’ Dissertation mit dem Titel „Conformational phase spaces of N-glycans under the computational microscope” ist in der Hybrid Materials Interfaces Group an der Universität Bremen entstanden.
Bei der Veranstaltung im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft würdigten Irene Strebl, Staatsrätin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, Professor Michal Kucera, Konrektor für Forschung und Transfer, und Dr. Georg Mecke, Vorstand der unifreunde, die Leistungen der insgesamt acht Preisträger:innen.
Michal Kucera rief dazu auf, auch die Wissenschaftsfreiheit zu feiern. „Wissenschaftsfreiheit“, so der Konrektor, „ist die Grundlage zur Förderung von Forschenden. Wir brauchen einen wissenschaftlichen Nachwuchs, der dazu befähigt und ermutigt wird, sich frei zu entfalten, sich Forschungsthemen selbst zu setzen, ergebnisoffen zu forschen und sich auch mit kontroversen Themen kritisch auseinanderzusetzen. Nur in einer Umgebung, die kreative und innovative Ideen zulässt, können sie ihr Potenzial voll entfalten und zu hervorragenden Wissenschaftler:innen der nächsten Generation werden. Also lassen Sie uns heute Abend einmal bewusst auf das schauen, was wir sonst gar nicht bewusst wahrnehmen, weil es eben immer da ist. Lassen Sie uns neben den hervorragenden Leistungen der Preisträger:innen auch die Wissenschaftsfreiheit bei diesem Anlass gemeinsam feiern.“
Quellen und weitere Informationen
Ausschreibung Bremer Studienpreis