Schnittstellen gestalten

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Prof. Dr. Sabine Doff

Die Lehrkräftebildung in Deutschland ist gründlich, multiperspektivisch, phasenübergreifend und sie dauert (lebens-)lang. Viele Lehramtsstudierende erleben jedoch bereits ihre Ausbildung als fragmentiert: es gelingt darin nicht, die einzelnen Bestandteile gewinnbringend aufeinander zu beziehen; die Theorie ist - wenn überhaupt - nur lose an die früh im Studium verankerten Erfahrungen in der Unterrichtspraxis angebunden. Die Lehrkräftebildung bietet also durchweg ungenutzte Potentiale für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Diese Potentiale liegen insbesondere an den Schnittstellen der beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen, der konstituierenden Felder Theorie und Praxis sowie der beteiligten drei Phasen (Ausbildung, Referendariat, Fort- und Weiterbildung).
Das Projekt des bundesweiten Rahmenprogramms der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ am Standort Bremen ist im Förderzeitraum zwischen 2015 und 2023 angetreten mit der übergreifenden Motivation, die wirkmächtigen Potentiale dieser Schnittstellen zu erkunden, sichtbar zu machen und damit für möglichst viele Beteiligte (besser) nutzbar werden zu lassen.

 

Der Name ist Programm! Mit dem Projekt „Schnittstellen gestalten“ haben wir an der Universität Bremen in den vergangenen acht Jahren folgende Wege entdeckt und bereitet, um die vielfältigen Potentiale der Lehrkräftebildung am Standort nachhaltig auszugestalten:

  • Wir stärken die Verzahnung der an der Lehrkräftebildung beteiligten Disziplinen Fachwissenschaft mit der zugehörigen Fachdidaktik (d.h. der Wissenschaft von der Vermittlung der Fachinhalte) sowie den Bildungswissenschaften.

  • Wir systematisieren Elemente, die Theorie und Praxis aufeinander beziehen.

  • Wir vernetzen unterschiedliche Akteure in der Lehrkräftebildung nachhaltig miteinander.

  • Wir nutzen die Digitalisierung als phasenübergreifende Konstituente für die Weiterentwicklung einer zeitgemäßen Lehrkräftebildung.


Diese Wege führen zu einem abgestimmten Ziel: Gemeinsam haben wir uns auf das Leitbild der Lehrkraft als Reflective Practitioner verständigt.
Reflective Practitioner sind Lehrkräfte, die ihr eigenes Tun vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse, erlernter Theorien und Methoden spiegeln, planen und überdenken können. Unser Leitbild, das wir auch über die Projektlaufzeit hinaus phasenübergreifend gestalten und weiter entwickeln wollen, schließt die dafür erforderlichen Kompetenzen sowie die damit einhergehende Haltung ein.

 

Im Förderzeitraum zwischen 2015 und 2023 wurden diese Wege in fünf Teilprojekten sowie in zwei Initiativen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Lehrkräftebildung entdeckt, gestaltet und sukzessive weiter entwickelt.

  • BOOC – Blended Open Online Courses ist ein interaktives Forschungstool, das den gesamten Prozess von der Entwicklung einer Forschungsfrage bis zur Analyse der Daten unterstützend begleitet.
  • p:ier ist ein fächer- und phasenübergreifendes elektronisches Portfolio, das vielfältige Möglichkeiten bietet zur (Weiter-)Entwicklung von Reflexionsfähigkeit durch professionelle Unterstützung und Begleitung.
  • In SPP – Studien-Praxis-Projekten leisten Studierende in multiprofessionellen Teams gemeinsam mit Akteur:innen aus Schule und Hochschule vielfältige Beiträge zur Unterrichtsentwicklung und Lehrkräfteprofessionalisierung.
  • Die modellhaften Lehrprojekte der Digi-Spotlights implementieren Strategien, Konzeptionen und Best-Practice-Beispiele für die Vernetzung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik in der universitären Lehrkräftebildung.
  • SteBs ist ein zentraler Beitrag zum Bremer Berufsbildungsdialog, der Initiativen zur Stärkung von Strukturen und zur Förderung professioneller Handlungskompetenzen in der Berufsschullehrkräftebildung vereint.
  • Das strukturierte Promotionsprogramm „Duale Promotion“ bietet einen deutschlandweit einzigartigen Qualifizierungsweg für die Kombination einer fachdidaktischen Promotion mit dem Referendariat.

Die in Teilprojekten 1 – 5 sukzessive entstehenden Promotionen wurden im DocNetzwerk „Reflective Practice“ gebündelt, in dem die Graduierten sich inhaltlich und methodisch fortlaufend austauschten und vernetzten.
 

PRODUKTE / TOOLS

BOOC - Blended Open Online Courses

ist ein interaktives Forschungstool, das den gesamten Prozess von der Entwicklung einer Forschungsfrage bis zur Analyse der Daten unterstützend begleitet.

e-Portfolio p:ier

ist ein fächer- und phasenübergreifendes elektronisches Portfolio, das vielfältige Möglichkeiten bietet zur (Weiter-) Entwicklung von Reflexionsfähigkeit durch professionelle Unterstützung und Begleitung.

SPP - Studien-Praxis-Projekte

In SPP – Studien-Praxis-Projekten leisten Studierende in multiprofessionellen Teams gemeinsam mit Akteur:innen aus Schule und Hochschule vielfältige Beiträge zur Unterrichtsentwicklung und Lehrkräfteprofessionalisierung.

Digi-Spotlights

Die modellhaften Lehrprojekte der Digi-Spotlights implementieren Strategien, Konzeptionen und Best-Practice-Beispiele für die Vernetzung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik in der universitären Lehrkräftebildung.

SteBs

ist ein zentraler Beitrag zum Bremer Berufsbildungsdialog, der Initiativen zur Stärkung von Strukturen und zur Förderung professioneller Handlungskompetenzen in der Berufsschullehrkräftebildung vereint.

Kooperationsprogramm Duale Promotion

Das Promotionsprogramm „Duale Promotion“ bietet einen deutschlandweit einzigartigen Qualifizierungsweg für die Kombination einer fachdidaktischen Promotion mit dem Referendariat.

Publikationen

Aus der Forschungs- und Entwicklungsarbeit sind fast 90 Publikationen hervorgegangen. 

Archiv

Hier finden Sie die Dokumentationen der Veranstaltungsformate „Kolleg Reflective Practice" und „Nachgefragt!", einen Film, der die Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu den einzelnen Instrumenten und Maßnahmen illustriert sowie den obligatorischen Pressespiegel.

Evaluation

Ein wichtiges Element in der Forschungs- und Entwicklungsarbeit war die Evaluation: Wir wollten wissen, was von dem, was wir uns inhaltlich vorgenommen haben, tatsächlich bei den Studierenden ankommt. Dieses Wissen war wertvoll, um die Maßnahmen beurteilen zu können und ggf. Veränderungen anzustoßen.