Forschung

Forschungskonzept Nachhaltiges Management

Das Forschungskonzept des Fachgebiets Nachhaltiges Management lässt sich am Besten in einem Stufenkonzept darstellen, welche zwar aufeinander aufbauen, aber immer wieder iterativ weiterentwickelt werden. Forschungsgegenstand ist das Handeln wirtschaftender Systeme, mithin Unternehmen, Kommunen, private Haushalte u.a.m. Forschungsziel ist eine in Raum und Zeit verallgemeinerungsfähige Wirtschaftsweise von gesellschaftlichen Systemen, für die ein erweiterter ökonomischer Rationalitätsbegriff benötigt wird. Forschungsheuristik ist der Widerspruch zwischen effizienzorientierter und nachhaltigkeitsorientierter ökonomischer Rationalität.

  1. In der ersten Stufe des Konzeptes wurde ein Nachhaltiges Ressourcenmanagement theoretisch fundiert. Ziel dieser Stufe war es nachzuweisen, dass es für wirtschaftende Systeme durchaus ökonomisch rational ist, sich nachhaltig zu verhalten: nachhaltig im Sinne von substanzerhaltender Entwicklung (sustainable development). In der weiteren Ausarbeitung der Theorie ist das Konzept der Salutogenese erkenntnisleitend. (Literatur Müller-Christ, G. (2001): Nachhaltiges Ressourcenmanagement. Metropolis-Verlag Marburg)
     
  2. In der zweiten Stufe des Forschungskonzeptes stand die Frage im Vordergrund, wie sich die Rationalität der Nachhaltigkeit zum bestehenden Erfolgsbegriff der Managementlehre verhält. In mehreren Forschungsarbeiten (SFB, EU-Projekt) wurde herausgearbeitet, dass nachhaltigkeitsorientiertes Wirtschaften und effizienzorientiertes Wirtschaften widersprüchlich zu einander sind. Während die Politik und Wirtschaft auf einer abstrakten Ebene diesen Widerspruch durch übergreifende Heilsformeln harmonisiert (Ausgleich oder Balance von Ökonomie, Ökologie und Soziales), zeigt sich theoretisch plausibel, dass im Entscheidungskontext diese Widersprüche wieder auftauchen und zu dilemmatischen Entscheidungen führt. Die Managementlehre ist auf den Umgang mit Widersprüchen nicht gut vorbereitet. (Literatur: Müller-Christ, G./Arndt, L./Ehnert, I. (Hrsg.): Nachhaltigkeit und Widersprüche.  Lit Verlag Hamburg 2007)
     
  3. In der dritten Stufe fokussierten die neuen Forschungsfragen daher auf die Notwendigkeit, die Rationalität der Nachhaltigkeit an herkömmliche Entscheidungsprozesse wirtschaftlicher Akteure anschließen zu können. Dabei zeigte es sich, dass das Kernproblem dilemmatischer Entscheidungsprozesse die Legitimation von Trade-offs ist. Wie verarbeiten Akteure Trade-offs in Entscheidungen für einen nachhaltigen Konsum? Wie verarbeiten Unternehmen Trade-offs in Entscheidungen für eine aktiv-gelebte Corporate Social Responsibility oder Umweltschutz? Diese Forschungsheuristik ist auch die Hintergrunddenkfolie bei der Konzipierung systematischer Ressourcenmanagementansätze in ausgewählten Branchen, bspw. der Textilindustrie. Entwickelt wurden auch neue Instrumente eines nachhaltigen Ressourcenmanagements wie beispielsweise der Strategische Nachhaltigkeitsvektor, die wirtschaftsökologischen Unternehmensgrundsätze, das Management von Ressourcenregimen und ein ressourcenorientiertes Nachhaltigkeitsmonitoring. Die Ergebnisse der letzten 10 Jahre wurden zusammenfassend veröffentlicht in: Müller-Christ, G. (2010): Nachhaltiges Management. Einführung in die Ressourcenorientierung und widersprüchliche Managementrationalitäten. Baden-Baden. Nomos Shop
     
  4. In der vierten Stufe wird das Forschungskonzept nun weiterentwickelt zu den Fragen, welche Kompetenzen für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise von Individuen, Unternehmen und Gesellschaften benötigt werden. Aufgenommen wird der Ansatz der Gestaltungskompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung, wie er im Rahmen der UN-Dekade für Bildung für nachhaltige Entwicklung verwendet wird. Insbesondere die folgenden Kompetenzen werden für eine Konzeption eines Sustainable Leadership theoretisch gehaltvoll und empirisch abgesichert operationalisiert: 
  • Kompetenz zum Umgang mit Widersprüchen
  • Kompetenz zur Bewältigung von Trade-offs
  • Kompetenz für Jetzt-für-Dann-Entscheidungen
  • Kompetenz zur Entschleunigung von Prozessen
  • Kompetenz zum Haushalten mit Ressourcen
  • Kompetenz für moralische Entscheidungen
Aktualisiert von: Redaktion