TP 2: Erbe des DDR-Innovationssystems
Das Erbe des DDR-Innovationssystems in den ostdeutschen Regionen
Bearbeitung: Michael Fritsch (Friedrich-Schiller-Universität, Leitung), Michael Wyrwich (Friedrich-Schiller-Universität, Leitung), Maria Kristalova (Friedrich-Schiller-Universität, Universität Bremen)
Fragestellungen:
- Inwieweit sind Innovationsprozesse in Ostdeutschland durch ein „Nachleben“ des sozialistischen Innovationssystems DDR-geprägt, und inwieweit beeinflusst dies die heutige Effizienz von Innovationsaktivitäten in Ostdeutschland?
- Welche Unterschiede in Bezug auf Effizienz von Innovationsaktivitäten bestehen zwischen Regionen in den Neuen und Alten Ländern einerseits sowie im Vergleich zu ostmitteleuropäischen Regionen andererseits? Welche Rolle spielt dabei das Erbe des sozialistischen Innovationssystems?
- Inwiefern knüpft die Reorganisation von Innovationsprozessen in den Regionen der Neuen Länder an Gegebenheiten aus der Zeit vor 1945 an? Haben die historischen Einflüsse einen positiven oder negativen Effekt auf Innovationsprozesse?
Vorgehensweise (Bearbeitung):
Die im TP1 auf Makroebene analysierten Blockaden des technischen Fortschritts hatten ihren Ursprung im Innovationssystem der DDR. Es orientierte sich stark an dem der Sowjetunion und war weitgehend linear ausgerichtet. Neue Produkte und Technologien sollten aus den Wissenschaftseinrichtungen direkt zur Produktion an die Betriebe transferiert werden (Günther et al. 2010a). Ein wesentliches Kennzeichen marktwirtschaftlicher Innovationsysteme ist hingegen eine interaktive Verknüpfung von Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen über den gesamten Innovationsprozess (Cantner/Graf 2006, Lundvall 1992) einschließlich innovativer Gründungen, wobei technologische Entwicklungen wesentlich durch Bedürfnisse der Nutzer getrieben werden (Hippel 2005). Vor diesem Hintergrund fand nach 1989 eine enorme Transformation auch des Innovationssystems statt (Fritsch/Meyer-Krahmer/Pleschak 1998).
Innerhalb Ostdeutschlands bestehen heute wesentliche regionale Unterschiede hinsichtlich der Innovations-, Gründungs- und Internationalisierungaktivitäten und mithin der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Zudem ist ein zum Teil erheblicher Rückstand zu den Alten Ländern feststellbar (Fritsch/Graf 2011, Fritsch/Slavtchev 2011, Günther/Stephan/Jindra 2008, Jindra 2011). Die Entwicklungsdisparitäten sind problematisch, weil sie zu Abwanderung qualifizierter Personen aus den Neuen Ländern führen, die dann wiederum für Innovations- und Gründungstätigkeiten fehlen. Vorliegende Analysen zeigen, dass die Disparitäten mit Strukturunterschieden allein nicht erklärt werden können (Günther et al. 2010b, Peri/Urban 2006). Eine wesentliche Forschungslücke besteht daher darin, zu klären, inwieweit die Innovationsschwäche über die bekannten Strukturmerkmale hinaus auf ein institutionelles Erbe des Sozialismus (und der Zeit davor) zurückzuführen ist.
Um diese Forschungslücke zu adressieren, werden historische Daten (1945-1990 und für die Zeit vor 1945), darunter insbesondere Patentindikatoren zur Abbildung der Erfindertätigkeit und Indikatoren der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie Internationalisierung, auch für ostmitteleuropäische Vergleichsregionen aufbereitet. Es werden damit vergleichende regionale Effizienzanalysen mittels quantitativer ökonometrischer Verfahren durchgeführt (Dettmann et al. 2015, Fritsch/Slavtchev 2011 und 2010).
Es erfolgt in diesem TP eine enge Zusammenarbeit mit dem TP3, inbes. bei der Erschließung der historischen Daten. Hinsichtlich der Analyse unternehmerischer Potentiale in den Regionen werden die qualitativen Analysen des TP6 zur Hypothesenbildung in diesem TP berücksichtigt.
Für mehr Informationen, siehe den eigenen Internetauftritt des Teilprojektes...