Teilprojekt 1

Planvorgaben, Wissenstransfer und Produktivität in der DDR

Bearbeitung

Björn Jindra (Universität Bremen, Leitung), Moritz Hennicke (Universität Bremen, 100%), Ann Hipp (Universität Bremen, 20%), Paul Hünermund (Research Fellow, Copenhagen Business School)

Fragestellung(en)

  1. Wie wirkte sich der Austausch von Wissen zwischen den Erfindern auf die Produktivität in den wirtschaftlichen Sektoren der DDR aus?
  2. Welchen Einfluss hatten Planvorgaben auf Erfindertum und Produktivität in der DDR?

Vorgehensweise

Die bisherigen Befunde aus der 1. Förderphase in TP 1 zeigen, dass es trotz sinkenden Wirtschaftswachstums und der Blockaden im System technischen Fortschritt in der DDR gab, der zur Produktivität des Landes beigetragen hat (Hipp et al., 2021, 2022b, 2023). Bisher fehlen allerdings Erkenntnisse darüber, wie bedeutende Erfinder der DDR in Teams kooperierten und wie sich politische Planvorgaben der SED auswirkten (Augustine, 2020). Anknüpfend an diese Vorarbeiten soll der Forschungsstand unter Nutzung und Ausbau der DDR-Patentdatenbank und Kennzahlen der Produktivität (Hipp et al., 2022a, 2023) in Hinblick auf folgende Punkte erweitert werden:

(1) Aufbauend auf dem Konzept der „Star Scientists“ (Kehoe/Tzabbar, 2015) sollen bedeutende Erfinder und ihre Teams anhand des DDR-Patentdatensatzes identifiziert sowie in ihrer Wirkung auf die Produktivität in den wirtschaftlichen Sektoren analysiert werden. Dabei sollen neben den Erfinderteams auch Rückschlüsse auf den Wissensaustausch zwischen den Organisationen (Kombinate und Akademien der Wissenschaften) in den Blick genommen werden. Mit dieser quantitativen Analyse soll ein komplementäres Verständnis über Blockaden in Generierung und Austausch von Wissen in der DDR geschaffen werden. Die Erweiterung der DDR-Patentdatenbank soll als Input für die Analyse des Innovationsgeschehens in Ostdeutschland nach der Transformation in TP 2 dienen.

(2) Zudem sollen die Auswirkungen der politischen Planvorgaben auf den technischen Fortschritt und die Produktivität in der DDR analysiert werden. In keinem Wirtschaftsbereich der DDR zeigte sich das Ausmaß der Planvorgaben so deutlich wie im strategisch wichtigen Sektor der Landwirtschaft, in dem das SED-Regime mit Kollektivierungen und massiven Investitionen frühzeitig hohe Produktivität und Autarkie herstellen wollte (Ludwig 2017). Entgegen der Erwartungen des SED-Regimes vermerkte die Landwirtschaft jedoch den höchsten Produktivitätsverlust aller Sektoren der DDR (Ludwig 2023). Um Evidenz über die Folgen der politischen Maßnahmen zu schaffen soll die Begründung der Planvorgaben und deren Auswirkungen auf die Tätigkeit in den LPGs untersucht werden. Die Erweiterung der Patentdaten und die Nutzung von Archivmaterial für die Jahre von 1945 bis 1968 sollen Rückschlüsse auf die Kollektivierungsvorgaben und ihren Beitrag zur Produktivität geben.

Aktualisiert von: AG Günther