Vortrag zu Möglichkeiten und Herausforderungen in der Ausgestaltung von Auslandspraktika im Lehramtsstudium - Murzenz, Schweiz 22.6.23
Der aktuelle Lehrkräftemangel lässt den bereits seit Langem bestehenden Ruf nach früheren und längeren Praxisphasen im Lehramtsstudium immer lauter werden. Während das Ziel, dabei praktische Handlungskompetenzen zu erwerben, eigenen Unterricht durchzuführen als besonders erstrebenswert gilt, rückt die wissenschaftlich fundierte, analytisch orientierte Reflexion von Schule und Unterricht(spraxis), darunter auch ihre nationalstaatliche Verfassung und Begrenzung des Systems, in dieser Diskussion immer stärker in den Hintergrund. Das hat auch Konsequenzen für die Etablierung von für die Persönlichkeitsentwicklung und Professionalisierung angehender Lehrkräfte so impulsgebenden Auslandspraktika im ohnehin streng reglementierten Lehramtsstudium.
Eine Fokussierung auf Erfüllung von im nationalen Kontext etablierten Strukturbedingungen und Kompetenzzielen der Praxismodule beschränkt eine Öffnung des Studiums für transnationale/-kulturelle Erfahrungen und Professionalisierungsperspektiven (Systemvergleiche, Bildungsziele, Rahmenbedingungen des Lernens und Lehrens...). Zudem verlockt der Lehrer:innenmangel mit Aussicht auf unmittelbaren Einsatz in Schulen zum Verbleib im Land. Es steht zu befürchten, dass die Praxis vor Professionalisierung gestellt wird. Eine handlungspraktische Kompetenzorientierung mindert Chancen auf offene Selbst- und Welterfahrungen. Die Aussicht auf Handlungssicherheit durch Praxis im vertrauten Inland verhindert eine produktive Irritation von (national geprägten) Normalitätsannahmen durch Auslandspraktika.
Wie das Bremer Projekt „Diversity and Inclusion in Teacher Education" vor diesem Hintergrund dennoch Strukturen zu schaffen versucht, die Auslandspraktika bei ausgewählten Hochschulpartner*innen weltweit attraktiv und praktikabel macht, war Gegenstand eines Vortrags auf dem 5. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Schulpraktische Studien in Zürich. Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu erläutert im Rahmen eines gemeinsamen Vortrags mit der Schulpädagogin, Prof. Dr. Gabi Bellenberg von der Ruhr-Universität Bochum am 22.06.2023 die Erfahrungen aus dem Projekt „Diversity and Inclusion in Teacher Education" mit Möglichkeiten und akademischen Begrenzungen der Ausgestaltung von Auslandspraktika im Rahmen von Langzeitpraktika in Deutschland. Dabei fand der pragmatische Bremer Ansatz, gemeinsam mit den Hochschulpartner*innen im Ausland im Rahmen der engen strukturellen Begrenzungen auf beiden Seiten die Möglichkeiten auszuloten, wie durch größtmögliche Anpassung an die verschiedenen Studienstrukturen der internationalen Partner dennoch attraktive Auslandspraktika umgesetzt werden können, dabei auch Lösungen wie das Praxissemestersplitting zu entwickeln, großes Interesse bei der Zuhörer*innenschaft.
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